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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 53.1902-1903

DOI Artikel:
Ebe, Gustav: Bildwerke schlesischer Kunstdenkmäler
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https://doi.org/10.11588/diglit.7001#0326

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Bildwerke schlesischer Aunstdenkmäler.

(Aus: „Schlesische Kunstdenkmäler".)

Der Pauptanteil des Dargestellten entfällt anf I
die Schlösser und die Wohnhausfassaden in Görlitz, j
da in Breslau fast nur Portale erhalten sind. 3m !
ganzen läßt sich die Abhängigkeit der schlesischen j
Renaissance von der böhmischen nicht verkennen, |
indes zeigt erstere doch in den Einzelformen vielfach

eine selbständige Auffassung

525. Gitterteil von der
Johanneskirche in Liegnitz.
(Ans: „Schlesische Kuustdenk-
mäler" )

und läßt die aufeinander-
folgenden Entwicklungs-
stufen des Stils von der
dekorativen Frührenais- I
sance bis zu der das
Barock vorbereitenden |
Spätrenaissance deutlich
unterscheiden.

Bon den Grabmälern !
und Epitaphien, bei
denen die figürliche Re-
naissance-Skulptur vor-
zugsweise Anwendung
findet, sind auf den
Tafeln s s s bis f (8 eine
Anzahl Beispiele in
photographischen Ab-
bildungen gegeben, indes
ist der Reichtum der- |
artiger Denkmäler, be- I

sonders der Epitaphien wie sie die schlesischen Airchen
schntücken, nicht annähernd erschöpft, und es wäre
sehr am Platze, wenn dies Sondergebiet einmal aus-
reichender berücksichtigt werden könnte.

Zu den glänzendsten Erzeugnissen der Aunst auf
schlesischem Boden gehören die Barockbauten für
kirchliche uild profane Zwecke; sie stehen int engsten
Zusammenhänge mit den gleichzeitigen Ausführungen
in Böhmen und im Erzherzogtum (Österreich und
sind sogar in einigen hervorragenden Beispielen un-
mittelbar auf die Urheberschaft durch Prager oder
Wiener Meister zurückzuführen. Wir treffen zunächst
auf die Tätigkeit der Dekoratoren im Sinne der
Earlone, welche das Innere mittelalterlicher Airchen
mit barocken Stuckornamenten umkleiden, wie das

526. Beschlag aus der Johanneskirche in Liegnitz.
(Aus: „Schlesische Kunstdenkmäler".)

beispielsweise in der Alosterkirche zu peinrichau ge-
schehen ist. Dann finden wir die etwas später ent-
standenen Neubauten im Stile des Pochbarocks, wie
unter anderen die Alosterkirche in Leubus. Mehrere
Airchen sind vom Gesü in Rom abhängig, einige
zeigen die von Guarini erfundene, nach Böhmen
übergegangene Ubereckstellung der Innenpfeiler, wie
die von Ailian Ignaz Dieutzenhofer aus Prag her-
rührende Alosterkirche in Wahlstatt. Die deutsche
Umbildung des Barocks wird durch die von Fischer
von Erlach aus Wien erbaute Aapelle am Alein-
chor des Breslauer Doms vertreten.

Eine ähnliche Entwickelungsreihe, wie sie die
kirchliche bietet, kommt auch in der profanen Barock-
architektur zur Erscheinung, wieder parallel gehend
mit der in Böhmen und Niederösterreich hervor-
tretenden. Eine der stolzesten Leistungen des Profan-
baues wird in dem ehemaligen Iesuitenkollegium,
 
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