(Ein Wort zur Frage der Beteiligung des Bayerischen Aunstgewerbes an der Ausstellung in 5t. Louis \qo^.
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haben, wenn gleich die eigentliche Schlosserei drüben
ihre Artikel ebensogut, aber billiger herstellt, als es
in Deutschland der Fall ist. Der Bronzeguß wird
noch nicht in sehr umfangreicher Weise betrieben.
Immerhin dürften die Zeiten bald vorüber sein, wo
man, um Erzgüfse in größeren Dimensionen zu be-
kontmen, nach Europa gehen mußte. Die »Idoman
öroiE Worbs« liefern sehr gute Erzeugnisse.
Arbeit in Edelmetallen, gehämmerte und nachher
gravierte oder ziselierte Stücke, vorzüglich bsohlgefäße,
spielen auf dein amerikanischen Tisch eine große Rolle.
Gorham mit seinen kraftvollen, manchmal etwas
schweren Stücken jSilver martele) und Tiffany sind
die beiden pauptproduzenten, von denen die Union
bezieht. Die Grundform, der Zweck des Gefäßes
spielt die Hauptrolle, das Dekorative ist stets unter-
geordnet behandelt. Ein starker Zug nach selb-
ständiger Gestaltung dieser Dinge ist unverkennbar.
William T. Tod man, der künstlerische Leiter der
Corbarn Company hat viele und sehr tüchtige Schüler,
die allmählich nach allen Richtungen hin auszu-
wandern beginnen, um selbständige Ateliers zu er-
richten. Neuerdings machen auch die getriebenen
Arbeiten von Hegel, einem eingewanderten däni-
schen Silberarbeiter, viel von sich reden. Die ver-
schlungenen Bandmotive altskandinavischer Aunst
sind dort mit Geschick in moderner Weise umge-
modelt. •— Was endlich Goldschmiede- und Juwelier-
arbeiten betrifft, so werden wohl in keinem Lande
der Welt Wertumsätze auf diesem Gebiete erzielt wie
in den Bereinigten Staaten. Die Damen der hohen
Geldaristokratie legen hier unglaubliche Summen an.
Es mögen nur einige wenige Ziffern aufgeführt fein.
Frau Wilh. Astor besitzt Schmuck im Werte von
\ 500000 Dollar, Frau E. Banderbilt, K. Banderbilt,
f}. p. Belmont, Jak. Astor, John Mackay im Werte
von einer Million Dollar, während Damen wie Frau
Bradley Martin, perry Belmont, H. Meirichs, M. Wil-
son „bloß" für 800000 Dollar, Frau I. D. Rockeseller
sogar „nur" für 200000 Dollar Schmucksachen be-
sitzt. Daß trotz dieses riesigen Reichtums der ver-
feinerte künstlerische Geschmack immer das ausschlag-
gebende Moment bilde, ist öfters verneint worden.
Die Einfuhr von Diamanten nach den Bereinigten
Staaten betrug in letzter Zeit jährlich die Summe von
l5 Millionen Dollar, wovon die Hälfte nach Angabe
sicherer Gewährsmänner in Neuyork hängen blieb,
woselbst heute gefaßte Diamanten im Gesamtwerte von
po Millionen Dollar vorhanden sein sollen. Die
eigentliche Goldschmiedekunst spielt dabei keine sehr
hervorragende Rolle. Zoll 6O°/0 des Nennwertes.
Einfache, geschmackvolle Arbeiten deutscher Provenienz
haben beim reisenden amerikanischen Publikum stets
zahlreiche Abnehmer gefunden. Ein großer Teil der
Laliqueschen Arbeiten, die pOO in Paris so riesiges
Aufsehen machten durch ihre eigenartig fein künst-
lerische Art, soll gleichfalls über den Atlanticus ge-
wandert fein. Genaue statistische Angaben existieren
leider über dieses Spezialfach gar nicht. Nur soviel
ist sicher, daß Schmucksachen älterer Art drüben gar
keine Gegenliebe finden. Eine neuerdings sehr ge-
schätzte Spezialität des einen Tiffany-Geschäftes (es
sind jetzt zwei getrennte Etablissements, die aber kol-
lektiv unter der Bezeichnung »Tittany-Studios« aus-
stellen) sind Schmuckstücke mit amerikanischen Fluß-
perlen untermischt mit kleinen Diamanten. Seit den:
Ende der achtziger Jahre des vorigen Jahrhunderts,
wo einige größere Perlenfunde gemacht wurden, ist
die Anwendung dieser Pretiosen sehr en vogue. Die
Perlfischerei ist Regierungseigentunt und wird mit
Wasserteleskopen betrieben. Tiffany besitzt fast alle
besseren Stücke der Funde.
Zum sehr bevorzugten häuslichen Schmucke zählt
in Amerika die Glasmalerei. Es ist wohl kaum
int einfachsten Bürgerhause ein Stair-Case Window
(Treppenhausfenster), das nicht farbigen Schmuck
hätte. Die Airchen aber steigern den Schntuck mit
prächtigen großen Fensterfüllungen wie von Wand-
mosaiken in Glas von Jahr zu Jahr mehr, wobei die
einheintischen Aünstler in allererster Linie ebenso Be-
rücksichtigung finden, wie die im Inlands hergestellten
Aunstgläser, die den europäischen gegenüber in keiner
Beziehung als minderwertig bezeichnet werden dürfen.
Die Trinity Church in Boston, erbaut von Richardson,
weist eine Reihe von ganz neuen, räumlich großen Ar-
beiten des amerikanischen Aünstlers Lafarge auf, wie
sie nirgends in Europa bester hergestellt werden. Die
Amerikaner sind nicht wenig stolz auf dieses „Monu-
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haben, wenn gleich die eigentliche Schlosserei drüben
ihre Artikel ebensogut, aber billiger herstellt, als es
in Deutschland der Fall ist. Der Bronzeguß wird
noch nicht in sehr umfangreicher Weise betrieben.
Immerhin dürften die Zeiten bald vorüber sein, wo
man, um Erzgüfse in größeren Dimensionen zu be-
kontmen, nach Europa gehen mußte. Die »Idoman
öroiE Worbs« liefern sehr gute Erzeugnisse.
Arbeit in Edelmetallen, gehämmerte und nachher
gravierte oder ziselierte Stücke, vorzüglich bsohlgefäße,
spielen auf dein amerikanischen Tisch eine große Rolle.
Gorham mit seinen kraftvollen, manchmal etwas
schweren Stücken jSilver martele) und Tiffany sind
die beiden pauptproduzenten, von denen die Union
bezieht. Die Grundform, der Zweck des Gefäßes
spielt die Hauptrolle, das Dekorative ist stets unter-
geordnet behandelt. Ein starker Zug nach selb-
ständiger Gestaltung dieser Dinge ist unverkennbar.
William T. Tod man, der künstlerische Leiter der
Corbarn Company hat viele und sehr tüchtige Schüler,
die allmählich nach allen Richtungen hin auszu-
wandern beginnen, um selbständige Ateliers zu er-
richten. Neuerdings machen auch die getriebenen
Arbeiten von Hegel, einem eingewanderten däni-
schen Silberarbeiter, viel von sich reden. Die ver-
schlungenen Bandmotive altskandinavischer Aunst
sind dort mit Geschick in moderner Weise umge-
modelt. •— Was endlich Goldschmiede- und Juwelier-
arbeiten betrifft, so werden wohl in keinem Lande
der Welt Wertumsätze auf diesem Gebiete erzielt wie
in den Bereinigten Staaten. Die Damen der hohen
Geldaristokratie legen hier unglaubliche Summen an.
Es mögen nur einige wenige Ziffern aufgeführt fein.
Frau Wilh. Astor besitzt Schmuck im Werte von
\ 500000 Dollar, Frau E. Banderbilt, K. Banderbilt,
f}. p. Belmont, Jak. Astor, John Mackay im Werte
von einer Million Dollar, während Damen wie Frau
Bradley Martin, perry Belmont, H. Meirichs, M. Wil-
son „bloß" für 800000 Dollar, Frau I. D. Rockeseller
sogar „nur" für 200000 Dollar Schmucksachen be-
sitzt. Daß trotz dieses riesigen Reichtums der ver-
feinerte künstlerische Geschmack immer das ausschlag-
gebende Moment bilde, ist öfters verneint worden.
Die Einfuhr von Diamanten nach den Bereinigten
Staaten betrug in letzter Zeit jährlich die Summe von
l5 Millionen Dollar, wovon die Hälfte nach Angabe
sicherer Gewährsmänner in Neuyork hängen blieb,
woselbst heute gefaßte Diamanten im Gesamtwerte von
po Millionen Dollar vorhanden sein sollen. Die
eigentliche Goldschmiedekunst spielt dabei keine sehr
hervorragende Rolle. Zoll 6O°/0 des Nennwertes.
Einfache, geschmackvolle Arbeiten deutscher Provenienz
haben beim reisenden amerikanischen Publikum stets
zahlreiche Abnehmer gefunden. Ein großer Teil der
Laliqueschen Arbeiten, die pOO in Paris so riesiges
Aufsehen machten durch ihre eigenartig fein künst-
lerische Art, soll gleichfalls über den Atlanticus ge-
wandert fein. Genaue statistische Angaben existieren
leider über dieses Spezialfach gar nicht. Nur soviel
ist sicher, daß Schmucksachen älterer Art drüben gar
keine Gegenliebe finden. Eine neuerdings sehr ge-
schätzte Spezialität des einen Tiffany-Geschäftes (es
sind jetzt zwei getrennte Etablissements, die aber kol-
lektiv unter der Bezeichnung »Tittany-Studios« aus-
stellen) sind Schmuckstücke mit amerikanischen Fluß-
perlen untermischt mit kleinen Diamanten. Seit den:
Ende der achtziger Jahre des vorigen Jahrhunderts,
wo einige größere Perlenfunde gemacht wurden, ist
die Anwendung dieser Pretiosen sehr en vogue. Die
Perlfischerei ist Regierungseigentunt und wird mit
Wasserteleskopen betrieben. Tiffany besitzt fast alle
besseren Stücke der Funde.
Zum sehr bevorzugten häuslichen Schmucke zählt
in Amerika die Glasmalerei. Es ist wohl kaum
int einfachsten Bürgerhause ein Stair-Case Window
(Treppenhausfenster), das nicht farbigen Schmuck
hätte. Die Airchen aber steigern den Schntuck mit
prächtigen großen Fensterfüllungen wie von Wand-
mosaiken in Glas von Jahr zu Jahr mehr, wobei die
einheintischen Aünstler in allererster Linie ebenso Be-
rücksichtigung finden, wie die im Inlands hergestellten
Aunstgläser, die den europäischen gegenüber in keiner
Beziehung als minderwertig bezeichnet werden dürfen.
Die Trinity Church in Boston, erbaut von Richardson,
weist eine Reihe von ganz neuen, räumlich großen Ar-
beiten des amerikanischen Aünstlers Lafarge auf, wie
sie nirgends in Europa bester hergestellt werden. Die
Amerikaner sind nicht wenig stolz auf dieses „Monu-
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