Das Kunstgewerbe auf der Nürnberger Ausstellung.
stimmung erregen;
denn sie war eher
geeignet, die gnte
Absicht Mißverständ-
nisfen zn überant-
worten und die ganze
Sache zu gefährden.
Ts mußten dem
tollen Most erst
einige Jahre Zeit
gelassen werden, um
sich zu klären. Von
den Äbergangs-
zuständen brachten
u. a. die Ausstellun-
gen zu Turin (^02)
und in München
(Sezession \905 ff-)
Belege zunehmender
Alärung. Heute wird
man auf keinen Mi-
derspruch stoßen,
wenn man der mo-
dernen Gestaltungs-
weise volles Bürger-
recht zuerkennt und
man die rein anti-
quarische Richtung
endgültig als ent-
thront bezeichnet und
ihr kein Vorrecht vor
an deren ku n stge werb-
lichen Anschauungen
zuerkennt.
Mer sich nicht
in diese Sage finden
kann, sondern immer
noch mit Mehmut
Turm, Ecke des Hauptindustrie- uach den einst ver-
gebäudes; Entwurf von Theodor ehrten, fetzt ihrer
v. Kramer, Nürnberg. Allmacht entkleideten
Göttern hinschielt, der
mache sich nur den Unterschied zwischen den wirt-
schaftlichen, sozialen, technischen Verhält-
nissen vor etwa q<00 Jahren und heute klar. Ge-
wöhnlich wird den: wirtschaftlichen Moment gar
keine Bedeutung beigelegt, während es tatsächlich
eine sehr große Rolle spielt. Mir stehen z. B. in
staunender Bewunderung vor einem italienischen
Thorgestühl, wenn wir bei Betrachtung der über-
reichen und so sorgsamen Schnitzereien und Intarsien
vernehmen, daß all das ein einziger Mensch in
20—25 Jahren gearbeitet habe; einen Laien neben
uns hören wir sagen: „das kann man heute nicht
inehr machen", freilich kann „man"; aber wo sind
die Leute, die eine solche Arbeit zu bezahlen und
dazu noch zwanzig Jahre auf deren Fertigstellung
zu warten bereit sind? Jener Mönch, der in fetueu
zahlreichen Musestunden zu seiner eigenen Freude
und zu Thren seiner Rlosterkirche jenes Stuhlwerk
gefertigt, brauchte um des Lebens Notdnrft sich nicht
zu kümmern; wenn heute einer ein gleiches Rönnen
auf eine derartige Arbeit verwenden sollte, er würde
wahrscheinlich materiell so hohe Forderungen stellen
müssen, daß die ganze Sache daran scheiterte. Die
Arisis, mit der das Runstgewerbe seit einigen Jahren
ringt, hat größtenteils ihren Grund darin, daß wir
gezwungen sind, den materiellen Forderungen
mehr Rechte einzuräumen, als den ideellen Forde-
rungen billig scheint; ja man kann sagen, sie bestehe
BK Eingangstor bei der Gruppe „Handwerk". Im Aufträge
des Würzburger Stadtmagistrates als Portal für die Schiller-
schule gefertigt. Bildhauerarbeiten von Ioh. Albert, H.
Schiestl, iTl. Kammer und ITT. Schmitt; Schlosserarbeiten
von Gg. Glos und L. A. IDürth; Schreinerarbeiten von
L. Schau gg, IVürzburg.
stimmung erregen;
denn sie war eher
geeignet, die gnte
Absicht Mißverständ-
nisfen zn überant-
worten und die ganze
Sache zu gefährden.
Ts mußten dem
tollen Most erst
einige Jahre Zeit
gelassen werden, um
sich zu klären. Von
den Äbergangs-
zuständen brachten
u. a. die Ausstellun-
gen zu Turin (^02)
und in München
(Sezession \905 ff-)
Belege zunehmender
Alärung. Heute wird
man auf keinen Mi-
derspruch stoßen,
wenn man der mo-
dernen Gestaltungs-
weise volles Bürger-
recht zuerkennt und
man die rein anti-
quarische Richtung
endgültig als ent-
thront bezeichnet und
ihr kein Vorrecht vor
an deren ku n stge werb-
lichen Anschauungen
zuerkennt.
Mer sich nicht
in diese Sage finden
kann, sondern immer
noch mit Mehmut
Turm, Ecke des Hauptindustrie- uach den einst ver-
gebäudes; Entwurf von Theodor ehrten, fetzt ihrer
v. Kramer, Nürnberg. Allmacht entkleideten
Göttern hinschielt, der
mache sich nur den Unterschied zwischen den wirt-
schaftlichen, sozialen, technischen Verhält-
nissen vor etwa q<00 Jahren und heute klar. Ge-
wöhnlich wird den: wirtschaftlichen Moment gar
keine Bedeutung beigelegt, während es tatsächlich
eine sehr große Rolle spielt. Mir stehen z. B. in
staunender Bewunderung vor einem italienischen
Thorgestühl, wenn wir bei Betrachtung der über-
reichen und so sorgsamen Schnitzereien und Intarsien
vernehmen, daß all das ein einziger Mensch in
20—25 Jahren gearbeitet habe; einen Laien neben
uns hören wir sagen: „das kann man heute nicht
inehr machen", freilich kann „man"; aber wo sind
die Leute, die eine solche Arbeit zu bezahlen und
dazu noch zwanzig Jahre auf deren Fertigstellung
zu warten bereit sind? Jener Mönch, der in fetueu
zahlreichen Musestunden zu seiner eigenen Freude
und zu Thren seiner Rlosterkirche jenes Stuhlwerk
gefertigt, brauchte um des Lebens Notdnrft sich nicht
zu kümmern; wenn heute einer ein gleiches Rönnen
auf eine derartige Arbeit verwenden sollte, er würde
wahrscheinlich materiell so hohe Forderungen stellen
müssen, daß die ganze Sache daran scheiterte. Die
Arisis, mit der das Runstgewerbe seit einigen Jahren
ringt, hat größtenteils ihren Grund darin, daß wir
gezwungen sind, den materiellen Forderungen
mehr Rechte einzuräumen, als den ideellen Forde-
rungen billig scheint; ja man kann sagen, sie bestehe
BK Eingangstor bei der Gruppe „Handwerk". Im Aufträge
des Würzburger Stadtmagistrates als Portal für die Schiller-
schule gefertigt. Bildhauerarbeiten von Ioh. Albert, H.
Schiestl, iTl. Kammer und ITT. Schmitt; Schlosserarbeiten
von Gg. Glos und L. A. IDürth; Schreinerarbeiten von
L. Schau gg, IVürzburg.