Der Neubau des Bayerischen Nationalmuseums in München.
Z75. Schaukasten für romanisches Küchengerät aus dem neuen National-
museum von Architekt Gabr. v. Seidl, München. (Abbildung dem in der
Fußnote 5. 98 genannten Werk entlehnt.)
Rückblick auf ihr Werden, wie es uns der Text der
Denkschrift schildert.
Das Bayerische Nationalmuseum, gegründet
von dem hochsinuigen Aönig Maximilian II., hatte
zuerst (seit 1855) die Räume der Herzog Maxburg
inne. Die in unerwarteter Fülle sich bereichernden
Sammlungen bedingten nach kaum einem Jahrzehnt
einen Neubau, Riedels altes Nationalmuseum in der
Maximilianstraße, das in den Jahren (863—(867
bezogen wurde. Aber nach kaum einem weiteren
Jahrzehnt begannen schon die ersten Bedenken aus-
zusteigen bezüglich des Raummangels, der Feuer-
gefährlichkeit und der baulichen Mängel des Dauses,
die zunächst in den fahren (873, (876, (878 und
(89( zu unerläßlichen Reparaturen und Umände-
rungen, namentlich aber zu zwei feuersicheren Treppen-
hausbauten drängten, die bedeutende Summen ver-
schlangen und im Jahre (892 den
Landtag vor die Aufgabe zwangen,
die nötigen Mittel zu bewilligen, um
den reichen, kostbaren, unersetzlichen
Schätzen eine angemessene, würdevolle
und namentlich gesicherte Aufstellung
zu geben. Am (7. Mai (892 fand
das Postulat die Genehmigung des
Landtages. Die benötigte Summe von
*(*(00000 211. verteilte sich auf die
Oahre (892—(896. Am 28. Januar
(893 trat eine Aommifsion, gebildet
aus Vertretern der Regierung, der
Reichsratskammsr, der Aammer der
Abgeordneten, des Museums, der
Aünstlerschaft und der Stadt, zusam-
men, die zunächst einen Teil des
ärarialischen polzhoss als den zweck-
mäßigsten Bauplatz erkannte. An-
schließend hieran wurden die Archi-
tekten ksauberrisser, Romeis und Seidl
veranlaßt, ihre Odeen über die Ge-
staltung des Neubaues konkurrierend
zum Ausdruck zu bringen, unter Be-
rücksichtigung der bestehenden Zwei-
teilung des Museums in eine kultur-
geschichtliche und eine fachliche Samm-
lung. Noch am (*(. (Oktober des
gleichen Zahres wurden die Pläne
mit Erläuterungen ihrer Autoren der
Aommifsion unterbreitet. Nach längerer
Debatte wurden der Aommifsion zwei
fragen vorgelegt: Soll, wie das Gut-
achten dreier Architekten (v. Bezold,
Bühlmann, Albert Schmidt) anregte,
sämtlichen drei Aünstlern Gelegenheit
zur Umarbeitung ihrer Projekte geboten werden?
und: Ist nach dem Gutachten der Architekten Rettig,
v. Schmidt und Fr. Thiersch nur ein Aünstler, Seidl,
zur weiteren Bearbeitung seiner Pläne unter Voraus-
setzung der gebotenen Änderungen zu empfehlen? Die
erste Frage wurde mit elf gegen sechs Stimmen ver-
neint, die zweite Frage alsdann einstimmig bejaht.
Am 2(. Ouli (89*( war das 2Nodell fertiggestellt,
und am 29. September des gleichen Wahres fanden
die Pläne die allerhöchste Genehmigung.
Das zweite Aapitel der Denkschrift „Der Bau-
gedanke" ist für uns das wichtigste; in ihm findet
man die leitenden Grundsätze und Anschauungen des
Architekten präzis und klar niedergelegt. <£s wird
uns zunächst geschildert, wie eine Befreiung von der
Baulinie, d. h. das Zurückgehen hinter dieselbe, für
die Stimmung des Ganzen sowohl wie seiner Einzel-
Z75. Schaukasten für romanisches Küchengerät aus dem neuen National-
museum von Architekt Gabr. v. Seidl, München. (Abbildung dem in der
Fußnote 5. 98 genannten Werk entlehnt.)
Rückblick auf ihr Werden, wie es uns der Text der
Denkschrift schildert.
Das Bayerische Nationalmuseum, gegründet
von dem hochsinuigen Aönig Maximilian II., hatte
zuerst (seit 1855) die Räume der Herzog Maxburg
inne. Die in unerwarteter Fülle sich bereichernden
Sammlungen bedingten nach kaum einem Jahrzehnt
einen Neubau, Riedels altes Nationalmuseum in der
Maximilianstraße, das in den Jahren (863—(867
bezogen wurde. Aber nach kaum einem weiteren
Jahrzehnt begannen schon die ersten Bedenken aus-
zusteigen bezüglich des Raummangels, der Feuer-
gefährlichkeit und der baulichen Mängel des Dauses,
die zunächst in den fahren (873, (876, (878 und
(89( zu unerläßlichen Reparaturen und Umände-
rungen, namentlich aber zu zwei feuersicheren Treppen-
hausbauten drängten, die bedeutende Summen ver-
schlangen und im Jahre (892 den
Landtag vor die Aufgabe zwangen,
die nötigen Mittel zu bewilligen, um
den reichen, kostbaren, unersetzlichen
Schätzen eine angemessene, würdevolle
und namentlich gesicherte Aufstellung
zu geben. Am (7. Mai (892 fand
das Postulat die Genehmigung des
Landtages. Die benötigte Summe von
*(*(00000 211. verteilte sich auf die
Oahre (892—(896. Am 28. Januar
(893 trat eine Aommifsion, gebildet
aus Vertretern der Regierung, der
Reichsratskammsr, der Aammer der
Abgeordneten, des Museums, der
Aünstlerschaft und der Stadt, zusam-
men, die zunächst einen Teil des
ärarialischen polzhoss als den zweck-
mäßigsten Bauplatz erkannte. An-
schließend hieran wurden die Archi-
tekten ksauberrisser, Romeis und Seidl
veranlaßt, ihre Odeen über die Ge-
staltung des Neubaues konkurrierend
zum Ausdruck zu bringen, unter Be-
rücksichtigung der bestehenden Zwei-
teilung des Museums in eine kultur-
geschichtliche und eine fachliche Samm-
lung. Noch am (*(. (Oktober des
gleichen Zahres wurden die Pläne
mit Erläuterungen ihrer Autoren der
Aommifsion unterbreitet. Nach längerer
Debatte wurden der Aommifsion zwei
fragen vorgelegt: Soll, wie das Gut-
achten dreier Architekten (v. Bezold,
Bühlmann, Albert Schmidt) anregte,
sämtlichen drei Aünstlern Gelegenheit
zur Umarbeitung ihrer Projekte geboten werden?
und: Ist nach dem Gutachten der Architekten Rettig,
v. Schmidt und Fr. Thiersch nur ein Aünstler, Seidl,
zur weiteren Bearbeitung seiner Pläne unter Voraus-
setzung der gebotenen Änderungen zu empfehlen? Die
erste Frage wurde mit elf gegen sechs Stimmen ver-
neint, die zweite Frage alsdann einstimmig bejaht.
Am 2(. Ouli (89*( war das 2Nodell fertiggestellt,
und am 29. September des gleichen Wahres fanden
die Pläne die allerhöchste Genehmigung.
Das zweite Aapitel der Denkschrift „Der Bau-
gedanke" ist für uns das wichtigste; in ihm findet
man die leitenden Grundsätze und Anschauungen des
Architekten präzis und klar niedergelegt. <£s wird
uns zunächst geschildert, wie eine Befreiung von der
Baulinie, d. h. das Zurückgehen hinter dieselbe, für
die Stimmung des Ganzen sowohl wie seiner Einzel-