Das Knnstgewerbe auf der Nürnberger Ausstellung.
757. Schale; von Ferdin. chaufer, München. d. wirkl.
Größe.)
von perlfcbmircit in Gold und Weiß unter sich ver-
knüpft sind. Der zarte Atlasglanz und das milde
Prickeln des Glases wirken, zumal bei glänzender
Beleuchtung, vornehm und einfach zugleich —Muster-
beispiele für die durch künstlerische Behandlung her-
beigesührte Veredlung eines an sich fast wertlosen
Materials (Abb. 795 u. 796).
Vermutlich war das Glas als Schmuckmittel
früher in Gebrauch denn zu anderen Zwecken; heute
steht es als Schmuckmittel eher in dein Übeln Geruch
eines Surrogats für Edelsteine, während es sich als
hohl- und als Fensterglas eine Stellung errungen
hat, die allen Erschütterungen trotzt, pat auch unser
heutiges Verkehrswesen die Erzeugung des Glases
von der Gebundenheit an die Fundorte der Arbeits-
materialien in hohem Maße befreit, so gibt es doch
noch Gebiete, in denen dis uralte Gewerbekunst ihren
schon vor Jahrhunderten ausgeschlagenen Sitz noch
heute sesthält, wie der Bayerische Wald. Sein
polzreichtum bildete eine der wichtigsten Grundlagen
dieser Industrie, die zwar zu einem großen Geil
Massenware herstellt, aber doch auch stets bestrebt
war, künstlerischen Bedürfnissen entgegenzukommen.
Auf allen von den betreffenden Glashütten beschickten
Ausstellungen haben sie sich nach der künstlerischen
Seite hin auf der pöhe der Zeit gezeigt, und auch
in Nürnberg behaupten sie den alten Rang.
Die Theresienthalerhütte in Zwiesel hat sich
allerdings diesmal zurückgehalten, nur ihr Münchener-
Vertreter Eduard Rau hat wenigstens eine große
Reihe seiner nach Entwürfen von Ludwig pohlwein
und August pajduck u. a. gemalte Gläser aus-
gestellt, die es namentlich auf eine humoristische
Wirkung abgesehen haben, die sich auf die Schlag-
worte Bier, Alpenfex, Rind, Student, Sport etc. stützt.
Die seit Jahrhunderten auf dem Gebiete des 'Glases
tätige Fanrilie v. Pofchinger ist durch drei pütten
vertreten — Frauen au, Oberzwiefelau (Bene-
dikt) und Buchenau (Ferdinand) — die alle eine ge-
meinsame und darum vielseitige Gruppe bilden: Email-
malereien (u. a. nach Entwürfen von R. Riemer-
schmid), geschnittene und geätzte Gläser aus Uber-
sangglas (u. a. nach Zeichnungen von Betty peldrich),
in Gold gezeichnete Trinkgläser (von E. v. Putz)
und —- in zahlreichen Variationen —- Vasen und
Väschen von der unter dem Namen „Phänomen"
gehandelten, durch Tiffany eingeführten Gattung mit
der pfaufederartig reich gestreiften und gefleckten, teils
inalten, teils irisierenden Oberfläche. Das bedeutendste
Stück der ganzen Gruppe ist eine 60 am hohe flaschen-
förmige Vase (Abb. 797) aus moosgrünem Glas,
die eine seltsam primitiv rauhe Oberfläche und aus
dem pauptkörper ein kraus durcheinanderwogendes
Reliefornament trägt, das aber wegen seiner gleich-
mäßigen Verteilung und seiner flachen paltung doch
nicht unruhig wirkt. Zur Förderung der Glasmacherei
im Bayerischen Wald hat die Staatsregierung vor
kauin zwei Jahren in Zwiesel eine Fachschule ge-
gründet, die trotz des kurzen Bestehens schon recht acht-
bare Leistungen auf die Ausstellung gebracht hat.
Unter den aus der Vereinigung bayer.
Aristallglasfabriken München (Werke in Regen-
hütte und Schliersee) hervorgegangenen sehr mannig-
saltigen, schönen pohlgläsern nimmt das prachtvolle,
in Aristallglas geschnittene Tafelgeschirr als ebenso
solide wie brillante
Leistung die erste Stelle
ein. Zu bedauern ist,
daß im allgemeinen
die Technik des Be-
legens des Glases mit
Fäden, Tropfen rc.
in Abnahme gekom-
men ist, während ge-
rade sie so charakte-
ristisch für Glas ist
und eben nur für
Glas. In der Gruppe
der Debfchitzfchule
zeigt G. T. Reichen-
bach (Abb. 798) an
einigen Gläsern die
758. Kännchen; von Ferdinand
Käufer, München. (V4 d. wirkl.
Größe.)
350
757. Schale; von Ferdin. chaufer, München. d. wirkl.
Größe.)
von perlfcbmircit in Gold und Weiß unter sich ver-
knüpft sind. Der zarte Atlasglanz und das milde
Prickeln des Glases wirken, zumal bei glänzender
Beleuchtung, vornehm und einfach zugleich —Muster-
beispiele für die durch künstlerische Behandlung her-
beigesührte Veredlung eines an sich fast wertlosen
Materials (Abb. 795 u. 796).
Vermutlich war das Glas als Schmuckmittel
früher in Gebrauch denn zu anderen Zwecken; heute
steht es als Schmuckmittel eher in dein Übeln Geruch
eines Surrogats für Edelsteine, während es sich als
hohl- und als Fensterglas eine Stellung errungen
hat, die allen Erschütterungen trotzt, pat auch unser
heutiges Verkehrswesen die Erzeugung des Glases
von der Gebundenheit an die Fundorte der Arbeits-
materialien in hohem Maße befreit, so gibt es doch
noch Gebiete, in denen dis uralte Gewerbekunst ihren
schon vor Jahrhunderten ausgeschlagenen Sitz noch
heute sesthält, wie der Bayerische Wald. Sein
polzreichtum bildete eine der wichtigsten Grundlagen
dieser Industrie, die zwar zu einem großen Geil
Massenware herstellt, aber doch auch stets bestrebt
war, künstlerischen Bedürfnissen entgegenzukommen.
Auf allen von den betreffenden Glashütten beschickten
Ausstellungen haben sie sich nach der künstlerischen
Seite hin auf der pöhe der Zeit gezeigt, und auch
in Nürnberg behaupten sie den alten Rang.
Die Theresienthalerhütte in Zwiesel hat sich
allerdings diesmal zurückgehalten, nur ihr Münchener-
Vertreter Eduard Rau hat wenigstens eine große
Reihe seiner nach Entwürfen von Ludwig pohlwein
und August pajduck u. a. gemalte Gläser aus-
gestellt, die es namentlich auf eine humoristische
Wirkung abgesehen haben, die sich auf die Schlag-
worte Bier, Alpenfex, Rind, Student, Sport etc. stützt.
Die seit Jahrhunderten auf dem Gebiete des 'Glases
tätige Fanrilie v. Pofchinger ist durch drei pütten
vertreten — Frauen au, Oberzwiefelau (Bene-
dikt) und Buchenau (Ferdinand) — die alle eine ge-
meinsame und darum vielseitige Gruppe bilden: Email-
malereien (u. a. nach Entwürfen von R. Riemer-
schmid), geschnittene und geätzte Gläser aus Uber-
sangglas (u. a. nach Zeichnungen von Betty peldrich),
in Gold gezeichnete Trinkgläser (von E. v. Putz)
und —- in zahlreichen Variationen —- Vasen und
Väschen von der unter dem Namen „Phänomen"
gehandelten, durch Tiffany eingeführten Gattung mit
der pfaufederartig reich gestreiften und gefleckten, teils
inalten, teils irisierenden Oberfläche. Das bedeutendste
Stück der ganzen Gruppe ist eine 60 am hohe flaschen-
förmige Vase (Abb. 797) aus moosgrünem Glas,
die eine seltsam primitiv rauhe Oberfläche und aus
dem pauptkörper ein kraus durcheinanderwogendes
Reliefornament trägt, das aber wegen seiner gleich-
mäßigen Verteilung und seiner flachen paltung doch
nicht unruhig wirkt. Zur Förderung der Glasmacherei
im Bayerischen Wald hat die Staatsregierung vor
kauin zwei Jahren in Zwiesel eine Fachschule ge-
gründet, die trotz des kurzen Bestehens schon recht acht-
bare Leistungen auf die Ausstellung gebracht hat.
Unter den aus der Vereinigung bayer.
Aristallglasfabriken München (Werke in Regen-
hütte und Schliersee) hervorgegangenen sehr mannig-
saltigen, schönen pohlgläsern nimmt das prachtvolle,
in Aristallglas geschnittene Tafelgeschirr als ebenso
solide wie brillante
Leistung die erste Stelle
ein. Zu bedauern ist,
daß im allgemeinen
die Technik des Be-
legens des Glases mit
Fäden, Tropfen rc.
in Abnahme gekom-
men ist, während ge-
rade sie so charakte-
ristisch für Glas ist
und eben nur für
Glas. In der Gruppe
der Debfchitzfchule
zeigt G. T. Reichen-
bach (Abb. 798) an
einigen Gläsern die
758. Kännchen; von Ferdinand
Käufer, München. (V4 d. wirkl.
Größe.)
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