Ausstellung für angewandte Kunst, München ;y05.
24. Fensterplatz mit Nähtisch; aus dem Damenzimmer von
von K. Bertsch (s. Adln 26).
sie erscheinen durch den Wechsel der Wasernrichtungen
wie damasziert (Abb. 8).
Das eine der beiden Portale führt zu dem ein-
zigen Zimmer, an dessen Wobiliar der Schnitzerei
(neben der Zntarsierung) eine gewisse Rolle zuerteilt
wurde, •— aber freilich, das Zimmer ist auch „schon"
vier Zahre alt. Es war bereits \9°l in Dresden,
f902 in Turin ausgestellt und erscheint nun wieder,
— nur wrnig verändert — um Zeugnis von dem
phantasievollen schaffen Pankoks abzulegen, aber
auch eine Illustration des oben zitierten Dichterwortes
zu bilden. So sicher Pankoks Stilgefühl in bezug
auf geschnitztes oder intarsiertes Ornament ist ^— er
weiß genau, wo und wie das eine oder das andere
hingehört — so leicht läßt es ihit bisweilen bei sach-
lichen und konstruktiven Notwendigkeiten im Stich.
Schade daß Pankok kein neueres Wobiliar zur Aus-
stellung gebracht hat, das von den inzwischen ge-
rnachten Fortschritten des Weisters Runde gegeben
hätte.
Zm größten Gegensatz zu den geschmeidigen
Formen und der heiteren Farbstimmung von Pankoks
Damenzimmer steht das Speisezimmer von Paul
Ludw. Tr00st (Ausführung von RI. Ballin); die
dunkle Farbe des Wobiliars — schwarzbraunes
Ebenholz, dunkelgrüne, narbige Lederpolster — und
die strengen, starren Formen mit dem Leitmotiv:
gerade Linie, ebene Fläche, Rechteck — verleihen dem
Ganzen etwas Welancholisches, das durch das glän-
zende Wessing an Büfettrückwand, Geschirr, Uhr,
Wandlaternen, Lüster, nicht mit genügendem Erfolg
bekämpft wird, weil auch in all diesen Dingen das
genannte Leitmotiv regiert. Zn der Farbe wäre
der Raum im ganzen gut, wenn nicht der leuchtend-
violette Bodenteppich eine Störung verursachte (Abb.
9 u. W).
Derselbe Teppich beeinträchtigt auch die Wirkung
in dem benachbarten Bibliothekzimmer von Peter
Birkenholz (Ausführung von W. Ballin), dessen
Ausstattung im wesentlichen aus orangegelbem Airsch-
baumholz besteht. Zm übrigen befriedigt dieser Raum
durch die sach- und materialgerechte Pallung des
Wobiliars und der hochgehenden Wandvertäfelung
— mag auch der eine oder der andere zu viel
„Biedermeier" darin finden. Daß hier die gerade
Linie, die ebene Fläche und das Rechteck die inaß-
gebenden Formenelemente find, ist bei einem Biblio-
thekraum und Arbeitszimmer ganz in der Ordnung;
unsere Bücher sind eben einmal Rechtecke, haben
ebene Flächen, gerade Aanten und rechte Winkel
wie unser Schreibpapier auch — und es gibt nichts
Unlogischeres, als Bücherschränke und Schreibtische
krumm zu gestalten.
25. Kamin, aus dein Damenzimmer von K. Bertsch (vgl.
Abb. 23); Kamin und Fliesen von S. J. Scharvogel.
24. Fensterplatz mit Nähtisch; aus dem Damenzimmer von
von K. Bertsch (s. Adln 26).
sie erscheinen durch den Wechsel der Wasernrichtungen
wie damasziert (Abb. 8).
Das eine der beiden Portale führt zu dem ein-
zigen Zimmer, an dessen Wobiliar der Schnitzerei
(neben der Zntarsierung) eine gewisse Rolle zuerteilt
wurde, •— aber freilich, das Zimmer ist auch „schon"
vier Zahre alt. Es war bereits \9°l in Dresden,
f902 in Turin ausgestellt und erscheint nun wieder,
— nur wrnig verändert — um Zeugnis von dem
phantasievollen schaffen Pankoks abzulegen, aber
auch eine Illustration des oben zitierten Dichterwortes
zu bilden. So sicher Pankoks Stilgefühl in bezug
auf geschnitztes oder intarsiertes Ornament ist ^— er
weiß genau, wo und wie das eine oder das andere
hingehört — so leicht läßt es ihit bisweilen bei sach-
lichen und konstruktiven Notwendigkeiten im Stich.
Schade daß Pankok kein neueres Wobiliar zur Aus-
stellung gebracht hat, das von den inzwischen ge-
rnachten Fortschritten des Weisters Runde gegeben
hätte.
Zm größten Gegensatz zu den geschmeidigen
Formen und der heiteren Farbstimmung von Pankoks
Damenzimmer steht das Speisezimmer von Paul
Ludw. Tr00st (Ausführung von RI. Ballin); die
dunkle Farbe des Wobiliars — schwarzbraunes
Ebenholz, dunkelgrüne, narbige Lederpolster — und
die strengen, starren Formen mit dem Leitmotiv:
gerade Linie, ebene Fläche, Rechteck — verleihen dem
Ganzen etwas Welancholisches, das durch das glän-
zende Wessing an Büfettrückwand, Geschirr, Uhr,
Wandlaternen, Lüster, nicht mit genügendem Erfolg
bekämpft wird, weil auch in all diesen Dingen das
genannte Leitmotiv regiert. Zn der Farbe wäre
der Raum im ganzen gut, wenn nicht der leuchtend-
violette Bodenteppich eine Störung verursachte (Abb.
9 u. W).
Derselbe Teppich beeinträchtigt auch die Wirkung
in dem benachbarten Bibliothekzimmer von Peter
Birkenholz (Ausführung von W. Ballin), dessen
Ausstattung im wesentlichen aus orangegelbem Airsch-
baumholz besteht. Zm übrigen befriedigt dieser Raum
durch die sach- und materialgerechte Pallung des
Wobiliars und der hochgehenden Wandvertäfelung
— mag auch der eine oder der andere zu viel
„Biedermeier" darin finden. Daß hier die gerade
Linie, die ebene Fläche und das Rechteck die inaß-
gebenden Formenelemente find, ist bei einem Biblio-
thekraum und Arbeitszimmer ganz in der Ordnung;
unsere Bücher sind eben einmal Rechtecke, haben
ebene Flächen, gerade Aanten und rechte Winkel
wie unser Schreibpapier auch — und es gibt nichts
Unlogischeres, als Bücherschränke und Schreibtische
krumm zu gestalten.
25. Kamin, aus dein Damenzimmer von K. Bertsch (vgl.
Abb. 23); Kamin und Fliesen von S. J. Scharvogel.