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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 56.1905-1906

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Gmelin, Leopold: Das Kunstgewerbe auf der Nürnberger Ausstellung, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.10293#0355

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Das Kunstgewerbe auf der Nürnberger Ausstellung.

läßt? Was kann ein ganz Moderner anch gegen
das Ergebnis sagen, wenn es sich deutlich als das
wesensgerechte Erzeugnis aus Stoff und Werkzeug
gibt?

Von andern Städten ist kaum eine nennenswerte
Schlofferarbeit zu finden, die sich nicht mehr oder-
weniger eng an alte Vorbilder anschlösse; es kann
kein Zweifel fein: die alte Schmiedetechnik samt ihrem
Sonnenkreis steckt den Leuten im Blut, und alles ge-
waltsame Bekehrenwollen zu einem neuen Glauben
kann nur Unheil und Verwirrung anrichten. Das
große Grabkreuz non Ambros Lieb, Gttobeuren,
verrät mit feinen flott geschwungenen Linien auf den
ersten Blick die Nähe des einzigartigen Rlosters, des
Rokokojuwels. Größte Vielseitigkeit und Tüchtigkeit
zeigt AntonS chreite r,Rrumbach (Schwaben), in feinen
Beschlägen, Gittern ic., unter denen nur die wenigen
modernen zu Bedenken Anlaß geben; alle aber tragen
sie so unverkennbar das Gepräge ihrer Entstehung,
daß man feine Freude daran haben muß. Alan
muß froh fein um solche Leute; denn, wenn es sich
etwa darum handelt, einem älteren Bau z. B. ein
neues Gittertor einzufetzen, das man doch lieber den
gegebenen Stilverhältniffen anfchmiegt, dann wendet
man sich doch am zweckmäßigsten an einen ortsan-
sässigen, mit dem heimischen Formenkreis vertrauten
Weister, dessen handwerkliche Gewöhnung der Aus-

gabe gewachsen ist. Aus der Ausstellung ist eine
ganze Reihe solcher Fälle vorgesührt: das gotische
Gittertor für eine Rirche bei Rosenheim, von Peter
Wols (Abb. 709), hat so gut seine Berechtigung wie
das Abschlußgitter für die Domkreuzgänge zu Regens-
burg von Jakob Rais er (Entwurf in flotter Spät-
renaissance von F. Niedermayer, Regensburg),
oder das etwas modernisierte Tor für den Pos des
neuen Rathauses in Ingolstadt von Peter Brandt
(Entwurf von Wilh. Donaubauer) — oder end-
lich das mächtige Barocktor von pans G oe b e l,
Augsburg. Das sind lauter in ihrer Art große, tüchtige
pandwerksleistungen, die von dem gesunden Zustand
unserer Schmiedekunst und unseres Schlosserhandwerks
besonders erfreuliche Runde geben.

Einer allzu beschei-
denen Zurückhaltung hat
sich die Bronze unter-
worfen ; außer den schon
bekannten Schreibtischgar-
nituren und ähnlichem
von I. Lasser, Rlünchen,
fallen an Rleingeräten nur
einige Bronzen von Joh.

Seiler, RRinchen, aus,
darunter eine reizende
halbgeöffnete Austern-

700-703. Bowle-, Palmen- und Kleiderständer ;Lisen und Kupfer); nach Lutwurf ron A. Leb ach, Darinstadt, ausgeführt
von gof. Ai mm ermann & Lo., München. (1/10 d. wirkt. Größe; vgl. den Flaschenkühler bstft 5, Leite ;44, der auch von

Lebach entworfen ist.) Muster gefch.

334;
 
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