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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 53.1902-1903

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Der Hof der bischöflichen Residenz in Freiburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.7001#0149

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Der Hof der bischöflichen Residenz zu Preising.

Besondere Beachtung verdienen
die Pfeiler und Säulen, die ihre
Vorbilder in wenig Jahre früher
entstandenen Formschnitten zu haben
scheinen. Die Pfeiler zeigen im all-
gemeinen toskanische Ordnung; in
etwas unverstandener Weise fügt der
Meister aber zwischen Deckplatte und
Gewölbeanfänger eine Art Aapitell
ein, das einen ziemlich derb behan-
delten Blattkelch zeigt. Schaft und
Postament der Pilaster tragen dagegen
sehr zierlich komponierte und durch-
geführte ornamentale Füllungen von
Frührenaissancecharakter. Auch die
Säulen haben eine Art von Blattkelch
kapitellen, die zumeist auf einem Wulst
ruhen. Der runde Schaft ist gewöhn
lich durch einen Ring in zwei ziem-
lich gleiche Teile geteilt, der obere ist
fast ganz glatt behandelt, während
der untere durch Aanneluren, Rund-
stäbe belebt wird oder achtkantig gebildet
ist. Der Schaft ruht auf einer Basis,
die entweder trommel- oder wulst
artig geformt ist und nicht selten noch
Rudimente gotischer Dekoration zeigt
oder aus einem von aufstreben
den Akanthusblättern verdeckten vier-
seitigen Alotz besteht. Bei aller
Schwerfälligkeit und Willkür, mit der

die einzelnen Teile der Pfeiler
und Säulen aneinander gereiht
sind, ja vielleicht gerade deshalb
entbehren diese Stützen nicht jenes
eigenen Reizes, wie er den meisten
Werken der Frührenaissance inne-
wohnt. Nicht zum wenigsten
trägt hierzu das Material, roter
Salzburger Marmor, bei. Bei der
staatlichen Inventarisierung der Aunst-
denkmäler Freismgs gelang es nicht
mehr, das von Lübke (Geschichte der
deutschen Renaissance, \873, S. 52J)
und von Sighart (Geschichte der bil-
denden Aünste, Seite 682) erwähnte
Monogramm A. P. nebst Steinmetz-
zeichen zu finden, das den Meister
der Hallen als identisch mit jenem
des Grabsteines des Aanonikers Peter
Aalbsor im östlichen Teil des Frei-
singer Domkreuzganges vermuten liest.
Der Stein trägt links das Mono-
gramm A. P. und rechts die Jahr
zahl f52f.

Bei der frühen Tntstehungszeit
der fallen und der eigenartigen Ver-
bindung von Motiven der Renaissance
und Gotik sowohl in der Anlage wie
in den Detailformen verdient der hier
besprochene Teil der Freisinger Residenz
ganz besondere Beachtung.
 
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