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Deutsches Archäologisches Institut / Römisch-Germanische Kommission [Hrsg.]
Korrespondenzblatt der Römisch-Germanischen Kommission des Archaeologischen Instituts — 1.1917

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Heft 5 (September/Oktober 1917)
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https://doi.org/10.11588/diglit.24883#0177

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römische Funde, Münzen, Keramik usw.
daß die Stelle schon um ein Jahrhundert früher
bewohnt war, ja eine große Menge einheimi-
scher Scherben veranlassen Herrn Atkinson
auch noch eine längere vorrömische Periode
von etwa 400 v. Chr. ab anzunehmen. Hier
möchte ich fragen, ob wirklich diese ein-
heimische Keramik genügend zu datieren
sei. Oft sehen wir doch, hier in Holland
z. B., einheimische Ware gleichzeitig mit
römischer im Gebrauch. Wäre das nicht
auch hier möglich?

Übrigens scheint mir die Arbeit Atkinsons
ein allgemeineres Interesse hauptsächlich
der sehr sorgfältigen Beschreibung dieser
Kleinfunde zu verdanken. Besonders wertvoll
erscheint die von guten Zeichnungen be-
gleitete Ausführung der in vieler Hinsicht
sehr merkwürdigen Keramik, welche mehrere
sonst ziemlich unbekannte Formen aufweist.
Nicht nur die Beschreibung der eigentlich
einheimischen Ware, sondern auch z. B. die
von mehreren Nachahmungen römischer
und belgischer Keramik, bedeutet m. E. eine
wesentliche Bereicherung unserer Kenntnis
auf diesem Gebiete.

Ein großer Teil des Buches wird von
einer ausführlichen Beschreibung der vielen
gefundenen Münzen eingenommen.

Schließlich wurde von Herrn Atkinson in
der Nähe dieser römischen Anlage ein Grab-
hügel aufgedeckt, der eine sächsische Be-
stattung mit mehreren wertvollen Beigaben
enthielt; auch von dieser Ausgrabung be-
richtet er in seinem Buch.

Voorschoten bei Leiden (Holland).

J. H. Hol werda.

J. H. Holwerda, Das Gräberfeld von „De
Hamert“ Well bei Venlo (ohne Ort und
Jahr), 21 Seiten, 26 Tafeln mit Abbil-
dungen.

In der Gegend von Kevelaer und Venlo
auf holländischem Boden, aber dicht an der
deutschen Grenze und im Eigentum des
Rittergutsbesitzers Arthur Mauritz zu Düssel-
dorf, wurde in „De Hamert“ ein Hügel-
gräberfeld beim Urbarmachen der Heide
entdeckt und durch Holwerda ausgegraben.
Auf einem Gelände von etwa 400 m Länge
und 100 m Breite lagen dort dicht bei-
sammen über 100 Grabhügel von etwa 1
bis 22 m Durchmesser. Zwei Hügel, von
denen einer als Grundlage für einen viel
später errichteten Hügel diente und einer
besonders ansehnliche Stücke eines ge-
schweiften Glockenbechers lieferte, weist
Holwerda der ausgehenden Steinzeit oder
beginnenden Bronzezeit zu (vgl. seine Auf-
sätze über Kuppelgräber in der Prähist. Zeit-
schrift 1910 und 1912). Bisher waren solche
Hügel nur in den Gegenden Hollands weiter
nördlich am Rhein gefunden worden. Die
große Masse der Hügel in „De Hamert“ aber
ist nach Holwerda zum Teil einige Jahr-
hunderte vor Christi Geburt von einem galli-

schen Volksstamme errichtet worden, der in
süddeutschen Gegenden die Hallstattkultur
angenommen hatte und dann wahrscheinlich
am Rhein entlang nordwärts gezogen war;
zum Teil jedoch sind die Hügel im ersten
vorchristlichen Jahrhundert und den darauf
folgenden Zeiten durch neu eingewanderte
Germanen angelegt worden.

Neben dieser Datierung, zu der Holwerda
auf Grund der Funde an Gefäßen und
Bronzen in „De Hamert“ und in Riethoven
gelangt, ist ganz besonders beachtenswert,
was er über alte Wege zwischen den Hügeln
und über die Anlage der Hügel selbst be-
obachtet hat: Die Hügel der gallo-

germanischenZeit waren aus Heide-
plaggen aufgebaut und ringsherum
lief ein mehrere Dezimeter tiefer
Graben, der nach Abtragung des Hügels
als dunkler Kreis im gelben Sande sich ab-
zeichnete. In der Mitte des Kreises war
die Urne in den Boden eingegraben, so daß
sie mit ihrer Unterseite in die gelbe Erde
hineinreichte und ihr oberer Rand mit der
Höhe des alten Heidebodens etwa gleich-
stand. Eine ganz ähnliche Anlage, jedoch
mit einigen Besonderheiten, vor allem mit
Ausbuchtungen des Ringgrabens nach Osten
hin, fand ich bei einer Anzahl von Grab-
hügeln in der Seelenfelder Heide (Kreis
Minden) nahe dem Kloster Lokkum und
gedenke in der Prähistorischen Zeitschrift
demnächst darüber zu berichten; ich bin
aber überzeugt, daß diese Ringgräben bei
sehr vielen Grabhügeln vorhanden und nur
bisher noch nicht beachtet worden sind,
weil sie meist gerade außen am Fußpunkt
der Hügelböschung verlaufen.

Bünde, Westf. Fr. Langewiesche.

C. Mehlis, Ptolemäus und die clades Va-
riana.

Im ersten Heft des laufenden Jahrgangs
des Korrespondenzblatts der Deutschen Ge-
sellschaft für Anthropologie, Ethnologie und
Urgeschichte (XLVIII 1917 1—3 S. 5 f.) gibt
C. Mehlis Nachricht von einem Versuch
germanische Orte und insbesondere die Teu-
toburg auf Grund der Angaben des Ptole-
mäus zu bestimmen. Der Verfasser hat seine
Darlegung zunächst, wie er sagt, der Kgl.
Akademie der Wissenschaften zu München
unterbreitet. Es ist aber wohl gestattet,
an die im Korrespondenzblatt gegebenen
kurzen Andeutungen schon einige Bemer-
kungen zu knüpfen.

In der Wertschätzung des Ptolemäus
stimme ich mit Mehlis überein, im einzelnen
aber bin ich in meinem Aufsatz „Ger-
manische Siedelungen im nordwestlichen
Deutschland zwischen Rhein und Weser nach
dem Berichte des Ptolemäus“ Jahresbe-
richt des Realgymnasiums zu Bünde 1909/10
und „Deutsche Erde“ 1910 Heft 6/7 zu ganz
anderen Ergebnissen gelangt.
 
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