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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 53.1902-1903

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Schmidkunz, Hans: Gewerbliche Erziehung
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https://doi.org/10.11588/diglit.7001#0029

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Gewerbliche Erziehung.

36 —-40. Bemalte Flachschnitzereien ans Möbeln, von Franz Ringer, München. (>/z der wirkt. Gr.)

Ulan sieht bereits aus dein Bisherigen, ja schon
aus dem Titel, daß es dem Autor nicht bloß um
ein Übermitteln einzelner Aenntniffe und Fertigkeiten,
sondern um die gesanlte Erziehung des gewerb-
lichen Nachwuchses zu thun ist. Pier gilt es ein
Pineinarbeiten des Erzieherischen in die Berufs-
interessen. Für die moralische Erziehung findet er
mit Recht schon im Berufsunterricht allein sichere
Grundlagen (5. 5 f.) „Denn hier können wir den
stark angeregten Willen fast jederzeit haben für eine
stete und getreue Bethätigung des Pflichtbewußtseins,
für Übung der Sorgfalt, Ordnung, Reinlichkeit, Auf-
merksamkeit, für Übung von Gehorsam, Rechtsinn
und Mäßigung, für Erweckung und Stärkung eines
gesunden Autoritätsgefühles, und so werden wir
durch die Aonzentration des Unterrichtes auf ge-
werbliche Erziehung leichter als durch andere Mittel
in die Lage versetzt, eine Reihe wichtiger und für
den späteren Staatsbürger unumgänglich notwendiger
Willenseigenschaften in: Knaben zu üben." Das ist
iin allgemeinen gut pädagogisch gedacht. Nur inüßten
wir die Pädagogik gegen die Zumutung verwahren,
als verlange sie von sich aus just eine staats-
bürgerliche Ausbildung, wie sie vom Autor fort
und fort betont wird. Daß wir die fugend auch
in die Verhältnisse des Landes, der Gesellschaft, der
Nation u. s. w. einführen, kurz etwa: sie sociologisch
bilden, mag eine wichtige Forderung sein, obschon
hier gleich wieder mit der Gefahr eines Zuviel und
Zuvielerlei gerechnet werden muß. Aber gerade auf
den Staatsbürger hin zu arbeiten, ist nicht päda-
gogischer, sondern politischer Geschmack und als
solcher gewiß auch achtungswürdig, jedoch nicht als
eine Selbstverständlichkeit aufzudrängen. Uin so lieber
folgen wir dem Verfasser in seine übrigen Angaben
über das erzieherische Moment. Neben anderem sei

hervorgehoben, daß der Autor die hier unvermeid-
liche Frage, ob in den Lehrwerkstätten nur abstrakte
Arbeiten oder wirkliche Gebrauchsgegenstände an-
gefertigt werden sollen, aus specifisch pädagogischen
Gründen zu Gunsten der „Vollendungsarbeiten" be-
antwortet. — Daß Aerschensteiner eine hygienische
Bildung in die weiteren Aufgaben seines Schul-
wesens einschließt, sei begreiflicherweise nur kurz er-
wähnt; eine besondere Betonung verdient seine Em-
pfehlung einer Fürsorge für Unterhaltungsabende
und Ausflüge, wie er sie an einer Leipziger Fort-
bildungsschule unter dem auch in der Litteratur be-
kannten Direktor pache kennen gelernt hat (S. 2\{ ff.).

Unsere bisherigen Notizen enthielten bereits An-
deutungen der fundamentalen Gegensätze zwischen
den verschiedenen Möglichkeiten, Lehrlinge des Ge-
werbes, der Technik, der Kunst auszubilden, lhaupt-

q.\—HH. Flachschnitzerei an Möbeln, von Franz Ringer,
München, (hj der. wirkl. Gr.)

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