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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Editor]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 53.1902-1903

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Roessler, Arthur: Der Bund zeichnender Künstler in München
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https://doi.org/10.11588/diglit.7001#0217

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Der Bund zeichnender Künstler in München.

Blätter, wie Plakate, gelingen dem Aünstler, vermöge
des schon erwähnten, bei ihm stark entwickelten Ganges
zum Anekdotischen, nicht immer gut. Leibst das
hier wiedergegebenc Plakat für ein Wäschebleichmittel
oder eine Waschseife, erscheint mir als Plakat nicht
geglückt. (Es dünkt mir ein Fehler zu sein, wenn
ein Plakat bewegt erscheint und es ist doppelt ver-
fehlt, wenn es außerdem noch anekdotisch ist, genre-
haft erzählend. Das Plakat wurde von Bek-Gran
eigentlich als Illustration gezeichnet, während — wie
ich später ausführe — das Plakat gesondert als
spezielle Art der zeichnenden Aunst aufgefaßt werden
muß.

(Original Eigentum des kjauskunst-verlags von Gtto Schulze-
Köln, Darmstadt.

Paris Weyer-Aastet wurde in der einstigen
hessischen Residenzstadt geboren, absolvierte in seiner
Vaterstadt das Gymnasium, bezog hierauf die
Akademie, die er nach zwei Jahren verließ, um nach
München zu übersiedeln, wo er Friedrich Fehrs
Schüler wurde. Er hat Reisen nach der Schweiz,
Italien, Holland und England gemacht, von welchen
er reiche Anregungen mit nach München brachte,
wo er seit (895 int eigenen Atelier eine emsige
Tätigkeit entwickelt. Das ist in knappen Worten die
Geschichte seines bisherigen äußereit Lebens. Als
Aünstler ist Meyer-Aaffel nicht mit Schlagworten zu
charakterisieren. Seine künstlerische Physiognomie
ist keine starre Larve, sondern ein bewegtes Antlitz.
Technisch ist er ein Proteus. Er ist in dieser Be-
ziehung wie Boutel de Monvel, der sich im Ge-
wände Ludwig Richters mit derselben Sicherheit
bewegt wie in dem Gutamaros. Er schafft vieler-
lei; er schafft reine und angewandte Aunst und ist
dabei vor allem bemüht, jedem Ding die ihm
wesensgemäße künstlerische Form zu geben. Er hat
keine Schablone, keinen Grundsatz, nach dent er Zweck-
zeichnungen arbeitet, er wendet jeweilig neue Arten
an bei neuen Aufgaben. Meyer-Aaffel schafft ebenso
gute Landschaftsbilder wie Plakate.

Da die Aunst bei uns in Deutschland, wie ge-
klagt wurde, nicht nur nach Brot gehen ntuß, son-
dern es oft sogar nicht findet, darf ntan es den
Aünstlern iticht allzusehr verübeln, wenn sie manch-
mal dem Publikumsgeschmack, nach dem Begehren
der Verleger, Aonzessionen machen, Stilspielereien,
die nicht künstlerisch sind. Um so anerkennenswerter
ist es, daß Meyer-Aaffel, der von Verlegern viel be-
schäftigt wird, immer eine gewisse Würde und Wahr-
haftigkeit int Stil und dent Material zu wahren
weiß. Er ist immer eingedenk, daß einer, ntag er
ein geschickter Techniker, ein glücklicher Finder, ent-
deckungsgeistiger Sucher sein, darum noch immer
kein Aünstler ist, daß er dies erst dann ist, wenn er
einer künstlerischen Absicht den ihr gemäßeit künst-
lerischen Ausdruck gibt. Wie weit Meyer-Aaffel
dieser, einent Ding wesensgemäße Ausdruck gelingt,
wird einigermaßen aus den hier beigegebenen Zeich-
nungen zu erkennen sein.

In Meyer-Aaffel ist ein Verstehen der Schön-
heit des flachen Landes und eine Liebe, sie imntcr

H- BEX 6BAN-

329. Plakat von Bek-Gran, München.
 
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