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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 53.1902-1903

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Kleine Nachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.7001#0370

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Kleine Nachrichten.

590. Spitzenkragen in venetianischer Spitzenstickerei von Mina
Sendelbeck, Planegg bei München, nach Entwurf von Joseph
Lichtend erg, München.

Ludwig Richrer-postkarren hat der Verlag r>on
Gg. Wigand in Leipzig, bei dem eine Reihe
der Richterscheit Werke erschienen ist, zum Zenten-
nariunt Richters in zwei Serien zu je \0 Stück heraus-
gegeben (jede Serie zu 50 Pfg.); es wird sich nicht
leicht wieder eine so schöne Gelegenheit bieten, aus
so billige Weise eine Anzahl der reizenden Richterschen
Bilder der häuslichen Bildermappe einzuverleiben. Bei
der gegenwärtig herrschenden postkarten-Sammelei,
steht zu hoffen, daß diese Karten recht zahlreich gekauft
werden und damit wirkliche und echt deutsche Kunst
auch in den entlegensten Winkel unserer Heimat ge-
langen.

Spitzenkragen in venetianischer Gpitzenstickerei

(Abb. 590). Die Gegenwart fordert sehr
nachdrücklich eine Neugestaltung des Ornamentes
jeglicher Technik, auch wenn diese Technik auf
uralte -Überlieferungen zurückblickt, derart, daß man
versucht sein könnte, alle ihr zur Verfügung stehen-
den Möglichkeiten einer Neubildung für erschöpft
zu halten. Dieses hindrängen auf eine Formen-
sprache, die den Inhalt des neuzeitlichen Emp-
findens zu gestalten vermag, erstreckt sich auch aus

das Gebiet der Spitze. Ts läßt sich ja nicht
leugnen, daß auch hier der Schliff der Technik, die
Möglichkeit der völlig korrekten Wiedergabe des
zeichnerischen Gedankens im Laufe des verflossenen
Jahrhunderts ganz erheblich gesteigert worden ist.
Diese Steigerung der Exaktheit des Ausdrucks ist in
manchen modernen Leistungen bis an die Grenze
dessen gegangen, was im sprachlichen Stil als Hyperbel,
d. h. also ins Gebiet der Übertreibung hineinreichend
bezeichnet werden würde. Diesem Hang zum hyper-
bolischen in der Akkuratesse des Ausdrucks steht der
vorliegende Spitzenkragen von Minna Sendelbeck
und Jos. Lichtenberg sehr vorteilhaft gegenüber,
hier bleibt bei allem Streben nach Eigenart und
nach Ausnutzung aller Hilfsmittel die „Macht des
Unbewußten" in ihrem Recht, die einzig und allein
Quelle des wahrhaft Dichterischen zu heißen ver-
dient. — Man kann im unklaren darüber sein,
ob nicht die „Brücken", mit deren Hilfe hier die
Einzelfiguren zusammengefaßt sind, etwas zu lang
gebaut wurden, um dem übelbeleumdeten Jahn der
Zeit hinreichend Widerstand zu leisten. Dessenunge-
achtet bleibt dem Entwurf der Reiz des Naiven,
des Ungesuchten. Wer die Leistungen der „Moderne"
auf dem Gebiet der Spitzen, einschließlich der super-
raffinierten Wiener Arbeiten von i960, verfolgt hat,
wird eingestehen, daß unsere Abbildung sich eben-
bürtig dem besten Vorhandenen an die Seite stellt —
welchen besten übrigens die Leistungen der Aemilia
ars, Bologna, einzureihen sind. L. H.

Passadenmalerei. Es besteht die Absicht, nach
O Art der vor 200 Jahren üblich gewesenen Mal-
verfahren die Fronten des Iustizneubaues in München
farbig zu behandeln. Als Malgrund stehen un-
verputzte Flächen aus handgeschlagenen Backsteinen
„Münchner Fabrikation" zur Verfügung. Der zur
Herstellung dieser Backsteine verwendete Lehm besitzt
einen ziemlichen Gehalt von Bittersalzen, deren Aus-
witterung vor sich gehen muß, ohne daß die auf die
Backsteinflächen ausgetragene Farbenschicht diesen
Prozeß verhindert oder die Farbenschicht selbst in
Ulitleidenschaft gezogen wird. Da geeignete Anhalts-
punkte über Ausführung derartiger, auf unverputzten
Backstein aufgebrachter Malereien nicht bestehen, wird
um Mitteilung zweckdienlicher Malverfahren an Unter-
zeichnete Stelle gebeten.

Erfordernisse sind: Dauerhaftigkeit, Leuchtkraft
der Farben, ohne jedoch den Glanz der Ölfarbe zu
besitzen, leichte und rasche Ausführbarkeit sowie
Ühnlichkeit mit dem Aussehen einer Freskobehandlung.

Bauleitung für das Iuftizgebäude an der
Luitpoldstraße, München, Prielmayerstraße 8/1.

verantw. Red.: P>rof. £. Ginelin. — herausgegeben von: Bayer. Runstgewerbeverein. — Druck und Verlag von R Gldenbourg, München.
 
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