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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Editor]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 53.1902-1903

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Grautoff, Otto: Deutsche Bucheinbände der Neuzeit
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https://doi.org/10.11588/diglit.7001#0292

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Deutsche Bucheinbände der Neuzeit.

466. Einband von £D. Collitt, Berlin. (‘/8 der wirkt. Gr.)
Grau Saffian mit kfandvergolduug. (Tennyson, Lnoch Arden.)

sind aus dieser Werkstatt mehrfach Arbeiten hervor-
gegangen, an denen ein erstaunliches technisches
Aönnen und eine geschmackvolle Dekorationsart sehr
zu loben sind; oft aber — und gerade an Arbeiten,
deren Entwurf auch der Werkstatt Tollin entstammt
- mangelt doch ein freier und frischer, kühner und
phantasievoller Zug. Der schönste und geistreichste
Einband, der uns von Tollin bisher bekannt ge-
worden ist, ist derjenige zu Wartin Luther, „Von
Ehe und Alostersachen", den wir in Abb. repro
duzieren.

Nächst Leipzig und Berlin beherbergt Paniburg
noch drei tüchtige Aunstbuchbinder, von denen uns
hier der jüngste und bedeutendste, Wilhelm Rauch,
beschäftigen soll. Rauch entstainmt einer alten Buch-
binderfamilie; seit siebzehn Zähren übt er die pand-
vergoldung aus und hat sich im Laufe dieser langen
Zeit eine absolut sichere Herrschaft über seine Technik
angeeignet. Die Entwürfe stammen nicht alle von
ihm selbst; Th. Th. Peine, van de Velde, Lechter
und andere haben ihm Zeichnungen geliefert, die er
dann ausführte. Rauch verfolgt selten das Prinzip,
die Dekoration vom Buchrücken ausgehen zu lassen;
dahingegen bemüht er sich meistens, Rücken, Vorder-
und Pinterdeckel in harmonischen Einklang zu bringen.
Er erzielt dadurch oft hübsche Resultate, obwohl

uns die vorher dar-
gelegte Dekorationsart
um vieles logischer und
sinngemäßer erscheint.

Rauchs abgeschlossenste
Arbeit ist der Ein-
band zu Nietzsche, „Also
sprach Zarathustra",
ein technisches Meister-
stück, dessen Entwurf
von Professor Peter
Behrens stammt. Es
ist jedenfalls eine sehr
originelle Einbanddeko-
ration, die aber unseres
Erachtens dem Zweck
und Material zu sehr
widerspricht, um künst-
lerisch befriedigen zu

können. — Einen anspruchslosen, aber gut gearbei-
teten und vornehm wirkenden Einband schuf der in
Frankfurt lebende Aunstbuchbinder E. Ludwig für
einen Band dieser Zeitschrift.

Wenn wir nun am Schlüsse unserer Betrach-
tungen noch einmal in München Umschau halten,
so wird jeder Unbefangene zugeben müssen, daß
gegenwärtig sich die Arbeiten Münchner Buchbinder

467. Einband von XV. Lollin,
Berlin. (V» d. w. Gr.) Dunkel-
grünes Saffianleder mit lfand-
Vergoldung. (Molf, Der wilde
Jäger.)

468. Einband von XV. Lollin, Berlin. (Vs der wirkl. Gr.)
Entwurf von jdeter Behrens, Darmstadt; Blau Lap-Saffian
mit Ledermosaik und lsandvergoldung. (Fremdenbuch.)

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