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Kromayer, Johannes [Editor]; Veith, Georg [Editor]
Antike Schlachtfelder: Bausteine zu einer antiken Kriegsgeschichte (Band 3: Antike Schlachtfelder in Italien und Afrika, 1. Abtlg.): Italien — Berlin, 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.7593#0098

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Trebia: 3. Schlacht und Schlachtfeld.

77

Als man die Trebia erreicht hatte, als ein langsames Weichen
wie bisher nicht weiter möglich war, da war es auch mit dem letzten
Zusammenhalt der Römer vorbei. Am Ufer und in den Fluten ging
der größte Teil der Armee zu Grunde. Nur wenigen gelang es, sich
über das Wasser ins Lager zu retten. Mit der Reiterei und der Lager-
wache zusammen wurden diese traurigen Reste noch in derselben Nacht
von Scipio nach Placentia geführt, wo sie nur wenige Stunden später
ankamen, als jene 10000, die sich in der Schlacht selber durchgeschlagen
hatten1). Etwa zwei Drittel der römischen Armee waren in Hanni-
bals eiserner Umklammerung zu Grunde gegangen.

Wenn man sich das Charakteristische dieser Schlacht vergegen-
wärtigt, so könnte man geneigt sein, sie kurz als Klein-Cannae zu
bezeichnen. Denn nicht minder durch den Erfolg des furchtbaren
Blutbades, wie nach der Anlage des ganzen Schlachtplanes war sie
die würdige Vorgängerin ihrer größeren Schwester. Die Einkreisung
des Gegners durch Außerkampfsetzung seiner Reiterei und Uberflüge-
lung des Fußvolkes von beiden Seiten her. das ist hier wie dort der

aus dem Lager auf die Uferseite von Placeutia bringen, weil Livius sich das Lager ja
auf dem linken Ufer denkt (S. 50). Fuchs hat das nicht erkannt, sondern meint, daß
Scipio die Flöße während der Schlacht von Placentia habe heraufbringen lassen, um den
eventuellen Rückzug der Armee ins Lager zu erleichtern. Darin liegt eine neue Un-
möglichkeit: Wenn die Trebbia, die, wie alle die kleinen Flüsse dieser Gegend, einen
torrentenartigen Charakter hat, durch Gewitterregen hoch geschwollen ist, bringt
kein Mensch einen Kahn oder ein Floß gegen den reißenden Strom 10 km weit herauf,
und wenn sie nicht angeschwollen ist, so ist sie in dem ganz seichten, in unzählige
kleine Rinnsale zerteilten Bette überhaupt nicht flößbar; auch sind keine Flösse nötig,
weil man den Fluß fast überall zu Fuß durchschreiten kann.

1) Pol. III 74, 7: ol Se 8icKfvyövres rwv ne^öiv xai tö nksXaxov i/eoos r&v
Innewv npds rö ttoosiotjuevov avarrjua (die 10 000, welche nach Placentia durchge-
bl'Ochen waren) noiovusvoi rfjv dicoyojgrjoiv dvey.outad'rjaav äua tovtoiS eis II/,uy.evTi'av.

Liv. XXI 56, 9; tacito agmine ab Scipione consule exercitus Placentiam est perductus.
Die Worte des Polybios werden gewöhnlich so aufgefaßt, als ob sie besagten, daß
die Flüchtlinge und Reiter sich dem Rückzüge der 10 000 nach Placentia ange-
schlossen hätten. Die Siacpvyövns müßten dann, so wie Livius erzählt, auch noch
durch die Karthager durchgebrochen sein. Diese Auffassung ist, wie oben <S. 74 A. Ii
nachgewiesen, für die Reiterei unmöglich, nicht minder aber für die Reste der Fuß-
truppen. Denn dann hätte Polybios nichts davon erwähnt, daß sich ein kleiner Teil
der Armee über die Trebia gerettet hat, und daß auch diese Reste der Armee
nach Placentia gelangt sind. Dies militärisch wichtige Faktum durfte aber in seiner
Erzählung nicht fehlen. Seine Worte bedeuten also, daß der Rückzug der römischeu
Überbleibsel im Lager ebenso wie der der 10 000 konzentrisch nach Placentia ging,
und daß beide Korps hier zu gleicher Zeit {äua), d.h. noch au demselben Tage
ankamen.
 
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