Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kromayer, Johannes [Hrsg.]; Veith, Georg [Hrsg.]
Antike Schlachtfelder: Bausteine zu einer antiken Kriegsgeschichte (Band 3: Antike Schlachtfelder in Italien und Afrika, 1. Abtlg.): Italien — Berlin, 1912

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.7593#0345

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
320

Der zweite Pimische Krieg bis Cannae.

nicht umsonst seinen Platz im Zentrum genommen hatte, gelungen sein,
das Loch schnell wieder zu stopfen und die Schlacht auch an diesem Punkte
wiederherzustellen (vergl. S. 326). Ja die Einschließung der römischen
Armee war nach diesem immerhin nicht ganz unbeträchtlichen Aderlaß
leichter durchzuführen als vorher. Der Druck, der von den Seiten her
durch die Afrikaner ausgeübt wurde, fand williges Entgegenkommen bei
den beiden infolge des Durchbruches nicht mehr in unmittelbarer
Fühlung stehenden Hälften des Heeres, die das naturgemäße Bestreben
hatten, sich wieder aneinander anzuschließen. Die Katastrophe nahte mit
unheimlicher Sicherheit. Es war ganz so, wie an der Trebia, wo
auch der Durchbruch eines allerdings verhältnismäßig bedeutend stär-
keren Bruchteiles des Heeres nicht hatte verhindert werden können,
wo aber der Rest dafür um so sichererem Verderben anheimfiel.

So waren also die Mittel beschaffen, mit denen Hannibal die Ein-
kreisung der Römer ins Werk gesetzt hat. Die Antwort auf die erste
der beiden oben aufgestellten Fragen ist damit gegeben.
Erdrückung der Wie steht es nun aber mit der Lösung des zweiten Problems?

d. h. mit der Beantwortung der Frage, durch welche Mittel es Han-
nibal gelungen ist, die Römer in dieser Einkreisung festzuhalten
und sie darin völlig zu erdrücken? Denn auch jetzt waren die
eingeschlossenen Römer immer noch bedeutend stärker als die Kar-
thager, und die Tatsache ihrer Einkreisung an sich, so nachteilig sie
natürlich wirkte, brauchte unter diesen Umständen noch keines
wegs die Vernichtung und Erdrückung des ganzen Heeres zu
bedeuten. Man wirft vielmehr unwillkürlich die Frage auf, weshalb
es denn einem energischen Führer nicht gelungen ist, so viele Mann-
schaften, wie er unter die. Hand bekommen konnte, zusammenzuraffen
und mit ihnen in gewaltigem Verzweiflungsstoße an irgend einer
Stelle in die ja natürlich viel schwächere Einschließungslinie ein Loch
zu rennen?

Hier hat Delbrück mit Recht darauf aufmerksam gemacht, daß die
einzelnen Treffen der Römer noch keine selbständige Manövrierfähig-

zusammeuwirkeiiden Ursachen der Einkreisung allein als das entscheidende zu be-
zeichnen, ist eine arge Einseitigkeit. Es wirkte jede der Maßregeln an ihrem Teile
zu demselben Ziele hin, Avie alle anderen, und was die zeitliche Priorität betrifft, so
sagen unsere Quellen das Gegenteil: Nach Polyb. III 116,7: "ÄoS^ovßas onsvScav
7ia(iaßot]d-r]oat rois ALßvai (ausschmückend Liv. XXII 48,6; Afris prope iam fessis
caede magis quam pugna), ist Hasdrubal gerade den Libyern, die also schon umge-
schwenkt zu denken sind, zu Hilfe gekommen.
 
Annotationen