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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 56.1905-1906

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Chronik des Bayerischen Kunstgewerbevereins
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https://doi.org/10.11588/diglit.10293#0262

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Ehronik des Bayer. Kunstgewerbevereins.

Ls werden fernerhin wünsche und Vorschläge aller Art
geäußert: die Pallenkommission solle nicht in Anwesenheit von
Pallenbesuchern ihres Amtes walten, sie solle überhaupt nicht
eutscheidungsberechtigt sein, wenn nicht wenigstens fünf Mit-
glieder anwesend sind, — es solle eine der Vereinsverkäuferinnen
als Vereinsvertreterin zur Nürnberger Ausstellung abgeordnet
werden, — es müsse dafür gesorgt werden, daß die Presse sich
inehr mit den: Verein beschäftige.

Schluß der Sitzung 3/48 Uhr.

Mochenversammkmrgen.

(über den achtzehnten Abend — Generalversammlung
vom 3. April — wird auf S. 2^5 berichtet.)

Neunzehnter Abend — den jo. April — Vortrag von
Alexander peilmeyer über „Münchener Plastik".

Es sollte in diesem Vortrage gezeigt werden, wie sich die
Plastik in München im Verlaufe des Jahrhunderts entwickelt
hat. Der Vortragende behandelte dieses Thema in der weise,
daß er die historische Betrachtung der einzelnen Erscheinungen
in Parallele setzte zu der Eutwickelung der künstlerischeu Pro-
bleme und der Stellung der Skulptur im Rahmen der Archi-
tektur; diese Stellung hatte die Plastik im ;8. Jahrhundert
vornehmlich inne, wie die Werke des Roman Anton Boos
zeigen. Die Zeit Max Josephs I. bot der Plastik nur ein
dürftiges Feld. Einzelne Werke, wie z. B. die steinerne Säule
init Ruhebauk am Ufer des Kleinhesseloher Sees weisen aber

darauf hin, wie der Klassizismus ebenso wie die vorhergehende
Zeit die Plastik als raumschmückende Dekorationskunst sehr
geschickt zu verwenden wußte. Das Mäcenatentum Ludwigs I.
erweist sich für diese Seite der Plastik ungemein günstig. Die
zahlreichen Bauten dieses Königs bieten die dankbarsten Auf-
gaben, und da war es vor allein S ch wa nt h a I er, der sich der
architektonischen Bedingtheit der Plastik vollkommen bewußt war.

Auch die ausführenden Künstler, Steinbildhauer, Erzgießer
zeigen ein achtungswertes Können.

Unter Max II. sank die Skulptur init der Baukunst auf
eilt tieferes Niveau herab. Eigeiitliche Aufgabeii fehlten Uiid
damit auch die Anregung zur Weiterbildung künstlerischer Pro-
bleme und Techniken.

Die Plastik der 70er und 80er Jahre geriet in die von
Frankreich ausgeheilde naturalistische Strömung und damit
begaiin erst die eigentliche Verwirrung uiid Ratlosigkeit auf
diesem Gebiete, und der Plastik gelang es nicht wie der Malerei,
sich selbst zu befreien und eine plastische Richtung in der modernen
Skulptur durchzusetzen. Einzelne temperamentvoll begabte Ver-
treter, wie wagmü ller, per der und später Rü m ann
konnten sich von den herrschenden Anschauungen nicht emanzipieren.

Die Plastik auf ihre eigenen Füße zu stellen gelang erst
pildebrand, der ihr Wesen und ihre Eigenart klar erkannt
hat. wie seine Männerstatue „Nackter Mann", so ist sein
Wittelsbacherbrunnen ein epocheinacheudes Werk, der Anfang
einer in München neu aufblühenden Plastik. Gleichzeitig ent-
stehen auch eine Reihe von großen Bauten, wo die Plastik
wieder wie früher einen fruchtbaren Nährboden findet. In
 
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