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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 53.1902-1903

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Die moderne dekorative Bewegung in Dresden, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.7001#0136

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. S ■ M

Sic moderne dekorative Bewegung in Dresden.

20n. Uhr, nach Entwurf von Fritz Schumacher,
Dresden. (Ungef. '/s der wirkt. Gr.)

Aünstler gewesen, die sich durchaus nicht um der
dekorativen, sondern lediglich um der landesüblichen
hohen Aunst willen in der alten Kunststadt Dresden
angesammelt hatten, die aber nun unter dem Um-
schwung der künstlerischen Anschauungen und Be-
dürfnisse mit mehr oder minder großer Entschlossen-
heit ganz oder teilweise zur neuen Fahne übergingen.

Es traf sich besonders günstig, daß damals
überhaupt das ganze Dresdener Aunstleben in einein
frischen Aufschwung sich befand, dem sich die deko-
rative Bewegung gleichsam nur wie eine Fortsetzung
anschloß. Es war auch in der Tat die höchste Zeit
gewesen. Denn lange genug hatte die Aunst hier
darnieder gelegen unter jenem lastenden und lähmen-
den Druck, den spätere Geschichtschreiber wohl als
den „pähnelschen" fixieren werden. Sah man in
den letzten Jahrzehnten auf deutschen Aunstausstel-
lungen ein plastisches Werk, das unverkennbar das
Gepräge antiker Nachahmung trug, man konnte
sicher sein, es stammte aus Dresden. Das ist charak-
teristisch genug, um diese ganze Zeit zu charakteri-

siere». Alan hatte noch keine Ahnung von deni
Winde, der draußen schon fast durch die ganze Welt
wehte; man wußte noch nicht wieder, was Natur,
was Farbe, was Stimmung bedeutete. Die antiken
Scheuklappen ließen den Blick immer nur nach einer
Richtung sehen.

Der erste Schritt zur Besserung geschah in den
70 er Zahre» durch Berufung neuer Lehrkräfte.
Doch erst nach der großen Blamage auf der großen
Berliner Aunstausstellung des Jahres sbfis setzte die
volle Energie ein. Das Ausstellungswesen wurde
reformiert, die Akadeinie erweitert, jüngere Lehrkräfte
herbeigerusen, ein Ausstellungsgebäude gebaut, die
Aünstler unterstützt, durch einen Teil der Presse er
ziehcrisch aufs Publikum eingewirkt. Das Beste
jedoch taten die jüngeren Aünstler selber: sie bildeten
nach berühmten Mustern eine als Opposition auf
tretende Sezession, verließen zum Teil, gleichfalls
nach berühmten Mustern, die Stadt und siedelten
sich in einem idyllischen Tale bei Dresden an, um
mit der Natur in innigste Berührung zu kommen.
Das Dorf Goppeln ist Dresdens Fontainebleau ge-
worden.

205. Kamin; nach Entwurf von Fritz Schumacher,
Dresden.
 
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