Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 56.1905-1906

DOI Artikel:
Michel, Wilhelm: Des Kunsthandwerks junge Mannschaft, [10]: Max Pfeiffer
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.10293#0272

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Des Kunsthandwerks junge Mannschaft. — ;o. Max Pfeiffer.

liche formen, besonders durch die häufige Verwen-
dung der Rette. Sie bringen insbesondere die da-
nrit verbundenen Steine und Werten in ihrer ganzen
Rostbarkeit zur Geltung. Die Zeit ist noch nicht fern,
wo man irgend eine barbarische, lächerlich rohe ^orm,
ein goldenes Gänseblümchen oder Rleeblättchen, wahl-
los mit Brillanten füllte, soviel eben auf die Fläche
daraufgehen wollten. Nicht die sinnliche Erschei-
nung, sondern der abstrakte, Hottentottenhafte Gedanke
an den Geldwert des Materials machte da den Wert
des Schmuckes aus. Die Arbeiten Pfeiffers legen mit
denjenigen anderer tüchtiger Schmuckkünstler Zeugnis
ab für den neuen Standpunkt, den wir diesen Din-
gen gegenüber gewonnen haben. Wir verlangen
von einem Schmucke, daß die künstlerische Arbeit das
kostbare Material rechtfertige, daß sie sich ihm in
jeder Einsicht gewachsen und ebenbürtig zeige. And
wir sagen: Zinn verpflichtet den Rünstler mehr als
Eisen, Silber mehr als Zinn, Gold mehr als Silber
und mehr als Gold jene leuchtenden oder blitzenden
Minerale, die sich selbst und dem Edelmetall zu-
nutze mit diesem verbunden werden.

Zn dieser Weise wird die Natur in Max pfeif-
fers Schaffen wirksam. Der Grund, aus dem seine
Runst ruht, ist solide und dauerhaft, und in Anbe-
tracht des Umstandes, daß der Rünstler erst seit we-
nigen Zähren im Beruf ist, können seine bisherigen
Arbeiten auf ernste Beachtung Anspruch erheben.
Sie sind Zeugnisse eines außerordentlich strebsamen
Geistes, deutsch und kraftvoll in ihrem Gepräge und
nicht ohne jene Beimischung von Zntellektualismus,

der die sicherste Bürg-
schaft für eine gesunde
Weiterentwicklung dar-

56 p Spitzenkragen; Entwurf
von Max Pfeiffer,
Ausführung — auf Tüll ge-
arbeitet — von Frau Anetta
5imon von E k k a r d.

(ea. 3/s <>. wirkt. Größe.)

562. Grabmal; Entwurf von Mar Pfeiffer, Ausführung
von Sof. Aschenbrenner, München.

stellt. Die Vielseitigkeit, zu welcher sich der moderne
Runstgewerbler genötigt sieht, erscheint seinem nach
Tätigkeit verlangenden Temperamente keineswegs
als eine Saft. Geborener Niederbayer und „akkli-
matisierter" Münchner, getreu einer Familien-
tradition schon früh allen Rünsten gewogen, hat
er sich zunächst unter Rnirrs Anleitung der Land-
schaftsmalerei gewidmet und wurde dann, nachdem
er kurze Zeit bei Berlepsch kunstgewerblich gearbeitet
hatte, Schüler des erwähnten Debfchitzfchen Znstitutes.
Er gehört somit auch der Rünstlergruppe an, die
sich aus ehemaligen Schülern und Lehrern dieser An-
stalt gebildet hat und die auf der Nürnberger Aus-
stellung zum ersten Male geschlossen hervortritt. Pfeif-
fer ist auf dieser Ausstellung mit einer Reihe von
Arbeiten vertreten, die neben seinen künstlerischen
Fähigkeiten auch seine Lust und Gabe zum Orga-
nisieren in Helles Licht setzen. Von ihm stammen
die drei Räume der Textilabteilung und der künst-
lerische picnt des Waldfriedhofes, der sich an den
linken Flügel der kunstgewerblichen Abteilung an-
schließt.

So kurz Max Pfeiffers künstlerische Laufbahn
bis jetzt auch fein mag, so knüpft sich doch an seinen
Namen die wichtige Tatsache, daß einer der konser-
vativsten Orden der katholischen Rirche seine Be-
gräbnisstätte von einem durchaus modernen Rünstler

252
 
Annotationen