Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 53.1902-1903

DOI Artikel:
"Handarbeit der Mädchen" - von Johanna Hipp
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.7001#0367

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Handarbeit der Mädchen.

Die Forderung ist auch hier durchweg: nicht
niechanisches Nachahmen sondern eigenes Auffassen
und Gestalten, und der Weg, den 3* Hipp skizziert
(es ist noch kein detaillierter Lehrplan), scheint voll-
ständig geeignet um zu diesem Ziele zu führen. Bis
jetzt werden die verschiedenen Techniken: Stricken,
Hackeln, Nähen ic. an Alusterstreifen und -Tüchern
gelernt; das ganze erste Schuljahr vergeht über
den: Strickstreifen mit seine:: mühsamen Alustern,
wie sie unsere Urgroßmütter an den Strünrpfen in
den ausgeschnittenen Areuzbandschuhen trugen. Heute
trägt niemand mehr solche Strümpfe, aber der Strick-
nrusterstreifen n:uß in der ersten Klasse bewältigt
werden, obwohl das Stricken mit seinen kon:plizierten
Fingerbewegungen durchaus keine Arbeit für die
ungeschickten Händchen unserer Sechsjährigen ist.
3> Hipps erste Forderung ist dagegen, daß schon
die erste Arbeit einen greifbaren Zweck haben soll;
sie schlägt zun: Anfang vor, die Kinder aus farbigen
Tuchfleckchen, die sie sich selbst zurecht schneiden, einen
Tintenwischer zusammennähen zu lassen. Von dieser
den kindlichen Fähigkeiten ganz entsprechenden Auf-
gabe geht es weiter zu andern kleinen Gebrauchs-
gegenständen und bis zu einfachen Kleidungsstücken, —
Leibchen, Schürzen, Kinderhemden rc. Die verschiedenen
Arten der Naht werden erklärt und ausgeführt, je
nachdem sie bei diesem oder jenen: Gegenstand aus
ganz bestimmten praktischen Gründen zur Anwendung
koinmen müssen; sie werden nicht sozusagen un-
persönlich an einen: Nähtuch der Reihe nach her-
untergeübt. Von Anfang an liegt das Hauptgewicht
auf den: eigenen Aberdenken und Zuschneiden, n:it
den: Zeichenunterricht wird Fühlung gesucht, auch
die Zierarbeiten werden immer in: Zusainmenhang
mit den: Gegenstand und seinem praktischen Zweck
behandelt. Ts ist ersichtlich, wie gut ein solcher
Unterricht durch 7—8 Klassen vorbereiten wird, für
alle koniplizierten Frauenarbeit, vor allem das Kleider-
machen.

586. Kiffen von Frau Olga Schirlitz-Behrendt, München.
Grangelber gerippter Samt, korallrote Seidenstickerei. (V« d. w. G.)

585. Gesticktes Gesellschaftskleid von Frau Vlga Schirlitz-
Behrendt, München.

Die Verfasserin hat sich durch ihr A)erk „Der
Zeichenunterricht in Alädchenschulen" und durch eigene
Lehrtätigkeit bekannt genmcht, und ist von der Re-
gierung mit der Oberaufsicht über den Zeichenunter-
richt in den elsässischcn Schulen betraut worden. Ts
ist zu hoffen, daß dieses gut geschriebene und reich
illustrierte Buch den Anstoß geben möchte zu einer
Revision des Lehrplans der Handarbeitsstunden.

jf. J- B.

m

Unsere Textbilder sind dieses Aial alle von
eigenen: Text begleitet. Als Sonderbeilage dieser
Nuinmer bieten wir unseren Lesern verkleinert eines
der Plakate, die aus dem großen, von der Firma
Tdler öc Kriesche in Hannover veranstalteten Wett-
bewerb (vgl. Heft 5 5. HO) hervorgegangen sind;
auch wer nicht mit den: vorgeführten Plakat ein
verstanden ist, wird es von: künstlerischen Standpunkt
aus dankbar begrüßen, daß die Reklan:e, deren sich
Günter Wagner in Hannover für seine Farben
bedient, sich solch künstlerisch vornehme A nttel zunutze
macht.

— 3^5 —

Kunst und Handwerk 53. )ahrg. Heft \2.

48
 
Annotationen