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Kromayer, Johannes [Hrsg.]; Veith, Georg [Hrsg.]
Antike Schlachtfelder: Bausteine zu einer antiken Kriegsgeschichte (Band 3: Antike Schlachtfelder in Italien und Afrika, 1. Abtlg.): Italien — Berlin, 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.7593#0333

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308

Der zweite Punische Krieg bis Cannae.

2. Der taktische Verlauf der Schlacht1).
Aufgabe Das Charakteristische der Schlacht von Cannae in ihrem taktischen
Verlaufe besteht bekanntlich darin, daß es Hannibal mit einer nicht
viel mehr als halbso starken Armee, als die Römer sie hatten, gelungen
ist, diese nicht nur zu überflügeln, sondern sie vollständig einzukreisen
und in dieser Einkreisung zu erdrücken.

Über diesen Verlauf der Schlacht im allgemeinen gibt es keine
Kontroverse, dazu ist die Schilderung des Polybios über den Hergang
zu positiv und klar. Auch darüber ist man einig, daß Hannibal einerseits
durch seine Überlegenheit an Reiterei es ermöglicht hat, die gegne-
rische Kavallerie schnell wegzuschlagen und dann mit den Reitern unter
Hasdrubal dem feindlichen Fußvolke in den Rücken zu kommen, und
daß es anderseits seine schwergerüsteten Afrikaner gewesen sind, die
die Einschließung von den Flanken her durchgeführt haben.

Aber welche Mittel er angewandt hat, um mit kaum 40 000 Mann
Fußtruppen fast 70 000 Gegner auf beiden Seiten zu umfassen und sie
dabei zu gleicher Zeit in der Front festzuhalten, bis sich
die Einwirkungen von der Seite und von dem Rücken her geltend
machten, darüber ist man nicht der gleichen Ansicht, und das ist
die eine Frage, welche uns hier beschäftigen muß. Die zweite
ist gewissermaßen die Fortsetzung davon und fordert die Antwort
darauf, wie es ihm gelungen ist, die Übermacht der Römer,
nachdem die Einkreisung vollzogen war, dauernd in dem eisernen
Ringe festzuhalten, ohne daß es den dichten Massen glückte, die
doch natürlich verhältnismäßig dünne Umzingelung an dem einen
oder anderen Punkte zu durchbrechen.

So vielfach die Schlacht bei Cannae auch unseren Quellen
nacherzählt und behandelt worden ist, so scheint es mir doch, daß diese
beiden Fragen bisher noch nicht in einer völlig einwandfreien Weise
gelöst worden sind.

Delbrück. In neuester Zeit hat sich besonders H. Delbrück (Nr. 31 S. 321) mit

ihrer Beantwortung beschäftigt. Er stellt sich die Lösung des ersten
Problems, die Herstellung der Einkreisung, folgendermaßen vor:

Hannibal marschiert, nachdem er den Aufidus überschritten hat,
zur Schlacht mit seinem Heere in sechs Kolonnen an, die so weite
Abstände voneinander haben, daß der größte Teil der Armee sich

1) Man vergl. die Übersetzung d. Schlachtberichte im Anhange S. 330 ff.
 
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