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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 56.1905-1906

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Gmelin, Leopold: Das Kunstgewerbe auf der Nürnberger Ausstellung, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.10293#0313

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Das Kunftgewerbe auf der Nürnberger Ausstellung.

623. Herrenzimmer; nach Entwurf von Karl B ertsch und Adelbert Niemeyer, ausgeführt von den IX? er f ftä tt en für

Wohnungseinrichtung, Karl Bertfch, München.

deren Vergoldung gerade so weit geht, uni das
ideelle Bindeglied zwischen dem Inhalt und der
Umschließung des Raumes zu bilden ohne die Wir-
kung der Ausstellungsstücke zu beeinträchtigen, chinter
diesem chauptsaal liegt eine weite challe, deren Witte,
die chöherlegung des Fußbodens einleitend, von der
Nymphenburger jDorzellanmanufaktur eingenommen
wird, um die sich die Fachgruppen der Unedelmetalle
gruppieren jAbb. 622). *

*

Wir lassen bei der Besprechung der einzelnen
Beispiele der R a u m k u n st, als dem richtunggebenden
Zweig der dekorativen Dunst, den Vortritt: Da ist wohl
ein Rückblick am Platze, weil aus keinem Gebiete
die Wandlung der Dinge so ties greift wie auf
diesem. Wer etwa die letzten 20 Jahre verschlafen
hätte, dem würde es höchst merkwürdig erscheinen,
wie so wenig Jahre genügt haben, um die Grund-
sätze, die früher bei der Ausstattung eines Raumes
befolgt wurden, fast völlig zu Fall zu bringen und
durch andere zu ersetzen, deren Bürgerrecht bis jetzt
allerdings noch nicht von allen Beiten anerkannt ist,
denen sich aber doch jeder mehr oder weniger —

mit oder ohne Überzeugung — unterwirft, weil sie
eine Wacht geworden sind.

In der Tat sind — von den bäuerischen Typen
abgesehen —- die Fälle, in denen die Aussteller mit
Bewußtsein und ausgesprochener Absicht sich dem
Fahrwasser der alten Stile überlassen haben, an den
Fingern herzuzählen. Zu den besseren Gruppen ge-
hören das niedliche gotische Jagd- und Herrenzimmer
von Ant. Dbermayr, jDassau (nach Entwürfen von
Dieser dcDeeg, Wünchen), das übrigens unbeschadet
des gotischen Charakters doch im Flachornament,
an den Auskantungen, int Beschläg seine moderne
Entstehung nicht verläugnet und starke Empire-An-
klänge zeigt — bei aller Selbständigkeit — die Wohn-
zimmereinrichtung der B ch r ei neri nnun g in Regens-
burg, deren Wobiliar im wesentlichen aus hellent
Eschenholz mit schwarzen und braunen Intarsien
hergestellt ist. Bo wenig sich hingegen Einwendungen
machen lassen, so bedenklich ist dagegen das, was
die Dillinger Handwerker unter dem Namen „Bieder-
meierstil" ausstellen; der Name des glücklicherweise
schon halbvergessenen „Jugendstils" wäre hier mehr
am j)latz.

Ein Gutes hat indessen der Jugendstil gehabt:
er bildete die notwendig gewordene Reaktion gegen

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