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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 53.1902-1903

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Berlepsch-Valendas, Hans E. von: Ein Wort zur Frage der Beteiligung des Bayerischen Kunstgewerbes an der Ausstellung in St. Louis 1904
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https://doi.org/10.11588/diglit.7001#0242

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Lin Wort zur Frage der Beteiligung des Bayerischen Kunstgewerbes an der Ausstellung in St. Louis 190-4.

36<t.

Haus Nr. 2 von Alb. Bayne Lawyer, Architekt.

Maurer- und Gipserarbeit . . . .

. (700 f

Jimrnerrnanns- und Schreinerarbeit .

. 2*00 „

Installationsarbeiten.

. 500 „

kseizanlage.

• 175 „

Malerarbeit.

. 275 „

Gasvorrichtungen.

• 125 „

Für bessere Kamine.

• 125 „

Total 5000 Doll.

Diese Preise sind angesichts der Bauobjekte und
gegenüber den Sätzen, die z. B. in München und
Umgegend in Anwendung kommen, als niedrig zu
bezeichnen. Die Qualität des Gebotenen ist mindestens
gleichwertig, meist bester.

* *

*

Ist nun die Ausbildung aller dem Wohnhause
zustatten kommenden Einrichtungen und Hilfsmittel

eine sehr weit getriebene, so trifft das in noch weit
höherem Maße bei den großen städtischen »Office
Buildings«, den nur geschäftlichen Zwecken dienen-
den Bauten, zu. Überall begegnet man einer Ver-
ausgabung von Hilfsmitteln jeder Art für Heizung,
Ventilation, Personenbeförderung, Beleuchtung u.s. w.
die geradezu erstaunlich wirkt. Darin sind die
Amerikaner uns Europäern weit, weit überlegen.
„In der Routine, diesen oder jenen Stil für bestimmte
Zwecke zurecht zu schneidern, ist uns Europa ent-
schieden über. Wer aber auf diese gewiß sonst sehr
respektablen Dinge weniger hält als auf wirkliche
Wohnlichkeit und all jene Dinge, die das häusliche
Leben angenehm gestalten, der komme und lerne
bei uns, wie das zu machen sei", sagt p. Reith in
einem vortrefflichen Aufsatze »Doints ofView«, seiner
»Architectural Studies«, In der Tat können sich
sogar die modernst eingerichteten Londoner Geschäfts-
häuser — von den Wohnhäusern sei weiter nicht die
Rede ■— nicht messen mit denen amerikanischer Städte
in Bezug auf innere Einrichtung, und so hat Amerika,
wenn auch nicht im Sinne der äußeren Erscheinung
eines architektonischen Objektes, bereits seinen eigenen
Stil, der aus Notwendigkeiten entsprungen, nirgends
das Beiwerk vor die Hauptsache setzt.

Das ist, was ja auch die moderne Strömung
in Europa will. Es handelt sich nicht mehr um
Runstformen allein, sondern um Zweckformen. Die
von Morris gepredigte Einfachheit: „Reine über-
flüssigen Dinge, alles, was nicht hergehört, bleibe
der Wohnung fern", kommt durchweg zur An-
nahme; eine Art von künstlerischem puritanertum
beginnt die Oberhand zu gewinnen. Als bezeichnendes
Beispiel möge hier das im »Oraftsman«, Dezemberheft
sst02, eingehend besprochene Haus von Mr. Stickley,
Ehicago, ausgeführt fein (Abb. H06—^09). Der plan
zeigt die schon oben erwähnte Anordnung des ameri-
kanischen Stadthauses, nur bekommt gerade dieses
Gebäude Licht von allen vier Seiten. Nirgends im

365—367.

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