Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 53.1902-1903

DOI Artikel:
Berlepsch-Valendas, Hans E. von: Ein Wort zur Frage der Beteiligung des Bayerischen Kunstgewerbes an der Ausstellung in St. Louis 1904
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.7001#0246

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Ein Wort zur Frage der Beteiligung des Bayerischen Uunstgewerbes an der Ausstellung in St. Louis (904.

576.

Krefeld 1898: 2528778 21t, 1902: 303873*1 211.)
Über Stoffe, wie Musselin-Stickereien (Vorhänge), liegen
für die voigtländifche Industrie Ziffern vor, welche
die Bedeutung dieses Kunst-Industriezweiges deutlicher
als alles andere illustrieren. Danach betrug der Export
von Baumwollspitzen im Jahre 1898: H Millionen.
Mark, 1902: 9,6 21Tilltonert 2Uark. Noch wesentlicher
ist das Anwachsen der deutschen (voigtländ.) Ausfuhr
ait Stickereien. Sie betrug im Jahre 1902 nahezu
8 2Uillionen Mark. Daraus allein schon ist der
Schluß zu ziehen, daß nach dieser Seite hin ein
wesentliches Absatzgebiet gegen die Konkurrenz anderer
Länder, besonders Frankreichs, zu behaupten fein wird.
Stickereien in Baumwolle zahlen 60 Prozent, aus
Molle 30 Eents per Pfund zuzüglich 60 Prozent
des Wertes, Stickereien in Seide 60 Prozent. Daraus
geht zur Genüge hervor, daß trotz der hohen Zollsätze
der Verkehr ein ganz riesiger ist. Die Landarbeit
hat in Amerika noch nicht jenen Grad von Aus-
dehnung und Vollendung wie in der alten Welt,
beginnt aber, an Bedeutung zu gewinnen. In
Deerfield, Mast'., hat sich eine Vereinigung von
freunden der Kunststickerei »Ille Veertielcl Society
of Art Needle Work« gebildet, deren Arbeiten zwar
augenblicklich noch nicht sehr ins Gewicht fallen.
Indes wird der Unterricht gut bezahlter Lehrkräfte
auch hier feine Wirkung bald geltend machen.

Ein wesentliches Augenmerk wird neuerdings
auch an allen Schulen der Kunstkorbflechterei zu-
gewandt, in der verschiedene Indianerstämme Vor-
treffliches leisteten. Geschwister Francis in Plainfleld,
Eonnecticut haben die Industrie wieder ausgenommen,
über die kürzlich ein ganz vorzügliches kleines Buch
von Mary White »How to make Baskets« erschienen

ist. Was die amerikanische
Korbflechterei in Bezug aus
Sitz,nobel für einen hohen
Bang einnimmt, braucht wohl
kaum berührt zu werden.
Unsere diesbezüglichen indu-
striellen Etablissements kom
men dagegen nicht auf. Be-
merkt sei hierbei gleich, daß
jede europäische Firma unter
ihrem Namen auszustellen
hat, und daß die Gepflogen-
heit, ausländische Arbeiten
durch amerikanische Import-
häuser ausstellen zu lassen, in
St. Louis unzulässig ist.

Keramische Produkte bringt
Amerika noch bei weitem
nicht im Umsange des Be-
darfes hervor, besonders nicht Gebrauchsgeschirr.

Deutschland exportierte im Finanzjahre 1901/2 Waren
dieser Technik im Betrage von 102 Millionen Dollar,
woran Porzellan allein mit 18 2Uillionen Dollar

partizipiert. Bedenkt man, daß aus Frankreich und
England, dann auch aus polland und den skan-
dinavischen Ländern die Ausfuhr ebenfalls eine riesige
ist, so erhellt daraus, wie wichtig auch diese Seite der
Ausstellung sür Deutschland ist. An Ziergefäßen liefern
vereinzelte noch in voller Entwicklung stehende ameri-
kanische 2lteliers ganz Vorzügliches, so die Rookwood
Pottery in Cincinnati, die ihren farbig tiestönigen
wie neuerdings auch in lichten Tönen gestimmten
Produkten /Relief-Dekor wird auch angewendet), nicht
zum Vorteile der Gesamterscheinung, eine stark glän-
zende Glasur gibt. Der Wert dieser zum Teil wunder-
vollen Objekte besteht darin, daß kein Gefäß zweimal
gemacht wird. Eine bedeutende Stellung nehmen
weiter die „Volkmar-Waren" ein, Gesäße, deren
außerordentlicher Reiz darin besteht, daß verschiedene
Glasuren übereinander zu liegen kommen und so
eine ganz eigentümlich seine Wirkung erzielt wird. In
Mattglasur zeichnen sich die Werkstätten von Grueby
und Kendrick, Boston, aus, deren Produkte ebenfalls
ausschließlich pandarbeit sind. Die Form ist durch-
weg einfach, das plastisch leicht ausgesetzte Ornament
flächig breit gehalten unter Verwendung vegetabi-
lischer Grundformen, die Tonskala sehr reich. Unter
der Bezeichnung »Rewcomd Pottery« kommen neuer-
dings keramische Arbeiten in den Pandel, die an dem
Newcomb-Damen-Tollege in Neuorleans hergestellt
werden und den Beweis erbringen, welch frischer
künstlerischer Geist daselbst herrscht. Zu nennen wären
noch Arbeiten von Mercers Works in Doylestown

224
 
Annotationen