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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 56.1905-1906

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Lasser, Moritz Otto von: Moderne Münchener Korbarbeiten aus Julius Moslers Korbwarenfabrik
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https://doi.org/10.11588/diglit.10293#0150

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Moderne Münchener Aorbarbeiten aus Julius Moslers Rorbwarenfabrik.

Zukunft auch bei technisch e n Fragen der Rünstler
Mitberater sein, sein müssen; denn dem Material
den höchsten innewohnenden Reiz abzugewinnen, fiel
den Vertretern dieser Sparte bis dato nicht immer
bei. Ich erinnere nur an den roten Anstrich diverser
Matten, verschiedener Objekte. Der soll nämlich
offenbar die Farbe, die herrlichen Tinten und Töne
der jungen Meidenzweige — im Frühjahre Vor-
täuschen; ein Verfahren, ebenso gänzlich unzulänglich
als abgeschmackt.

Meiler berichtet die genannte Quelle: Das älteste
Rorbmaterial find die Meiden, deren beste Quali-
täten Frankreich erzeugt, weshalb da auch die
schönsten Meidenkörbe gemacht werden. Bei uns
dagegen werden brauchbare Meiden fast nur noch
bei Regensburg und am Main gebaut. Dieses
Material, die Meide, wird für feinere Flechtereien
gespalten; jetzt werden die Gerippe meist aus Rohr
gefertigt, das dann außer mit Meiden auch mit
Rafsiabast, Binsen, Strohborten rc. umflochten wird.

Natürlich wird in verschiedenen Ländern ver-
schiedenes gearbeitet. Mir berühren damit die Ver-
breitung, welche diese Runst gesunden hat. Das
Strohflechten ist hauptsächlich in Mittelitalien, Florenz
und im Schwarzwald zu Hause, Binsenflechterei in
Ztalien und besonders in Ungarn. Matten werden
besonders in Ostasien, China, Japan, Siam ge-
flochten.

Mas sonst noch und was überhaupt alles er-
zeugt wird, scheint uns nicht nötig, zu sagen. Aber
wie eins nach dem andern kam, ist nicht uninteressant
zu lesen.

von den gewöhnlichen Rörben ging man all-
mählich zu feinerer Arbeit und zu größeren Aus-
gaben über; man begann nicht liur Stühle und
Bänke, sondern auch aildere Möbel aus Flechtwerk
zu fertigen, ebenso — ein sehr gang-
barer Artikel — Rinderwagen, die
aber schon zur Zeit der Miener
Meltausstellung (^ 873) anfingen,
in der Großindustrie eine Rolle zu
spielen. — Später kamen die Span-
körbe und die Umflechtungen von
gläsernen Behältern an die Reihe.

Ts war früher die Rede da-
von, daß sich die Korbflechterei in
Zukunft wahrscheinlich noch manches
Arbeitsgebiet aufschließen dürste.Das
wird auch der Fall fein. Man denke
nur an die schweren eisernen und
hölzernen Gartenmöbel von früher,
die heute so elegant vorn leichten
Rohre besiegt werden; man ziehe

in Betracht, wie weitaus mehr der leichte Reisekorb
in unseren Tagen Anklang findet, denn der gewich-
tigere Reisekoffer. Das geringe Gewicht der Artikel
macht sie also in Zukunft wahrscheinlich noch be-
liebter; gehen wir doch so gerne der Schwere und
Umständlichkeit in jeder Form aus denr Mege.

Und dann: was bei einem Material möglich,
warum soll es nicht auch beirn anderen sein? Menn
heute die Maschine^) im Holzmöbel Kunstwerke
liefert, warum denn morgen nicht ein großer Um-
schwung in der Flechterei? Meshalb nicht einmal
Schränke re. aus — Rohrgeflecht? Ts wird heute
noch zu wenig darüber nachgedacht, daß inan hier
auch mit der puren Fläche viel bezwecken könnte.
Größere holzrahmen mit Geflecht bespannt . . . ließe
sich aus solchem Material nicht gar manches Her-
stellen?

Mohl müßte so verfahren werden, daß eine s o
gewonnene Fläche Druck und Zug Stand hielte. Aber
damit wäre die neue Aufgabe der Hauptsache
nach auch schon erledigt.

hoffentlich sind die vorliegenden Ausführungen
nicht ohne Wert für die Allgemeinheit.

Das große Publikum weiß nämlich recht wenig
über Rorbarbeiten zu berichten. Die Rünstler sind
sich darüber einig, daß uns andere Völker auf diesem
Gebiete in mancher Hinsicht überlegen seien. Zn der
Tat ist beispielsweise die Rorbflechterei in Zapan hoch
entwickelt; durch die gefälligste Mannigfaltigkeit des
Flechtwerks und Zierlichkeit der Arbeit zeichnen sich
die japanischen Bambuskörbchen aus. Und nun
gar erst — da wir von fremden Völkern reden —
die wundervollen Tempelkörbe! Schon durch ihre
wohlabgemessenen Linien, ihren dekorativen Wert,

Aunst und Handwerk. 56. Iahrg. Heft 5.

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