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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Editor]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 56.1905-1906

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Gmelin, Leopold: Das Kunstgewerbe auf der Nürnberger Ausstellung, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.10293#0309

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Das Runstgewerbe auf der Nürnberger Ausstellung.

6\8. Eingang zur Ausstellung Der obersten Baubehörde; Entwurf von
Ludwig Ullmann.

Ecke zwischen „Dtaatsbau" und Nürnbergerhaus be-
ginnend — in niedrigem Waldbestand eine Reihe von
Bauernhäusern des Bayernlandes, die schließlich an
der Teichrestauration endigt.

Für deti Raumkünstler bietet unstreitig der
Dtaatsbau das größte Interesse; in seiner inneren
Durchbildung geht er weit über das hinaus, was
man sonst bei derartigen Anlässen zu sehen gewohnt
ist, wobei dem Architekten — Landbauassessor Ludw.
Allmann — allerdings der Umstand zugute kam,
daß die weiten Räume auch als solche wirken durf-
ten und nicht durch eilt wildes Thaos von monströsen
Glaskästen und marktschreierischen Aufbauten in ihrer
Wirkung vernichtet wurden (Abb. 6sä—6\8). Neben
der großzügig einfachen Gestaltung der Räume trägt
auch die farbige Ausstattung viel zur Wirkung bei;
Wände und Pfeiler zeigen bald rauhen Verputz, bald
Rupfenbezug, bald überstrichene rauhe polzflächen,
alles aber mit reichlicher und stets passender Bei-
ziehung von Farbe uitd Gold (in Dchablonenmalerei),
doch ohne jede Aufdringlichkeit. Von den übrigen

größeren Bauten besitzt die von Prof,
p. Pfan n geschaffene Aunsthalle in
ihrem Vestibül (Abb. 6\9) eine Raum-
schöpfung von monumentaler Einfach-
heit und Größe; auch in ihrer äußeren
Erscheinung gehört die Aunsthalle mit
ihrem Gegenüber, dein Dtaatsbau, so-
wie dent Forstgebäude (Abb. 6sO) und
der pauptrestauration zu den besten der
großen Ausstellungsbauten.

Für das A u n st g e w e r b e ist ein
gesonderter Bau errichtet worden, sehr
zum Degen der Dache; (Abb. 620)
denn wenn man die erdrückende Fülle
von Massen- und Reklameprodukten in
der Industriehalle sieht und sich da-
bei vergegenwärtigt, was unter diesen
Amständen aus den zarten Gebilden
z. B. Professor Fritz v. Millers, der
De b schitzschule und vieler anderer
Münchener Werkstätten geworden wäre,
dann überfällt denFeinsühligen ein Dchau-
der, und er dankt den Münchenern,
welche diese Dondergruppe durch-
gesetzt haben, für die Rettungstat.

Es muß an dieser Dtelle dankend
erwähnt werden, daß der Gedanke der
Absonderung des Aunstgewerbes auch
höheren (Orts lebhaft unterstützt wurde;
am 23. Mai W05 wurde der Vorstand-
schaft des Bayer. Aunstgewerbevereins
eröffnet, daß die pälfte der Achten für
platzmiete, Transport, Versicherung, Ausstellung,
Bewachung und Reinigung auf Dtaatskosten über-
tiommeit werde. Ein ferneres Entgegenkommen lag
auch dariil, daß Verkehrs- und Justiz-Ministerium
erklärt haben, „die Einrichtung einer Anzahl Räulile
ihrer Ressorts als Ausstellungsgegenstände Herstellen
zu lassen".

Ist es auch nicht gelungen, die Aunftgewerbe-
gruppe — wie ursprünglich beabsichtigt war — durch
Einordnung in die Aunsthalle in unmittelbarem Zu-
sammenhang mit der Aunst vorzuführen, so liegt in
der ihr gewährten Donderstellung doch eine Aner-
kennung seltener Art; denll es ist unseres Wissens
das erste Mal, daß auf einer alle Dchaffensgebiete
umfassenden Landesausstellung das Aunstgewerbe
von deill sonstigen Gewerbe geschieden wurde; für
die Achtung, die damit von vornherein der Alein-
kunst entgegengebracht wird, ist es charakteristisch,
daß — was der Berichterstatter mit eigenen Ghren
gehört — ein Besucher des Aunstgewerbehauses den
von ihin geleiteten, vornehmen Italienerinnen beim

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