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Hamilkar Barkas in Sicilien.
führt. An anderen Stellen ist eine Berührung zwischen einer Armee
oben und einer unten überhaupt nicht möglich.
Wo bleibt aber bei dieser Ansetzung die Entfernung von 900 Metern
zwischen den beiden Lagern? Und wo bleibt das unzugängliche Ge-
lände vor dem römischen? Für Hamilkar könnte man es ja allenfalls
in dem Aufstieg zum Pellegrino erblicken, für die Römer aber ist es
überhaupt nicht da. Wo bleibt ferner bei diesen Kämpfen in der ganz
flachen Ebene die Möglichkeit für die täglichen gegenseitigen Hinter-
halte und Gegenhinterhalte, Angriffe und Überfälle, von denen Polybios
spricht1)? Das Terrain paßt in keinem Punkte zu dieser Beschreibung.
Wenn wir nun nach diesen Erörterungen den Berg als militärische
Position überhaupt noch einmal ins Auge fassen, so verschwinden auch
die Vorteile, die er vorhin zu gewähren schien, vollkommen. Seine impo-
nierende Höhe, seine unersteiglichen Felsen machen ihn wohl unein-
nehmbar und zu einer guten Position für ein kleines Häuflein von
Soldaten, das sich gegen eine große Übermacht in starrer Defensive
halten will und muß. Aber eine Armee von ansehnlicher Größe ver-
urteilt gerade diese Unzugänglichkeit zu völliger Untätigkeit. Wie
der Gegner nicht hinauf, so kann sie nicht hinunter. Der einzige, für
Truppenabteilungen praktikable Weg, die Scala, erlaubt überhaupt keine
überraschende Entwicklung größerer Kräfte, besonders da er noch dazu
von unten und aus der Stadt Palermo in seiner ganzen Länge ein-
sehbar ist. Ausfälle auf diesem Wege, Streifzüge ins Land sind fast
ausgeschlossen. Man muß auf dem Hinwege und — was noch
schlimmer ist — auf dem Rückwege mit Beute beschwert unmittel-
bar am römischen Lager vorbei und wird das nicht ungestraft ver-
suchen dürfen. Das einzige Ausgangsloch, welches der Pellegrino be-
sitzt, ist eben gar zu leicht zu verstopfen. Dazu ist die Verbindung
mit dem Meere, wie wir sahen, nicht einmal gesichert. Hamilkar
schwebte, wenn er sich hier festsetzte, jeden Augenblick in der Ge-
fahr, von der See abgeschnitten zu werden und damit den einzigen
Rückzug zu verlieren, den er hatte. Diese Stellung war eine Falle
und ein Kerker. Hamilkars offensiver Geist, seine Initiative und leb-
hafte Tätigkeit wären hier fast völlig lahmgelegt gewesen.
1) Pol. I 57,3: uv iy.doTtjv rjaeoav inoioviTo xaz dllrj.mv iviSpas, avre-
riSpaS, etciO'eoeiS, nposßolds ... 5) ovte ydp twv i£ iaroplas oTparrjyrj-
tt&rcov ovte twv ix rov xaipov y.ai Tfjs vnoy.Ecuevrjs TzspiordoEws in iv o rj fi ar w v
ovte twv eis napdßolov y.ai ßiaiov drrjy.övTwv Töluav ovö'ev naoslslcpd'r].
Hamilkar Barkas in Sicilien.
führt. An anderen Stellen ist eine Berührung zwischen einer Armee
oben und einer unten überhaupt nicht möglich.
Wo bleibt aber bei dieser Ansetzung die Entfernung von 900 Metern
zwischen den beiden Lagern? Und wo bleibt das unzugängliche Ge-
lände vor dem römischen? Für Hamilkar könnte man es ja allenfalls
in dem Aufstieg zum Pellegrino erblicken, für die Römer aber ist es
überhaupt nicht da. Wo bleibt ferner bei diesen Kämpfen in der ganz
flachen Ebene die Möglichkeit für die täglichen gegenseitigen Hinter-
halte und Gegenhinterhalte, Angriffe und Überfälle, von denen Polybios
spricht1)? Das Terrain paßt in keinem Punkte zu dieser Beschreibung.
Wenn wir nun nach diesen Erörterungen den Berg als militärische
Position überhaupt noch einmal ins Auge fassen, so verschwinden auch
die Vorteile, die er vorhin zu gewähren schien, vollkommen. Seine impo-
nierende Höhe, seine unersteiglichen Felsen machen ihn wohl unein-
nehmbar und zu einer guten Position für ein kleines Häuflein von
Soldaten, das sich gegen eine große Übermacht in starrer Defensive
halten will und muß. Aber eine Armee von ansehnlicher Größe ver-
urteilt gerade diese Unzugänglichkeit zu völliger Untätigkeit. Wie
der Gegner nicht hinauf, so kann sie nicht hinunter. Der einzige, für
Truppenabteilungen praktikable Weg, die Scala, erlaubt überhaupt keine
überraschende Entwicklung größerer Kräfte, besonders da er noch dazu
von unten und aus der Stadt Palermo in seiner ganzen Länge ein-
sehbar ist. Ausfälle auf diesem Wege, Streifzüge ins Land sind fast
ausgeschlossen. Man muß auf dem Hinwege und — was noch
schlimmer ist — auf dem Rückwege mit Beute beschwert unmittel-
bar am römischen Lager vorbei und wird das nicht ungestraft ver-
suchen dürfen. Das einzige Ausgangsloch, welches der Pellegrino be-
sitzt, ist eben gar zu leicht zu verstopfen. Dazu ist die Verbindung
mit dem Meere, wie wir sahen, nicht einmal gesichert. Hamilkar
schwebte, wenn er sich hier festsetzte, jeden Augenblick in der Ge-
fahr, von der See abgeschnitten zu werden und damit den einzigen
Rückzug zu verlieren, den er hatte. Diese Stellung war eine Falle
und ein Kerker. Hamilkars offensiver Geist, seine Initiative und leb-
hafte Tätigkeit wären hier fast völlig lahmgelegt gewesen.
1) Pol. I 57,3: uv iy.doTtjv rjaeoav inoioviTo xaz dllrj.mv iviSpas, avre-
riSpaS, etciO'eoeiS, nposßolds ... 5) ovte ydp twv i£ iaroplas oTparrjyrj-
tt&rcov ovte twv ix rov xaipov y.ai Tfjs vnoy.Ecuevrjs TzspiordoEws in iv o rj fi ar w v
ovte twv eis napdßolov y.ai ßiaiov drrjy.övTwv Töluav ovö'ev naoslslcpd'r].