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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 53.1902-1903

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Grautoff, Otto: Franz Ringer
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https://doi.org/10.11588/diglit.7001#0018

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Franz Ringer.

7 u. 8. Allegorien (Gelehrtenstand, Adelsstand), Aquarellskizzen von Franz Ringer, München.

mannigfache Versuche und durch unermüdlichen Eifer
weiter ausbildete, so daß er gegenwärtig den Malern
von Beruf sicherlich in keiner Weise mehr nachsteht.
In seinen figuralen Zeichnungen und Aostümbildern
schöpft er mancherlei Anregungen aus der deutschen
Spätrenaissance, dem Barock, dem Zopfstil und der
Biedermeierzeit. Dadurch wird er zuweilen unserem
trefflichen Julius Diez verwandt, der in seiner Linien-
sprache wie in seiner Ornamentik auch auf diese
Zeiten zurückgreift und sie modernisierend neu belebt.
Wir sehen also dadurch, daß diese oft so geschinähten
Stilperioden durchaus nicht für uns gänzlich tot und
unfruchtbar find; sie bergen Elemente in sich, die
entwickelungsfähig sind uitd sich für unser heutiges
Stilempfinden durchaus verwerten und ausbauen
lassen, größtenteils allerdings mit einem leisen Unter
ton von Ironie. Wenn dieser Zug bei Ringer sehr
selten nur und fast kaum merklich hervortritt, so
nehmen wir ihn doch beispielsweise in den Ent
würfen für eine gemalte Täfelung: „die Jägerei"

und „die Gärtnerei" wahr. Ganz rein von diesem
Ton der Überlegenheit über eine Ausdrucksweise
unserer Vorväter, dafür aber warn: und lebendig in
der Empfindung sind die Skizzen für Malerei in
Füllungen: die Stände, von denen wir den Gelehrten-
stand und den Adelsstand abbilden (S. ^). Welch
glühendes Heuer, welch romantischer Ritterwagemut
liegt in den Augen des gepanzerten Jünglings! Hierher
gehören auch die allegorischen Wandmalereien: die
Weisheit, die Stärke, die Schönheit und die Gerechtig-
keit (S. 7). Die Allegorien sind weder neu gedacht
noch neu aufgefaßt, aber die Art der Darstellung
sowie die kompositionelle Anordnung dieser Wand-
dekoration und die Harbenzusammenstimmung sind
doch des Rünstlers eigenstes Eigentum. Von Rudolf
Seitz wurde Ringer ebenfalls mittelbar stark beein-
flußt; auf einem Wandbildercyklus der „Jahreszeiten"
findet sich ein putto, der im Strich wie in der Auf-
fassung deutlich die Patenschaft Seitzens versinnbild-
licht.

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