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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Editor]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 53.1902-1903

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Roessler, Arthur: Der Bund zeichnender Künstler in München
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https://doi.org/10.11588/diglit.7001#0210

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Der Lund zeichnender Aiinstler in München.

3(9. Exlibris von <£. Lieber mann, München.

den immer sicheren über den Empfinder und Er-
finder erhebt, inr Gegenteil, er wettert ingrimmig
gegen die bloße Technikerei ohne geistigen Inhalt.

Die hier reproduzierten Radierungen sind teil-
weise ältere Blätter, teilweise jedoch Blätter aus
einem demnächst erscheinenden zwölfteiligen Zyklus
„Ein Lebens-Kanon". Eine Erläuterung zu den
Blättern läßt sich hier aus mehrerlei Gründen
nicht geben; die älteren Radierungen sind plau-
sibel, und die dem Zyklus entnommenen werden

32;. öigniun von <£. Sieber mann, München.

I auch ohne langatmige Schilderung, die notwendig
auf die anderen, hier nicht wiedergegebenen Blätter
des Werkes Bezug nehnien müßte, verständlich
wirken. Was man wohl gleich sieht, ist das: b)egen-
bart schafft keine angewandte Kunst. Er macht sich
nicht nützlich. Aber: „Nützlichkeit" ist ein Dogma
so wie „Glück" und „Wahrheit"; es gilt nur, es
richtig und nicht zu eng zu verstehen. Nützlich ist
das, was uns dazu bringt zu leben, das Leben zu
fühlen. Ein Traum ist nützlich, wenn er schön ist.
— In dieser Auffassung ist auch bsegenbarts feines
Merk nützlich.

320. Glückwunschkarte von <£. Lieb er manu, München.

Ernst Liebermann, ein geborener Thüringer,
lebt seit acht Jahren in München. Die Berliner-
Schule, die er durchmachte, merkt man seinen jetzigen
Arbeiten nicht an. Er ist Romantiker, aber nicht
von der naturwissenschaftlich gebildeten neuromanti-
schen Art des dänischen Dichters Jacobsen, der
Darwin übersetzte, auch nicht von der seherischen
Art des Einsiedlers Bruno Mille, der in der mär-
kischen Kiefernheide den Offenbarungen des Wachol-
derbaumes lauscht, sondern gehört eher zur Art
der Romantiker vom Schlage Eichendorffs. Er hat
den Klängen der Volkslieder und den Stimmungen
der Romane jener Zeit, die uns mit einer seltsamen,
träumerischen Wehmut erfüllt, bildlichen Ausdruck
 
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