Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 53.1902-1903

DOI Artikel:
Miller, Fritz: Etwas über Bronzetechnik; ein Wort zur Abwehr
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.7001#0298

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Etwas über Bronzetechnik; ein Wort zur Abwehr.

-$82 u. <$83. Einbände in Besitz des Antiquars Gottlob lq eß, München. ('/» der wirkl. Gr.)

Braun mit tfandvergoldung, italienisch (?); Rotes Maroquinleder, Goldpressung mit dem sardinischen

das Buch ist gedruckt $572. Aönigswappen. Druck des Buches: $770.

Es sind noch kaum ^0 Jahre, daß wir in
Deutschland eine eigentliche Bronzeindustrie für Ge-
brauchs- und Ziergegenstände haben. Der deutsche
Markt wurde bis dahin fast ausschließlich von Frank-
reich aus beschickt. — Heute ist die französische Aon-
kurrenz auf diesem Gebiete in Deutschland nicht nur
überwunden, es wurden dazu sogar noch weite Absatz-
gebiete im Auslande gewonnen, auf die man früher
nie zu hoffen wagte.

Noch viel höher möchte ich es anschlagen, daß
die künstlerische Entwickelung in Deutschland ihre
eigenen Wege geht und sich nahezu frei gemacht hat
von den Nachahmungen und mitunter früher direkten
Reproduktionen französischer Borbilder und franzö-
sischen Geschmacks.

Wenn neue Legierungen in den Handel kommen,
so liegt der Grund ihrer Einführung nicht immer
in der größeren Billigkeit des Materials — es
kommt bei Massenfabrikation vielmehr auch die
größere Leichtflüssigkeit, unter Umständen auch die
größere jDolierfähigkeit rc. sehr wesentlich mit in Be-
tracht. Das, was ein unschätzbarer Borzug in dem
einen Falle ist, die Eigenschaft des Oxydierens der
Bronze, kann zum Nachteil werden bei Gegenständen,
die im täglichen Gebrauch, der häusigen Berührung
ausgesetzt, nicht Patinieren, sondern nur fleckig werden
und einer wiederkehrenden Reinigung direkt bedürfen
— für solche Fälle ist die Verwendung einer nicht

oder doch nur sehr wenig oxydierenden Bronze-
legierung kein Rückgang, sondern ein Fortschritt in
Anpassung des Materials für einen bestimmten Zweck.

Mit dem Verfasser ist es dagegen zu bedauern,
daß durch hochklingende Namen falsche Vorstellungen
geweckt werden wollen, daß bis in hochgebildete Areife
hinein noch heute das Verständnis für den Unterschied
der Techniken vielfach fehlt und eine billige galva-
nische Reproduktion kaum unterschieden wird von
einer freihändig getriebenen Arbeit oder ein galvanisch
überzogener Zinkguß in der Wertschätzung bei sehr
vielen kaum niederer steht als ein echter Bronzeguß.

Zn Frankreich ist so etwas kaum denkbar, und
hierin stehen wir leider noch weit zurück hinter den
durch eine länger eingebürgerte Aunsttätigkeit ver-
ständnisvolleren Franzosen — noch viel weiter hinter
den Zapanern: Viele Techniken der letzteren sind nur
möglich durch das Verständnis, das sie bei den Laien
finden, durch den ausgebildeten Geschmack und sicheren
Aennerblick, mit dem der Aäufer die feinsten Unter-
schiede in Ausführung und Material zu würdigen weiß.

Wir stehen weit zurück hinter solcher Lelbst-
schätzung — es fehlt uns der 5tolz, der es ver-
schinäht, mit falschein schein zu prunken — vielfach
fehlt sogar die Voraussetzung dafür, die Bildung,
die dazu gehört, wirkliche Aunst zu unterscheiden.
Es wäre sonst kaum möglich, daß Leute, die sich
feierlich verwahren würden, wenn man von ihnen

276
 
Annotationen