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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 53.1902-1903

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Berlepsch-Valendas, Hans E. von: Ein Wort zur Frage der Beteiligung des Bayerischen Kunstgewerbes an der Ausstellung in St. Louis 1904
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https://doi.org/10.11588/diglit.7001#0252

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Lin Wort zur Frage der Beteiligung des Bayerischen Kunstgewerbes an der Ausstellung in St. Louis ^904.

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einer europäischen Ausstellung zu erscheinen, von
denen er sich zürn voraus absolut keinen Erfolg zu
versprechen vermag. Anders liegt der Fall für jene
Arbeitssphären, denen die Möglichkeit der Erhaltung
eines Pandelsgebietes noch nicht genommen ist. Pier
heißt es: Einsetzen, Wagen!

In Paris standen jene Faktoren nicht auf dem
Spiel, die in Et. Louis ein gewichtiges Wort sprechen
werden. Die Staatssubvention war gleichwohl eine
weitaus größere. Ist nun auch nicht anzunehmen,
daß der Andrang für Et. Louis ein so riesiger sein
wird, wie bei der pariser Weltausstellung, und daß
außerdem gerade in künstlerischer pinsicht eine äußerst
vorsichtige Wahl des Besten aus dem Guten stattfinden
muß, so wird es doch unbedingt notwendig fein, daß
die Aussteller stärker entlastet werden, als bisher zu-
gestanden worden ist. Das Reich will für Bayerns
Aunstgewerbe fünfzigtausend, der bayerische Staat
zehntausend Mark hergeben. Daraus sollen jedoch
die Transport- und Versicherungsspesen gedeckt werden.
Diese allein verschlingen mindestens zwei Drittel der
Subvention. Es bleibt somit ein äußerst geringer
Rest übrig für die tatsächliche Unterstützung der-
jenigen, die ihre Zeit, ihre Arbeit und materielle
Opfer einer ungewissen Lache zugute kommen lassen.

Frankreich sichert laut einem Erlasse des Ministers
für öffentlichen Unterricht und schöne Aünste allen
künstlerisch gearteten, von der Jury angenommenen
Objekten, Aunstgewerbe im weitesten Sinne mit ein-
begriffen, die Aosten der Verpackung und des
Transportes. Damit ist der Aussteller tatsächlich
einer ganz enormen Last enthoben. Sollte Gleiches
nicht auch in Deutschland möglich sein? Wenn der
allgemeine Wunsch laut wird, in dieser Beziehung
Erleichterungen herbeizuführen, so ist gewiß auch die
Möglichkeit gegeben, dies Ziel zu erreichen und damit
die Möglichkeit des Ausstellens wesentlich zu erleich-
tern. Die Lust zur Beteiligung muß unbedingt sinken
angesichts der den: Aussteller jetzt noch drohenden
Ausgaben. Wünschenswert wäre es auf alle Fälle,
die ganze Angelegenheit der vollen Öffentlichkeit zu
unterbreiten und auf Grund eines allgemein bekannten
Programmes vorzugehen; denn schließlich kann die
Sache doch nicht von Anfang an auf ganz beschränkte
Zirkel allein ausgedehnt werden. Ihre Arbeit an-
| zubieten, dazu muß jeder tüchtigen Araft die Gelegen-
heit geboten werden. Das Ausscheiden wird Lache
einer Annahme-Jury sein. Anfang Juni soll die
definitive Antwort Bayerns gegeben werden, inwie-
weit eine Beteiligung zu erwarten steht. Mithin ist
eigentlich keine Zeit zu verlieren, wenn Entschlüsse
allgemeiner Art festzulegen und durch Belehrung der
j Fachkreise herbeizuführen sind.

Möchte man bayerischerseits nicht vergessen, daß
in Berlin eine Zentralstelle für Pandelsbeziehungen
aller Art mit den Vereinigten Ltaaten errichtet
worden ist, die es sich wird angelegen fein lasten,
die norddeutsche Produktivität zu befördern, wo es
nur möglich ist. Bayerns Aunstgewerbe hat
ein vitales Interesse daran, die Exportmög-
lichkeiten so gut wie es nur überhaupt angeht,
unterstützt, gehoben zu sehen. Es wäre durch-
aus nötig, eine Stelle zu schaffen, die alle
diesbezüglichen Vorkommnisse aufs ein-
| gehendste verfolgt, Auskünfte über alle sich
| bietenden Chancen jederzeit zu geben und
neue Verbindungen anzubahnen in der Lage
ist. Die angewandte Aunst hat längst auf-
gehärt, ein Ding von lokaler Bedeutung zu
fein. Es müssen ihr die Tore der ganzen
Welt geöffnet, ihr jene Stellung in den staat-
lichen Angelegenheiten zugestanden werden,
die sie braucht, um nicht in kleinliche Ver-
hältnisse hinabzusinken. Freilich — rühren
muß man sich!

Berlepsch-Valendas.

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