Lin Wort zur Frage der Beteiligung des Bayerischen Kunstgewerbes an der Ausstellung in 5t. Louis n90^.
555.
erleichtert und man braucht sich jenes Ballastes nicht
zu entledigen, den uns das vielfach starre Festhalten
an gänzlich veralteten Lehr-Maximen aufhalst. An
amerikanischen Stimmen, die immer mehr das Prinzip
freier, nicht beeinflußter Entwicklung predigen, fehlt
es ebensowenig, wie am Willen der Arbeitenden,
diese Direktiven aufzunehmen. Wan braucht nur
die erste beste amerikanische Publikation über Häuser-
bau, ich nenne beispielsweise die von Architekt Hol-
man in Philadelphia hcrausgegebenen »Picturesque
Summer Cottages«, Aeiths »Home Builder« (Winnea-
polis), »The House Beautiful« (Chicago) und andere
der zahlreichen einschlägigen Werke zur pand zu nehmen,
um sofort den Eindruck zu gewiitnen, daß durchaus
selbständige Strömungen nicht bloß zu erwarten sind,
nein, daß sie sich bereits in ausgiebigster Weise gel-
tend machen, und zwar in einem Sinne, der manche
Einrichtungen weit vollkommener erscheinen läßt, als
sie auf dem europäischen Kontinent — England hat
seine durchaus selbständige und sehr hohe Stellung —
existiert. Davon später ein Wort.
Die »Architectural League« in Neuyork hat
seit einer Reihe von Jahren regelmäßig Ausstellungen
veranstaltet, bei denen die heimische angewandte Aunst
eine ganz hervorragende Stellung einnimmt. Seit
sstOO besteht weiter der »National Arts Club«, der
mit aller Energie die Förderung der angewandten
Künste in die Hand genommen hat. Zn gleichem
Sinne wirkt die »Applied Arts Guild« in Worcester,
Massachusetts, sowie eine ganze Reihe neu entstandener
Vereinigungen, denen samt und sonders das gleiche
Ziel vor Augen schwebt. An den Colleges, wo aus-
schließlich das Frauenstudium in seine Rechte tritt,
wird vielfach in gleichem Sinne gearbeitet; eine große
Reihe illustrierter Fachzeitschriften beschäftigt sich mit
allen einschlägigen Fragen aufs eingehendste. Alle
predigen sie dasselbe und mit Nachdruck: „Amerika
den Amerikanern! Wir müssen unsere eigenen Wege
gehen, viel arbeiten, viel lernen: Das führt zum
Ziele". Zn welch umfassender Weise diese Propaganda
in Szene geht, zeigte sich bei dem im Oktober sst02
in Chicago zusammengetretenen Delegiertentage der
»Industrial Art Teague«, die, von Dr. ®. Friggs
geleitet, eine große Zahl von Stimmen aus sämtlichen
Teilen der Vereinigten Staaten laut werden ließ,
welche alle die Wichtigkeit einer allgemein einge-
leiteten fortschrittlichen Aktion betonten und als ersten
Zweck die Demokratisierung der Aunst hervorhoben.
„Das demokratische Prinzip angewandt auf die Aunst
bedeutet die allseitige Verbreitung des Verständnisses
für freie Schöpfung, das bis heute nur einem engen
Areise zugänglich war. Während Zahrhunderten
haben die Künstler ihr Streben ausschließlich der
eigenen Sache zugewandt und sahen dies Gebiet ebenso
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erleichtert und man braucht sich jenes Ballastes nicht
zu entledigen, den uns das vielfach starre Festhalten
an gänzlich veralteten Lehr-Maximen aufhalst. An
amerikanischen Stimmen, die immer mehr das Prinzip
freier, nicht beeinflußter Entwicklung predigen, fehlt
es ebensowenig, wie am Willen der Arbeitenden,
diese Direktiven aufzunehmen. Wan braucht nur
die erste beste amerikanische Publikation über Häuser-
bau, ich nenne beispielsweise die von Architekt Hol-
man in Philadelphia hcrausgegebenen »Picturesque
Summer Cottages«, Aeiths »Home Builder« (Winnea-
polis), »The House Beautiful« (Chicago) und andere
der zahlreichen einschlägigen Werke zur pand zu nehmen,
um sofort den Eindruck zu gewiitnen, daß durchaus
selbständige Strömungen nicht bloß zu erwarten sind,
nein, daß sie sich bereits in ausgiebigster Weise gel-
tend machen, und zwar in einem Sinne, der manche
Einrichtungen weit vollkommener erscheinen läßt, als
sie auf dem europäischen Kontinent — England hat
seine durchaus selbständige und sehr hohe Stellung —
existiert. Davon später ein Wort.
Die »Architectural League« in Neuyork hat
seit einer Reihe von Jahren regelmäßig Ausstellungen
veranstaltet, bei denen die heimische angewandte Aunst
eine ganz hervorragende Stellung einnimmt. Seit
sstOO besteht weiter der »National Arts Club«, der
mit aller Energie die Förderung der angewandten
Künste in die Hand genommen hat. Zn gleichem
Sinne wirkt die »Applied Arts Guild« in Worcester,
Massachusetts, sowie eine ganze Reihe neu entstandener
Vereinigungen, denen samt und sonders das gleiche
Ziel vor Augen schwebt. An den Colleges, wo aus-
schließlich das Frauenstudium in seine Rechte tritt,
wird vielfach in gleichem Sinne gearbeitet; eine große
Reihe illustrierter Fachzeitschriften beschäftigt sich mit
allen einschlägigen Fragen aufs eingehendste. Alle
predigen sie dasselbe und mit Nachdruck: „Amerika
den Amerikanern! Wir müssen unsere eigenen Wege
gehen, viel arbeiten, viel lernen: Das führt zum
Ziele". Zn welch umfassender Weise diese Propaganda
in Szene geht, zeigte sich bei dem im Oktober sst02
in Chicago zusammengetretenen Delegiertentage der
»Industrial Art Teague«, die, von Dr. ®. Friggs
geleitet, eine große Zahl von Stimmen aus sämtlichen
Teilen der Vereinigten Staaten laut werden ließ,
welche alle die Wichtigkeit einer allgemein einge-
leiteten fortschrittlichen Aktion betonten und als ersten
Zweck die Demokratisierung der Aunst hervorhoben.
„Das demokratische Prinzip angewandt auf die Aunst
bedeutet die allseitige Verbreitung des Verständnisses
für freie Schöpfung, das bis heute nur einem engen
Areise zugänglich war. Während Zahrhunderten
haben die Künstler ihr Streben ausschließlich der
eigenen Sache zugewandt und sahen dies Gebiet ebenso
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