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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 53.1902-1903

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Ebe, Gustav: Bildwerke schlesischer Kunstdenkmäler
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https://doi.org/10.11588/diglit.7001#0327

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Bildwerke schlesischer Kunstdenkmäler.

dem jetzigen Universitätsgebäude
in Breslau, vorgeführt; es zeigen
sich an demselben alle von Nord-
italien her über Böhmen nach
Schlesien eingeführten Arten der
Gliederungen. Ebenso entspricht
die reiche Ausstattung der Innen-
räume mit Stuckmarmor, Fi-
guren, Aartuschen und Decken-
bildcrn in reichen Umrahinungen
den Vorbildern in der Prager
und Wiener Palastarchitektur.

Die in Schlesien besonders
reich vertretenen und hoch ausge-
bildeten Turmhauben in Zwiebel-
form hat der Verfasser auf einer
Reihe von Tafeln und Textbildern zur
Anschauung gebracht. Die barocken
Turmhelme sind meist höchst wirkungs-
voll profiliert und gewinnen durch die
oft mehrmaligen Durchbrechungen noch
an Reiz. Eine dankenswerte Zugabe
des Werkes sind die teils durch Zeich-
nung, teils durch Photographie wieder-
gegebenen Städte und Straßenbilder, deren
spätere Vermehrung jedenfalls zu wün-
schen wäre, besonders wäre die Zu-
gabe älterer Abbildungen in Betracht zu
ziehen.

Den Rokokobauten sind einige schöne
Abbildungen gewidmet; die besten der-
selben geben Räume aus dem „Weißen
Vorwerk" in Breslau wieder und lassen
bereits den Übergang zur nächstfolgenden,
das Blumistifche bevorzugenden Dekora-
tionsweise erkennen.

Der kunstgewerbliche Teil des Tafel-
werks, die Innenausstattung in I}ol3
und Uletall umfassend, in den Tafeln
{^2 bis 2\5 dargestellt, entrollt ein
reiches anmutendes Bild schlesischer Aunst-
fertigkeit, welches zugleich den Beweis liefert, daß
von den Zeiten der ersten Aolonisation an bis
zum Ende der Barockperiode ein stetiger Fortschritt
namentlich im Technischen, das vom Verfasser be-
sonders eingehend behandelt wird, stattgefunden hat,
und daß endlich im Aunstgewerbe eine Höhe der
Vollendung erreicht worden ist, welche noch heute
unübertroffen dasteht und deshalb für die Arbeiten
der Neuzeit als Vorbild gelten muß. Umsomehr
wäre, wie schon weiter oben bemerkt wurde, gerade
auf diesem Spezialgebiete eine Vervollständigung des
Werkes sehr zu wünschen, da bisher die wichtigen

beweglichen Arbeiten in Edelinetallen, die Gewebe
und Ulöbcl unberücksichtigt geblieben sind.

Unter den metallenen Grabplatten finden sich
in Schlesien einige ausgezeichnete Stücke auswärtiger
Herkunft, wie namentlich das von Peter Vischer her-
rührende Bronzebild des Bischofs Johannes IV. Rot
ini Aleinchor des Breslauer Domes, auf Tafel 22\
dargestellt. Die größte Zahl der figürlichen Grab-
platten sind allerdings nur für die Trachtenkunde
bemerkenswert und verraten die Herkunft aus dem
Handwerk durch Verfehlungen gegen die Aörper-
verhältnisse. Auch die mitgeteilten Wand- und

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