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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 56.1905-1906

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Gmelin, Leopold: Ausstellung für angewandte Kunst, München 1905, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.10293#0024

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Ausstellung für angewandte Kunst, München 1905.

t5. Notenschrank aus Bruno Pauls Musikzimmer
(s. Abb. t9 und 20).

stallende Künstler erstrebt, seither billigt man auf
kunstkritischer Sette der reinen Sachlichkeit einigen Ein-
fluß auf künstlerische Gestaltung zu. Einem Ding,
das ganz seinen Pflichten gemäß gestaltet ist und diese
auch restlos erfüllt, kann auf die Dauer die Gleich-
berechtigung nicht vorenthalten werden.

Wenn man vor 20 fahren von „angewandter
Kunst" sprach, da verstand man darunter vielfach
nur die Summe alles schmückenden Beiwerks, aller
auszierenden Zutaten, welche die als ungenießbar-
angesehene nackte Konstruktion verdaulich machen
sollte. Nur zu oft verschwand dabei das Wesen der
Sache, auf welche die Kunst angewandt wurde, unter
der Kunstarbeit selbst. Jetzt sind wir bereit, auch
dem Allereinfachsten die Bezeichnung „schön" zu ver-
leihen, wenn es in sich sachlich vollkommen ist —
nur muß seine Umgebung danach gestimmt sein.
Diese Zusammenstimmung sieht die moderne Raum-
kunst als eine ihrer Hauptaufgaben an.

Der kleinen Gruppe Künstler, die sich vor bald
fO Zähren zusammenschloß und sich anschickte, neue
Wege zu bahnen, — die schon im Zahre fchOf eine
selbständige Ausstellung im Alten Nationalmuseum
veranstaltet hatte und die jetzt — zur „Bereinigung
für angewandte Kunst" erweitert — im Studien-
gebäude des neuen Museums die „Ausstellung für-
angewandte Kunst" inszeniert hat, kann man die
Anerkennung nicht versagen, daß sie mit heiligem
Eifer und künstlerischem Ernst ihre Aufgabe an-
gegriffen hat, daß sie von Zahr zu Zahr fort-
geschritten ist, Zrrtümer und Übertreibungen mehr
und mehr abgestreist hat. Was die feit April fsiOo
bestehende und jetzt aus etwa 70 Mitglieder an-
gewachsene „Vereinigung" für ihre Ausstellung als
Grundsätze aufgestellt hat, sagt das Vorwort zum
Katalog: „Nicht der einzelne Gegenstand der an-
gewandten Kunst, zu beliebigen Gruppen vereinigt,
sollte fernerhin allein als Ausstellungsobjekt gezeigt
werden; vielmehr kommt es darauf an, sein Ver-
hältnis zu dein Raum, in dem er sich befindet, klar-
zustellen. Zm Erkennen der Beziehungen zwi-
schen Raum große und Lichtquelle, zwischen
Rauntgröße und Wanddurchbrechungen, zwi-
schen Raum und Gegenstand liegt die große
künstlerische Aufgabe der Zukunft. Magazin-
artiges Aufspeichern war bisher die Schattenseite fast

m. Lehnstuhl. Entwurf von Bruno Paul. Ausführung
(Master-Eichenholz) von den „Ber. Merkst, f. K. i. p."
(s. Abb. Z9 u. 20).

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