Des Kunsthandwerks junge Mannschaft. — N- A. viegelmami.
566 u. 567. Glasbilder (Frühling und Sommer) als
keineswegs unwesentlich, aber ihren eigentlichen Sinn
enthüllen auch sie erst dann, wenn die Gläser in
blauen, grünen, purpurnen und seuersarbenen Gluten
dazwischen brennen. Dieses Wesentliche also hat der
Beschauer unserer Reproduktionen aus Rütteln der
Einbildungskraft zu ergänzen.
A. Biegelmann (er ist geborener Hamburger
und 25 J^re alt) gehört zu den vielen, die als
3ünger der freien Aunst begannen und dann vor
den plötzlich hereinbrechenden Notwendigkeiten des
Lebens den Übergang zur angewandten Aunst voll-
zogen, zunächst vielleicht mit bitteren Entsagungs-
gefühlen, dann aber mit fortschreitender Bervoll-
kommnung in der gewählten Eechnik den großen
positiven Gehalt erkennend, welcher dem Aunst-
gewerbe heute eine so gewaltige Anziehungskraft
verleiht. Rköge die Aunst auch die Betätigung im
Dienste des Lebens und unter den anforderungsreichen
Bedingungen einer gewerblichen Technik als eine
Last empfinden, der tüchtige Geist merkt alsbald:
das Joch ist sanft, und diese Last ist leicht. 3a, er
wird mit der Zeit dies alles überhaupt nicht mehr
als Last empfinden, sondern er wird sein Schicksal
segnen, das ihn dnrch Not und Aummer einen
sicheren j?fad zu den Realitäten geführt hat, die
Fenstervorsetzer; von A. viegelrnann, München.
einen festeren Aurswert haben als die reine Aunst
und ohne welche gerade der Aünstler am wenigsten
bestehen kann. Daher kommt die seltsame Tatsache,
daß die gewerbliche Betätigung gerade für Aünstler
von echtester Berufung eine so große Werbekraft be-
sitzt. RIag auch die Aunst nach der Schönheit gehen,
der Aünstler, ihr individuell begrenzter Diener, braucht
Realitäten. Sie sind das Geistesbrot, von dem er lebt.
Daß dem jungen Aünstler, von dem ich hier
spreche, diese positive Umwertung der aufgezwungenen
gewerblichen Tätigkeit geglückt ist, das fühlt man an
all der Liebe und Freude, die in seinen Schöpfungen
sichtbarlich am Werke war. Er hatte das Glück,
in Aarl Ale einen Lehrer zu finden, der wie keiner
in den Bedingungen der Glaskünste Bescheid weiß.
Bon ihm empfing Biegelmann die durchaus ein-
wandfreie, solide Grundlage, die sich in jeder Be-
ziehung als fruchtbar und entwicklungsfähig bewiesen
hat. Er lernte unter dieser Anleitung zunächst im
Geiste des RIaterials denken, er lernte die technischen
Notwendigkeiten kennen und ward zugleich darauf
hingewiesen, diese Notwendigkeiten nicht als eine tote,
unfruchtbare Last hinzunehmen, sondern sie zu über-
winden und sogar den künstlerischen Zwecken dienst-
bar zu machen.
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566 u. 567. Glasbilder (Frühling und Sommer) als
keineswegs unwesentlich, aber ihren eigentlichen Sinn
enthüllen auch sie erst dann, wenn die Gläser in
blauen, grünen, purpurnen und seuersarbenen Gluten
dazwischen brennen. Dieses Wesentliche also hat der
Beschauer unserer Reproduktionen aus Rütteln der
Einbildungskraft zu ergänzen.
A. Biegelmann (er ist geborener Hamburger
und 25 J^re alt) gehört zu den vielen, die als
3ünger der freien Aunst begannen und dann vor
den plötzlich hereinbrechenden Notwendigkeiten des
Lebens den Übergang zur angewandten Aunst voll-
zogen, zunächst vielleicht mit bitteren Entsagungs-
gefühlen, dann aber mit fortschreitender Bervoll-
kommnung in der gewählten Eechnik den großen
positiven Gehalt erkennend, welcher dem Aunst-
gewerbe heute eine so gewaltige Anziehungskraft
verleiht. Rköge die Aunst auch die Betätigung im
Dienste des Lebens und unter den anforderungsreichen
Bedingungen einer gewerblichen Technik als eine
Last empfinden, der tüchtige Geist merkt alsbald:
das Joch ist sanft, und diese Last ist leicht. 3a, er
wird mit der Zeit dies alles überhaupt nicht mehr
als Last empfinden, sondern er wird sein Schicksal
segnen, das ihn dnrch Not und Aummer einen
sicheren j?fad zu den Realitäten geführt hat, die
Fenstervorsetzer; von A. viegelrnann, München.
einen festeren Aurswert haben als die reine Aunst
und ohne welche gerade der Aünstler am wenigsten
bestehen kann. Daher kommt die seltsame Tatsache,
daß die gewerbliche Betätigung gerade für Aünstler
von echtester Berufung eine so große Werbekraft be-
sitzt. RIag auch die Aunst nach der Schönheit gehen,
der Aünstler, ihr individuell begrenzter Diener, braucht
Realitäten. Sie sind das Geistesbrot, von dem er lebt.
Daß dem jungen Aünstler, von dem ich hier
spreche, diese positive Umwertung der aufgezwungenen
gewerblichen Tätigkeit geglückt ist, das fühlt man an
all der Liebe und Freude, die in seinen Schöpfungen
sichtbarlich am Werke war. Er hatte das Glück,
in Aarl Ale einen Lehrer zu finden, der wie keiner
in den Bedingungen der Glaskünste Bescheid weiß.
Bon ihm empfing Biegelmann die durchaus ein-
wandfreie, solide Grundlage, die sich in jeder Be-
ziehung als fruchtbar und entwicklungsfähig bewiesen
hat. Er lernte unter dieser Anleitung zunächst im
Geiste des RIaterials denken, er lernte die technischen
Notwendigkeiten kennen und ward zugleich darauf
hingewiesen, diese Notwendigkeiten nicht als eine tote,
unfruchtbare Last hinzunehmen, sondern sie zu über-
winden und sogar den künstlerischen Zwecken dienst-
bar zu machen.
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