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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 53.1902-1903

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Der Neubau des Beyerischen Nationalmuseums in München
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https://doi.org/10.11588/diglit.7001#0120

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Der Neubau des Bayerischen Nationalmuseums in München.

\77. Projekt zur St. Molfgangskirche in München; Grundriß.

Von lvilh. Spannagel, München.

heilen für die malerische Ausgestaltung, für die
Mannigfaltigkeit der Raumbildung und Lichtzufuhr
von schwerwiegendster Bedeutung und weittragendsten:
Gewinne war und das Ganze vor Eintönigkeit des
Eindruckes, deu Besucher aber vor allem vor dem
Fluche so vieler Museen, vor Abspannung und Er-
niüdung, bewahrt. Es wird uns die Anlage von
zwei Stockwerken als aus dem dualen Charakter der
Sammlungen entwachsend begründet, ebenso die Ver-
teilung bestinimter Räume nach gewissen Gesicbts-
punkten, so daß — um nur eines herauszugreifen,
was zu den wichtigsten Aufgaben eines Museums
zählt — der Konservierung der Mbjekte dadurch
schon Rechnung getragen wurde, daß lichtempfindliche
Gegenstände, wie etwa Gewebe, Stickereien, in den
nördlichen Räumen, die weniger empfindlichen gegen
Süden zur Au'stellung gelangten. Es werden die
Appendices der Sammlung, die Bureatiräümlichkeiten,
Kopiersäle, das Studiengebäude und ähnliches be-
handelt und schließlich der Umgestaltung der Straße
vor dem Museum ein eigenes Kapitel gewidmet.
Von dem Gedanken ausgehend, daß ein im Grundriß
wie Ausbau so unregelmäßiges Gebäude wie das
neue Museum einen ganz symmetrischen Platz nicht
vertrage, wie ihn das sogenannte Forum vor Beginn
des Baues mit einer Pflanzeninsel in der Mitte und
zwei seitlich stark ausbiegenden Verkehrsstraßen bot,
„das Musterbild einer Anlage, wie sie die moderne
Städtebaukunst mit Recht verwirft", arbeitete Seidl
gemeinschaftlich mit Theod. Fischer eine Umgestaltung
des Platzes in seiner heutigen Erscheinung aus, deren
Vorzüge in Bezug auf Verkehr, malerische Erschei-
nung und namentlich mit Rücksicht auf die weiteren
Bebauungsprojekte unverkennbar sind und die ein
Stadtbild von entzückendem Reize und ganz eigen-
artiger Schönheit verspricht.

Am 17. November 189H fand die feierliche
Grundsteinlegung durch Se. Kgl. poheit den prinz-
regenten statt. Alsbald begannen die Arbeiten, die

fast durchwegs auf dem Mege der engeren
Submission dem Mindestnehmenden übertragen
wurden. Wie interessant es auch ist, das Fort-
schreiteu des Baues in der Denkschrift zu ver-
folgen, so sei doch hier auf einen chronistischen
Auszug, der nur ermüden könnte, verzichtet.
Am 30. Dezember \ 899 wurde das Bauwerk
dem Staate übergeben. Seit dem f5. September
18ß8 hatte bereits der Umzug begonnen und
damit auch die Inneneinrichtung des Baues,
die eigentliche Tätigkei! des Ehrenkonservators
und Professors Rudolf Seitz, eingesetzt. Rastlos
und von größter Begeisterung beseelt, schritten
die Arbeiten fort, so daß schon am 20. Septeniber
J900 die feierliche Eröffnung des Museums durch
Se. Kgl. poheit den prinzregentcn erfolgen konnte.

Die Baubeschreibung können wir füglich um-
gehen, um so mehr, als E. A). Bredt uns schon eine
ausführliche gab (Jahrgang 190 l, S. 1 ff. unserer
Zeitschrift). Doch erscheint es von großem Interesse,
daraus hinzuweisen, daß die Denkschrift bei dieser
Gelegenheit nicht verabsäumt, uns zu unterrichten,
von welchen älteren Denkmalen gewisse charakteristische
Raumbildungen, architektonische, malerische oder
bildnerische Details entlehnt wurden. Mir wissen,
welch außerordentlich feines Empfinden nicht weniger
Seitz wie Seidl bei dieser Auswahl beseelte, und
welchen: liebevollen Spürsinn der beiden wir im
Blusen::: eine Reihe entzückender Einzelheiten in
Nacbbildungen zu verdanken haben, die so gut wie
unbekannt waren. Das kunftgeschiebtliche Bild einer
besliinmten Epoche wird uns durch sie oft erst ab-
gerundet, das richtige Milieu für die Sammlungs-
gegenstände dadurch erst geschaffen oder wesentlich
mitbestiinint. Selbstverständlich ist das rein Bau-
technische, Baugrund, Materialien, Peiz- und Beleuch-
tungsanlagen, in der Publikation eingehend behandelt.

Der Schluß des Textes ist den Förderern des
Museuntsueubaues und dem Gefolge der führenden
Geister gewidinet. Mer den Menschen Seidl kennt,
weiß, wie er das Können, das Missen und die Arbeit
der einzelnen schätzt und würdigt, und wie er deren
Verdienste nieinals als Folie für die eigene Person
und Bedeutung benutzt. Blag das Verdienst noch
so gering sein, die Ehre daran soll seinem Träger
ungeschinälert zugute ko:::»:en. Getreulich schildert
UNS denn auch dieser Teil der Denkschrift die Arbeit
der einzelnen und nicht vergessen wird derer, die
zwar nicht mit der Tat, so doch mit dem Rate
zum Gelingen des Ganzen beitrugen. Bei einen:
so großen und so viele und mannigfache Kräfte
erheischenden Merk ist es beinahe unmöglich, aller
dieser zu gedenken, deshalb möge nur eine notninelle

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