Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 56.1905-1906

DOI Artikel:
Braun, Irene: Moderne Kunststickerei
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.10293#0164

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Neuheiten aus dem Münchener Kunstgewerbehaus.

wirkt die Decke von Anna pantolska mit dem Rand-
schmuck von feinen, verschieden schillernden Farrenblättchen
(Abb. 288), sehr zierlich die kleine Decke (Abb. 289) mit
den langen Zweigen, die an jedem Blattansatz eine
blaue Rnospe tragen, im ganzen eine Art lebendiger
Borte bildend. Zn dieselbe Gattung originell angewandter
Naturformen gehören auch die Rissen mit den Schmetter-
lingen und den Rasern (Abb. 290 und 29\), deren Flügel-
decken und Wühler sehr amüsant behandelt sind, ebenfalls
von Anna Pantolska.

Noch vor kurzem strebte man nach niöglichst inter-
essanten Naturformen, die zum Ornament umgestaltet
wurden; die Orchideen blühten auf Rissen, Bucheinbänden,
Metallwaren; daneben kamen die bescheidensten Unkräuter
als Motive zu Ehren, peute genügt uns eine entfernte
Erinnerung an etwas „Gewachsenes" — wenn wir
nicht die formen, die gar nichts Spezielles bedeuten
wollen, vorziehen. Zn den Stickereientwürfen von p.
Obrift blühten zuerst Gebilde auf, welche nicht in ihrer
Form, sondern nur in der Art ihres Aufbaus und
Wachstums mit den natürlichen Pflanzen verwandt waren.
„Die Formphantasie muß stärker fein als das Formen-
gedächtnis" schrieb damals einer der Führer dieser
neuen Bewegung, und auf diesen Satz geht ein großer
Teil unserer neuen Entwürfe zurück, — ebenso alle Ber-

286. Tischläufer, (Muschineustickerei, hellgrüne
5ei!>e auf Leinen) von chelcne Lange und
Lmma Schnizlein, München, (V6 d. w. Gr.)

Blüten in ihrer charakteristischen
Form finden, wie die Rapuziner-
kresse auf dem Läufer aus dem
Atelier von pelene Lange und
Emma Schnitzlein (Abb. 286),
so sind sie zu einer fast geometrisch
zu umschreibenden Gruppe vereinigt,
und oft durch freie ornamentale
Linienzüge verbrüdert. Bei dieser
Zeichnung ist die leise Andeutung
der Blätterform innerhalb der Drna-
mentlinien besonders gut angebracht.
Nach ähnlichem Prinzip richtet sich
die runde Lunariadecke (Abb. 287)
aus demselben Atelier, bei welcher
das Spiel des Lichtes auf der glän-
zenden Seide der Blätter gut aus-
genutzt ist. Naturalistischer noch

287. Runde Tischdecke (grau in grau, Seidenrips und Seide), von kstlene Lauge
und Lmma Sch niz lein, München, (hg d. w. Größe.)
 
Annotationen