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Der zweite Panische Krieg bis Cannae.
stehende Sumpfgebiete vorhanden sind und eine Überschwemmung
aus denselben Gründen wie beim Casentino nicht längere Zeit an-
gedauert haben kann1).
So bleibt uns denn nur die Ebene von Pistoia und Florenz selber
Ebene Pistoia- übrig, und hier finden sich, nun in der Tat alle Bedingungen, die wir
brauchen, in erwünschter Weise beisammen.
Diese Ebene ist heutzutage zwar eine lachende Gartenflur, aber
selbst jetzt nach Jahrhunderte langen Kämpfen gegen die wilden Ge-
wässer des Apennin, die in mehr als 20 Bächen vom Gebirge herab-
strömen, sind in nassen Frühjahren nach den Aussagen der Einge-
borenen die Wege zwischen Pistoia und Florenz außer der Chaussee
selber unter Wasser und unbenutzbar.
Früherer Nach den Zeugnissen aus früheren Jahrhunderten war damals ein
großer Teil der Ebene geradezu Sumpf, und die überall in derselben
bis nach Pistoia hin vorkommenden Lokalnamen wie Padule, Pantano,
Fango und ähnliche zeigen noch heutzutage diesen Zustand an2). Dazu
1) Die Sieve hat von Borgo S. Lorenzo (191 Meterl bis zu ihrer Mündung in
den Arno (91 Meter) rund 100 Meter Fall, bei 36 Kilometer Lauf; also fast 3 Meter Fall
auf 1 Kilometer. Der Arno hat vom Einfluß der Chiana (200 Meter) bis Florenz
(Casino Polverera 42 Meter) rund 160 Meter Fall bei einem Laufe von rund 77 Kilo-
meter, also etwa 2 Meter Fall auf den Kilometer, vgl. Repetti (Nr. 15) Artikel Arno. —
Für das Sievetal spricht sich aus Gammurini (Nr. 36) p. 15: stimo . . che Annibale
procedette . . flu verso Faenza, ed . . torse a destra . . quindi si avenzö per il Mugello
(Sievetal) nel territorio di Fiesole. Für das val d'Arno snperiore ist Leandro Alberti
(Nr. 2) p. 45, der die Überschwemmung oberhalb der Incisa ansetzt.
2) Man vgl. die von Nissen (Nr. 22) S. 575 beigebrachten Zeugnisse bes. das
von Vettori(Nr.3) p. 15f. aus dem 16. Jahrhundert: „non e dubbio, che ancora discosto al-
quanto al fiume d'Arno, e non molto lontano alle radici de monti, per tutto questo
piano ci sono de' luoghi molto bassi e i quali agevolmente allagano: e a pena con
ogni indnstria e sollecitudine degli abitatori si possono mantenere asciutti. Io intendo
i luoghi, dove e ancora oggi la strada, che viene da Pistoia e da Prato a Fi-
renze: tal chelainvernata pe'fanghiellasipuömalagevolmenteusare.
Dazu kommen andere Zeugnisse. So schreibt Cini (Nr. 9) p. 48: che le pianure accen-
nate (von Pistoia und Florenz) fossero in quei tempi (im Altertum) invase dall' ac-
que . . non ne lascia dubitare la moderna esperienza, la quäle fa vedere che
come piove piü del solito, molte volte non si puö andare da Pistoia a
Firenze, rimanendo interrotta la strada o dalle acque piovane o dai fiumi
usciti del loro letto. Er fügt dann in breiter Ausführung hinzu, daß dieser Zustand
noch immer bestehe trotz aller Meliorationsarbeiten, die man in letzter Zeit gemacht
habe. Ebenso Fioravanti (Nr. 11) p. 2 und Contrucci in seiner Idrografia Pistoiese (1839)
p. 89. Die Namen, welche auf frühere stehende Sümpfe deuten, finden sich beson-
ders in dem mittleren Teile der Ebene von Sesto bis gegen Pistoia bin; so nordw.
Sesto: Padule, südwestl. Prato: Pantano, Bagnajone, westl. davon: Pantanelle, il
Der zweite Panische Krieg bis Cannae.
stehende Sumpfgebiete vorhanden sind und eine Überschwemmung
aus denselben Gründen wie beim Casentino nicht längere Zeit an-
gedauert haben kann1).
So bleibt uns denn nur die Ebene von Pistoia und Florenz selber
Ebene Pistoia- übrig, und hier finden sich, nun in der Tat alle Bedingungen, die wir
brauchen, in erwünschter Weise beisammen.
Diese Ebene ist heutzutage zwar eine lachende Gartenflur, aber
selbst jetzt nach Jahrhunderte langen Kämpfen gegen die wilden Ge-
wässer des Apennin, die in mehr als 20 Bächen vom Gebirge herab-
strömen, sind in nassen Frühjahren nach den Aussagen der Einge-
borenen die Wege zwischen Pistoia und Florenz außer der Chaussee
selber unter Wasser und unbenutzbar.
Früherer Nach den Zeugnissen aus früheren Jahrhunderten war damals ein
großer Teil der Ebene geradezu Sumpf, und die überall in derselben
bis nach Pistoia hin vorkommenden Lokalnamen wie Padule, Pantano,
Fango und ähnliche zeigen noch heutzutage diesen Zustand an2). Dazu
1) Die Sieve hat von Borgo S. Lorenzo (191 Meterl bis zu ihrer Mündung in
den Arno (91 Meter) rund 100 Meter Fall, bei 36 Kilometer Lauf; also fast 3 Meter Fall
auf 1 Kilometer. Der Arno hat vom Einfluß der Chiana (200 Meter) bis Florenz
(Casino Polverera 42 Meter) rund 160 Meter Fall bei einem Laufe von rund 77 Kilo-
meter, also etwa 2 Meter Fall auf den Kilometer, vgl. Repetti (Nr. 15) Artikel Arno. —
Für das Sievetal spricht sich aus Gammurini (Nr. 36) p. 15: stimo . . che Annibale
procedette . . flu verso Faenza, ed . . torse a destra . . quindi si avenzö per il Mugello
(Sievetal) nel territorio di Fiesole. Für das val d'Arno snperiore ist Leandro Alberti
(Nr. 2) p. 45, der die Überschwemmung oberhalb der Incisa ansetzt.
2) Man vgl. die von Nissen (Nr. 22) S. 575 beigebrachten Zeugnisse bes. das
von Vettori(Nr.3) p. 15f. aus dem 16. Jahrhundert: „non e dubbio, che ancora discosto al-
quanto al fiume d'Arno, e non molto lontano alle radici de monti, per tutto questo
piano ci sono de' luoghi molto bassi e i quali agevolmente allagano: e a pena con
ogni indnstria e sollecitudine degli abitatori si possono mantenere asciutti. Io intendo
i luoghi, dove e ancora oggi la strada, che viene da Pistoia e da Prato a Fi-
renze: tal chelainvernata pe'fanghiellasipuömalagevolmenteusare.
Dazu kommen andere Zeugnisse. So schreibt Cini (Nr. 9) p. 48: che le pianure accen-
nate (von Pistoia und Florenz) fossero in quei tempi (im Altertum) invase dall' ac-
que . . non ne lascia dubitare la moderna esperienza, la quäle fa vedere che
come piove piü del solito, molte volte non si puö andare da Pistoia a
Firenze, rimanendo interrotta la strada o dalle acque piovane o dai fiumi
usciti del loro letto. Er fügt dann in breiter Ausführung hinzu, daß dieser Zustand
noch immer bestehe trotz aller Meliorationsarbeiten, die man in letzter Zeit gemacht
habe. Ebenso Fioravanti (Nr. 11) p. 2 und Contrucci in seiner Idrografia Pistoiese (1839)
p. 89. Die Namen, welche auf frühere stehende Sümpfe deuten, finden sich beson-
ders in dem mittleren Teile der Ebene von Sesto bis gegen Pistoia bin; so nordw.
Sesto: Padule, südwestl. Prato: Pantano, Bagnajone, westl. davon: Pantanelle, il