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Deutsches Archäologisches Institut / Römisch-Germanische Kommission [Hrsg.]
Korrespondenzblatt der Römisch-Germanischen Kommission des Archaeologischen Instituts — 1.1917

DOI Heft:
Heft 6 (November/Dezember 1917)
DOI Artikel:
Werner, H.: Zu den "sieben Hügeln" auf dem Wettenberg bei Gießen
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https://doi.org/10.11588/diglit.24883#0206

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188

Ihre höchste Erhebung (267 m) ist ein Basaltdurchbrach, der nördlichste
von im ganzen sieben auf einer Spalte liegenden Durchbrüchen1). Die sieben
Kuppen erheben sich mehr oder minder ausgeprägt über das umgebende
Gelände, am meisten die nördlichste, die durch eine sattelartige Einsenkung
des Bergrückens von den übrigen scharf abgetrennt ist.

Die Ostseite des Gipfels dieser Kuppe zeigt sich heute als steile, offenbar
künstliche Felswand, die stellenweise 8 m hoch ist. Nach den anderen Seiten
fällt der Gipfel gleichmäßig ab.

An die eben erwähnte Wand lehnen sich im Norden und Süden die
Enden zweier Wälle an, die die Wand im Halbkreis umschließen, ihr gegenüber
aber zwischen sich einen Durchgang lassen (Planskizze Abb. 1 und Abb. 3, 4).

Das Gelände innerhalb dieser wall-
ähnlichen Gebilde zeigt mehrere Vertie-
fungen, die sich am Fuße der Basaltwand
befinden (Abb. 4).

Um den Gipfel mit den oben be-
schriebenen Anlagen herum zieht sich ein
von innen her aufgeworfener ringförmiger
Wall (Abb. 5), dessen Scheitel etwa fünf
Meter tiefer als der der beiden inneren
Wälle liegt (Abb. 2).

Er läuft überall in der gleichen Höhe
um den Berg herum.

Am besten erhalten ist er im Norden und Westen, wo er ungefähr
2 m hoch ist. Im Osten durchbricht ihn ein Weg.

Der Kern dieser auf den ersten Blick merkwürdig erscheinenden An-
lage ist zweifelsohne ein Steinbruch2). Der Steingewinnung verdankt die
Felswand samt den Vertiefungen an ihrem Fuße ihr Dasein. Der Abraum
des Bruches wurde zu beiden Seiten des Arbeitsplatzes aufgehäuft. So ent-
standen wallartige Schutthalden3).

Der Rundwall dagegen, der mit den Schutthalden in keinerlei Zu-
sammenhang steht, dürfte auch seine Entstehung wohl kaum einer ähnlichen
Ursache wie diese zu verdanken haben. Das geht schon daraus hervor, daß
er, wie die Planskizze zeigt, auch an der Nord-, West- und Südseite des
Kegels, wo niemals Steine gebrochen wurden, vorhanden ist.

Rundwall und Steinbruch werden von fast sämtlichen Beschreibern,
deren Ausführungen mir bis jetzt zugänglich geworden sind4), als einheit-
liche Anlage aufgefaßt5). Einige Stellen wissen von Mauern und Mörtelresten (!)
zu berichten6). Die Mauern verdanken ihr Dasein in der Literatur wohl der

*) E. Kayser, Lehrbuch der Geologie. 4. Aufl. Stuttgart 1913. Bd. I, S. 666. —
A. Streng, Über die Basaltdurchbrüche am Wetteberge bei Gießen. 17. Bericht der Ober-
hess. Ges. f. Natur- und Heilkunde. Gießen 1878. S. 42.

2) Dieffenbach, Zur Urgeschichte der Wetterau. Archiv f. Hess. Gesch. und Alter-
tumskunde IV (1843) S. 48.

8) Auch die sämtlichen übrigen Basaltküppel des Wettenbergs zeigen mehr oder
minder deutliche, aber unzweifelhaft sichere Spuren des Steinbruchbetriebs, die denen,
die der nördlichste Kegel aufweist, entsprechen. Besonders ist das bei dem südöstlichsten
Felsen der Fall, der mit seiner durch den Abbau entstandenen Wand und den halbkreis-
förmigen Schutthalden im kleinen ein getreues Abbild unseres Steinbruchs bietet.

4) Für Literaturnachweise bin ich Herrn Oberbibliothekar Dr. K. Ebel, Gießen, zu
Dank verpflichtet.

‘) Dieffenbach a. a. O. bezweifelt die Gleichzeitigkeit von Wall und „Mauerwerk“.

6) Dieffenbach a. a. O. — Wegweiser durch die Universitätsstadt Gießen. Hrsg.
H. Oesterwitz. Gießen 1907. S. 290. — E. Kraft, Gesch. v. Gießen. . . Darmstadt 1876.
S. 289. — E. Schneider, Wanderbücher IV. Das mittlere Lahntal. 3. Aufl. Marburg, S. 159.

gewachsener \\

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Abb. 2. Profil A B.
 
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