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Kromayer, Johannes [Editor]; Veith, Georg [Editor]
Antike Schlachtfelder: Bausteine zu einer antiken Kriegsgeschichte (Band 3: Antike Schlachtfelder in Italien und Afrika, 1. Abtlg.): Italien — Berlin, 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.7593#0075

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Der zweite Punische Krieg bis Cannae.

Reiterei durch die Ebene war, so mußte Scipio das Hindernis der
Trebia möglichst bald zwischen sich und den Feind bringen und durfte
sich nicht der Gefahr aussetzen vor oder bei dem Übergänge von der
verfolgenden Reiterei gepackt zu werden.

Sein Trebiaübergang wäre also nur knappe 3 Kilometer von
seinem Lager entfernt gewesen. Nun wurde aber, wie wir hören, seine
Nachhut doch noch diesseits des Flusses von den Numidern gepackt,
und das erscheint als eine Unmöglichkeit1). Denn wenn wir bedenken,
daß Scipio in der Nacht, nachLivius 4 Stunden vor Sonnenaufgang, in aller
Stille aufgebrochen war, und daß das Lager Hannibals 9 Kilometer von
dem seinigen entfernt war, so ergibt sich, daß auch die schnellste
Reiterei das römische Heer nicht mehr diesseits erreichen konnte, selbst
wenn wir annehmen wollten, daß der Abmarsch sofort bemerkt und
signalisiert und die Verfolgung sofort eingetreten wäre. Denn die
schon an und für sich sehr knappe Zeit wurde noch dadurch ver-
ringert, daß sich die Numider, statt zu verfolgen, nach unseren Quellen
mit der Plünderung des römischen Lagers aufgehalten haben2).

1) Pol. III 68, 4: oi. nleiovs stp&aaav SiaßävreS röv Toeßiav noxauöv' rmv Se
"Aa.Taleicpd'&vTMv Eni rfjs ovpaylas oi i/&j> § isfd'äorjoav oi St ^ßvrsS edlcoaav vnö

twv Kagy^Soviwv. Liv. XXI 48. 6: paucos moratorum occiderunt citra flumen inter-
ceptos.

2) Die Armee Scipios von rund 20 000 Mann Fußsoldaten und 2000 Reitern
{s. Beilage I) würde in einer Kolonne zu vieren eine Länge von rund 7 1ß km
beansprucht haben. (Berechnet nach Balck, Taktik III 210 f., wonach 1000 Mann
Infanterie ohne Train, aber mit den rückwärtigen Abständen rund 300 Meter und
1000 Mann Kavallerie etwa 700 Meter Marschtiefe haben.) Der Train und die Bagage,
welche bei einem deutschen Armeekorps nach Abzug der Munitionskolonnen rund

11 km beansprucht, würde danach hier auf etwa die gleiche Länge wie die
Truppenkolonne anzusetzen sein. Das ergäbe eine Kolonne von 15 km im Maxi-
mum. Da es sich nun aber hier um einen Marsch in Feindesnähe handelt, bei
dem die Börner in drei Kolonnen zu marschieren pflegten (Pol. VI 40, 10 ff. Mar-
quardt-Domaszewski Hdb. V, 422) und das Terrain in der ganz flachen Ebene eine
solche Formation nicht ausschloß, so wenig wie der Übergang über die Trebia,
die hier fast überall überschreitbar ist, so werden wir die Länge der Marschkolonne
auf höchstens 4—5 km veranschlagen dürfen. Bei einer Marschgeschwindigkeit
von nur 3 km in der Stunde hatte dann der letzte Römer längstens 2 72—3 Stunden
nach dem Aufbruche aus dem Lager die Trebia passiert. Wenn nun auch die feind-
liche Reiterei den Aufbruch des Heeres sofort bemerkt hätte, so hätte doch die Mel-
dung 9 km bis zu Hannibals Lager und die sofort alarmierte numidische Reiterei

12 km bis zum Trebiaufer zurückzulegen gehabt. Auf diese 21 km wird man in der
Nacht und ohne Weg wohl mindestens drei Stunden zu rechnen haben. Dazu kommt
dann noch die Zeit, welche die aus dem Schlaf geAveckte Truppe bis zum Ausreiten
brauchte, und die Zeit, die sie mit Plünderung des römischen Lagers verlor. Wie
 
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