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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 56.1905-1906

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Lasser, Moritz Otto von: Moderne Münchener Korbarbeiten aus Julius Moslers Korbwarenfabrik
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https://doi.org/10.11588/diglit.10293#0154

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Moderne Münchener Korbarbeiten aus Julius Moflers Korbwarenfabrik.

Es ist ein Beweis, auf welch außergewöhnlichem
Niveau die Julius Moslerscben Schöpfungen stehett,
daß man sie betrachtend, solche koloristische Träume
erlebt.

Leider können wir nicht auf alle Arbeiten aus
diesen Werkstätten zu sprechen kotnmen, vielmehr nur
diese und jene Leistung besonders hervorheben. Wir
halten uns also bei einigen älteren Sesselformen, ja
selbst bei den Zierkörben für Blumen und Blatt-
pflanzen nicht weiter auf, sondern suchen mit wenigen
Strichen ein Bild des Gesamtschaffens der Firma zu
gewinnen. Tharakteristisch für Moslers Richtung
und Geschmack ist es, daß er sichtlich auf eine
dekorative Wirkung abzielt; die verschiedenen
Stühle, Tische usw., die zum Teil ganz außer-
ordentlich ansprechende Leistungen zu nennen sind,
bekräftigen das. Ferner ist den Moslerschen Dar-
bietungen eigen, was wir früher in betreff von
Stoffen, der Bespannung, der Polster forderten:
seine Wobei werden häufig durch schöne Polster und
Stoffumkleidung in ibrer Wirkung gehoben. Sehr
betont werden muß auch, daß durch seine Be-
mühungen um moderne Formen eine überaus wohl-
tuende Ruhe da platzgegriffen hat, wo einem früher
ein schier tausendfältiges Liniengewirre zu einer ge-
linden Verzweiflung brachte. Die Moslerschen Ar-
beiten find fo gar nicht geschwätzig . . . diese Möbel,
diese Flächen, Lehnen, Füße, Stützen tuen einfach
nach jeder Einsicht (nur für das Auge sehr angenehm)
ihre Pflicht — und damit Punktum! Der sinnfällige
Reiz dieser ausnehmend geschmackvollen Mbjekte ist
übrigens an unseren Abbildungen genügend ersichtlich.

Bon den bei Moslers Arbeiten beteiligten Autoren
sei zuerst Frau Margarete von Brauchitsch (Abb.250
und 25 s) genannt. Zhre Darbietungen sind so an-

258. (Siehe Fußnote auf S. \52.)

sprechend, es gelang ihr so vorzüglicb, die Stoffe
zu schmücken, so gut, die Umrißlinien ihrer Werke
von allen Extravaganzen freizuhalten, daß man sich
nicht leicht des Lobes zu viel täte.

Nun zu dem österreichischen Künstler der Gruppe!
Architekt chans B oll in er-Wien (Abb. 252 und
erster Stuhl bei Abb. 253) hat unstreitig mit seiner
Garnitur der Firma einen sehr wertvollen Dienst
erwiesen. Wohl aus Einflüsse der Wagnerschule zu-
rückzusühren, zeigt diese jedem Salon zur Zierde
gereichende Garnitur nur Lichtseiten österreichischen
Schaffens: den sicheren und feinen Geschmack eines
alten Kulturvolkes, große, mit einfachsten Mitteln
erreichte Eleganz, schnittige Behandlung, pikant wir-
kende Verzierungen.

259 — 261. (Siehe Fußnote aus S. \52.)

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