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Kromayer, Johannes [Editor]; Veith, Georg [Editor]
Antike Schlachtfelder: Bausteine zu einer antiken Kriegsgeschichte (Band 3: Antike Schlachtfelder in Italien und Afrika, 1. Abtlg.): Italien — Berlin, 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.7593#0143

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122 Der zweite Panische Krieg bis Cannae.

3) Mittieres Wenn somit ein Einbruch Hannibals ins untere Arnogebiet ebenso-
wenig wie ins Casentino angenommen werden kann, so bleibt nur noch

Giardini. Eine Naturstraße kann so auf diesen Hängen hin in alten Zeiten kaum
gelaufen sein. In dem schluchtartigen Scoltennatale selbst und in den noch zer-
risseneren Hängen des rechten Flußufers sind die Schwierigkeiten noch größer. So
sieht man nicht, wie von der Nordseite her ohne kunstmäßige Bauten in alten Zeiten
überhaupt ein einigermaßen praktikabler Weg nach dem Abetone hin geführt haben
kann. Denn die gleich zu besprechende Via Vandelli führt nicht dahin. Der eigent-
liche Aufstieg zur Paßhöhe von Pieve Pelago au über Fiumalbo bietet dann keine
großen Schwierigkeiten mehr: er geht außer an einer steileren Stelle unterhalb
Fiumalbo durch einen offenen, weiten Talkessel. Hier hätte auch ein Naturweg
hinaufführen können.

Der Abstieg bietet ebenfalls bis Cartiera della Lima keine großen Schwierig-
keiten. Obgleich auch das Limatal steil und felsig ist, konnte doch auf dem zu-
sammenhängenden Bergzuge, auf dem jetzt die Chaussee hinführt, auch vorher ganz
gut eine Mulattiera hingehen. Bei Cartiera della Lima teilt sich dann der Weg:
rechts geht es im Limatal weiter nach Bagni di Lucca und ins Serchiotal nach
Lucca selbst, links über S. Marcello nach Pistoia. Über diesen unteren Teil des
Limatales, der ein Durchbruchstal ist und den ich nur von oben eingesehen habe,
gibt mir Schütte, der beste Kenner der Apenninstraßen, freundlichst folgende Auskunft:
„Der Verbindungsweg vom Serchio her an der Lima aufwärts kommt nach meiner Er-
fahrung (für Hannibal) gar nicht in Frage. Wenn auch wenige Böschungen zu
überwinden sind, läuft er doch in einem cafionartigen Tale, das überall direkte Eng-
pässe bildet, der ganze Weg ist eine einzige Clause, die Hänge fast ganz steil".

Die Abzweigung nach Pistoia, die ich wieder selbst gemacht habe, hat noch
einmal einen bedeutenden Anstieg von über 350 Meter von Cartiera della Lima
(454 Meter) bis zur Höhe des Monte Oppio (821 Meter) zu überwinden, dann geht es
zum zweiten Male hinab (bis Ponte Petri 669 Meter) und endlich zum dritten Male
hinauf bis le Piastre (761 Meter); dann endlich erst definitiv und sehr scharf hinab nach
Pistoia. Ich führe diese Schwierigkeiten, die allerdings lange nicht so bedeutend
sind, wie die früheren der Abetonestraße, hier gleich mit auf, weil die Abetonestraße
auch in diesem Teile für den Hannibalweg in Anspruch genommen worden ist.

2. Paß von Radici. Zu ihm führt heutzutage von Pievepelago aus eine schöne
Kunststraße in vielen Windungen und über eine ganze Anzahl von Brücken hinauf
und eine ebensolche, aber noch viel schwierigere und kunstvollere auf der anderen
Seite nach Castelnuovo in die Garfagnana hinunter. Wann diese Straßen gebaut sind,
habe ich nicht erfahren können. Daß sie keine Trace haben, die für einen Naturweg ge-
eignet ist, ist ohne weiteres klar. Dagegen führen von Norden her zwei Wege, die sehr
wohl ursprünglich Naturwege gewesen sein können, auf den beiden langgestreckten
Rücken hin, welche rechts und links vom Tal des Dragone allmählich iu die Poebene ab-
sinken. Der östliche dieser Wege ist die via Vandelli, die von dem Architekten dieses
Namens auch zur Zeit der Herzöge gebaut sein soll und 5 Meter Breite hatte; jetzt ist
sie stark vernachlässigt. Sie schmiegt sich dem Terrain vollkommen an und soll nur
eine Brücke haben bei Pontaccio. Sie kreuzt die neue Kunststraße bei Faloppaund
steigt dann direkt zur Paßhöhe von S. Pellegrino hinauf, den Paß von Radici rechts
liegen lassend. Ihr höchster Punkt ist 1591 Meter; auf der anderen Seite geht sie
dann ebenfalls auf ganz anderer Trace als die neue Chaussee direkt und sehr
steil nach Castelnuovo in die Garfagnana hinunter. Diese Straße war die direkteste
 
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