Der Bund zeichnender Künstler in München.
323. Ball-Lintrittskarte von ß. Lek-Gran. M
gelegene Abseitsgassen, wo noch Gärten vor den
niedrig geduckten Däusern liegen, wo sich an den
Tür- und Fensterstöcken wuchernd Eppich rankt,
wo ein Blick durch offene Fenster, auf deren
breiten Brettern in weitbauchigen irdenen Töpfen
Geranien und Balsaminen stehen, Stuben voll alt-
vaterischen Hausrates erspäht, und hier und dort
auf einem Tischchen eine päkelei, eine angebrochene
Semmel oder ein aufgeschlagenes Buch. Wenn Lieber-
mann in einer Folge von Blättern das zeichnet, was
ihin des Werkens würdig erschien in einer Stadt,
bekommen wir gewiß kuriose alte Winkel und be-
sondere mächtige Bauten zu sehen.
Es ist so in dem Album „Alt-
Wünchen", das iin Verlag von
Fischer & Franke in Berlin er-
schienen ist. Wir sehen auf diesen
Blättern alte Plätze, pöfe, Gassen,
Tore, Kirchen und Paläste, aber
keinen-Wann im modischen Raglan
und mit dem Zylinder sieht man
darauf, keine Radlerin und keine
Telephon- und Telegraphendrähte
durchschneiden die Lust. Es ist
wirklich das alte Wünchen.
Ernst Liebermann hat in den
letzten Jahren seines Wünchener
Aufenthaltes viel gearbeitet; zahl-
reiche Bilder erschienen in der
Sammlung „Jungbrunnen" und
„Teuerdank", die von Fischer &
Franke in Berlin herausgegeben
werden. Die beiden Jungbrunnen-
Bändchen „Heimaterde. Der Pri-
mat Lob in Liedern mit Bildern
von Ernst Liebermann", und
„Goldene Zeit. Der Liebe Lust
und Leid in Liedern mit Bildern
von Ernst Liebernmnn", enthalten
manches gute Blatt, aber auch
manch mißglücktes, und dies in-
sofern, als einzelne Zeichnungen
zu derb, zu groß und fahrig sind.
Für diese Wängel entschädigen ge-
wisse, gut im Raum stehende und
nicht konventionelle Zeichnungen.
Im „Teuerdank", den Fahrten
und Träumen deutscher Waler,
sind bisher von Ernst Liebernmnn
vier Serien erschienen, und zwar
jO Zeichnungen „Allerlei Wetter",
jO Zeichnungen „Die Poesie der
Landstraße", sO Zeichnungen „Aus
der deutschen Wärchenwelt" und die schon vorhin
erwähnten \2 Blätter „Alt-Wünchen".
Diese Schwarz-Weißblätter sind es jedoch nicht,
die Ernst Liebermann rastlos als Künstler vorstellen;
ihr Eindruck ist darum kein völlig reiner, weil sie
nicht der eigentliche Ausdruck von Liebermanns
Phantasieeinfällen sind. In diesen Blättern, bei welchen
sich der Künstler auf die Verwertung von Schwarz
und Weiß beschränken mußte, und auf die Linie,
um eine künstlerische Wirkung zu erzielen, vermochte
er nicht sein Bestes zu geben. Sein Bestes gibt er
in seinen farbigen, in seinen lithographierten Blättern;'
323. Ball-Lintrittskarte von ß. Lek-Gran. M
gelegene Abseitsgassen, wo noch Gärten vor den
niedrig geduckten Däusern liegen, wo sich an den
Tür- und Fensterstöcken wuchernd Eppich rankt,
wo ein Blick durch offene Fenster, auf deren
breiten Brettern in weitbauchigen irdenen Töpfen
Geranien und Balsaminen stehen, Stuben voll alt-
vaterischen Hausrates erspäht, und hier und dort
auf einem Tischchen eine päkelei, eine angebrochene
Semmel oder ein aufgeschlagenes Buch. Wenn Lieber-
mann in einer Folge von Blättern das zeichnet, was
ihin des Werkens würdig erschien in einer Stadt,
bekommen wir gewiß kuriose alte Winkel und be-
sondere mächtige Bauten zu sehen.
Es ist so in dem Album „Alt-
Wünchen", das iin Verlag von
Fischer & Franke in Berlin er-
schienen ist. Wir sehen auf diesen
Blättern alte Plätze, pöfe, Gassen,
Tore, Kirchen und Paläste, aber
keinen-Wann im modischen Raglan
und mit dem Zylinder sieht man
darauf, keine Radlerin und keine
Telephon- und Telegraphendrähte
durchschneiden die Lust. Es ist
wirklich das alte Wünchen.
Ernst Liebermann hat in den
letzten Jahren seines Wünchener
Aufenthaltes viel gearbeitet; zahl-
reiche Bilder erschienen in der
Sammlung „Jungbrunnen" und
„Teuerdank", die von Fischer &
Franke in Berlin herausgegeben
werden. Die beiden Jungbrunnen-
Bändchen „Heimaterde. Der Pri-
mat Lob in Liedern mit Bildern
von Ernst Liebermann", und
„Goldene Zeit. Der Liebe Lust
und Leid in Liedern mit Bildern
von Ernst Liebernmnn", enthalten
manches gute Blatt, aber auch
manch mißglücktes, und dies in-
sofern, als einzelne Zeichnungen
zu derb, zu groß und fahrig sind.
Für diese Wängel entschädigen ge-
wisse, gut im Raum stehende und
nicht konventionelle Zeichnungen.
Im „Teuerdank", den Fahrten
und Träumen deutscher Waler,
sind bisher von Ernst Liebernmnn
vier Serien erschienen, und zwar
jO Zeichnungen „Allerlei Wetter",
jO Zeichnungen „Die Poesie der
Landstraße", sO Zeichnungen „Aus
der deutschen Wärchenwelt" und die schon vorhin
erwähnten \2 Blätter „Alt-Wünchen".
Diese Schwarz-Weißblätter sind es jedoch nicht,
die Ernst Liebermann rastlos als Künstler vorstellen;
ihr Eindruck ist darum kein völlig reiner, weil sie
nicht der eigentliche Ausdruck von Liebermanns
Phantasieeinfällen sind. In diesen Blättern, bei welchen
sich der Künstler auf die Verwertung von Schwarz
und Weiß beschränken mußte, und auf die Linie,
um eine künstlerische Wirkung zu erzielen, vermochte
er nicht sein Bestes zu geben. Sein Bestes gibt er
in seinen farbigen, in seinen lithographierten Blättern;'