Das Kunfkjcmcrbc auf der Nürnberger Ausstellung.
76 (—765. Brechen von Theodor 6 ei den, München. (Wirkt. Größe.) Muster gesch.
76\. Gold mit perlen. 762. Gold mit 7 Saphiren und 6 Barockperlen. 763. Gold, Diamant und perlen.
schlifftechnik sich endlich auch in Aünstlerkreisen die ihr
gebührende Schätzung errungen hat. Vor 20 Jahren
galten die Butzenscheiben alles; jedes Büfett, jeder
Bücherschrank wurde damit beglückt, und man ver-
rammelte sich damit die schönste Aussicht, wenn man
sein Zimmer recht „gemütlich" machen wollte. Zetzt
endlich sind wir des sauber geschliffenen Glases froh
geworden; wir fetzen die facettierten, handgroßen
Scheibchen gerne in unsere Glaskästen ein und er-
götzen uns an dem durch die Lichtbrechung an seinen
fl)rismenkanten erzeugten Farbenspiel, wie man sich
früher an dem wirren Geflimmer der Butzenscheiben
gefreut hat.
Soweit das Tafelglas als buntes, überfangenes,
gewelltes etc. Glas zur Verglasung von Fenstern, zu
Glasmalereien ufw. in Gebrauch fleht, ist es be-
sonders durch die „Vereinigten Zwiese ler und
fl) i r n a e r Farbglaswerke, München" vertreten; ihre
fl)roben bieten die Gewähr unbegrenzter Vielseitigkeit
und bringen den Beweis, daß wir nicht mehr, wie
noch vor (0 Zähren, auf Einfuhr amerikanischen
Opaleszentglases angewiesen sind.
Damit sind wir auf dem Gebiete der Glas-
malerei angelangt, in der manche gute Arbeit im
Aunstgewerbehaus ausgestellt ist, von der Mayer-
schen bsofkunstanflalt, F. V. Zettl er, A. de
Bo u che etc. in München und den Gebr. Schmitt
in Bamberg; von besonderem Znteresse sind die von
O. Lohr, München, gemalten Glasbilder nach Ent-
würfen von Augustin fl) ach er, seltsam phantastische
Aompositionen, aber der Glasmaltechnik vorzüglich
angepaßt.
Die Mosaik ist unseres Miffens auf einer-
bayerischen Landesausstellung etwas Neues. Es
verdient deshalb ganz besonders hervorgehoben zu
werden, daß sie, wenn auch nicht mit ausgedehnten
Bildern, so doch mit sehr ansehnlichen Leistungen
durch Th. Raueckers Lsof-Aiosaik-Aunstanstalt,
München-Solln, vorzüglich vertreten ist. Mehrere figür-
liche Bilder und die großen ornamentalen Füllungen
an der Fassade der Aunsthalle (nach Entwurf von
Z. Dietz^), München), zeigen bei großer Vielseitigkeit
eine glänzeitde stilistische Beherrschung der Technik.
Nicht minder vielseitig wie das Glas ist der
Toit. Seine künstlerische Bewältigung bewegt sich
in den weitesten Grenzen; die Produkte der Reramik
gehören deshalb einerseits zu den allerprimitivsten
menschlichen Erzeugnissen, anderseits nähern sie
sich nicht selten den höchsten k)öhen künstlerischer Be-
tätigung. Aber schon die primitiven prähistorischen
Gefäße, die vielleicht nicht einmal auf der Scheibe
gedreht, zum mindesten nicht glasiert sind, zeigen die
Neigung ihrer Verfertiger, durch einfache Linien-
anordnungen die Bedeutung einzelner Glieder hervor-
zuheben, mit einem Mort, sie in der Erscheinung
über das absolut Notwendige zu erheben. So wie
diese unbekannten Nrtöpfer mit ihren einfachen
Mitteln eben das gemacht haben, was sich dantit
machen ließ und wie sie dantit das relativ Beste an
Ausschmückung erreicht haben, so sind auch unsere
heutigen Gebrauchskeramiken stets dann am vorteil-
haftesten, wenn die Ausschmückung mit dem Zweck
des Gefäßes und mit den Dekoratiottsntittelit in Über-
einstimmung steht. Da hat z. B. Johann Glötzl,
Aallmünz, gewöhnliches Aüchengefchirrmaterial ge-
bracht, das bei aller Derbheit der Form doch erfreulich
ist durch die glänzenden, geschickt zusamntengestellten
Farbglasuren. Nicht minder erfreulich sind die sehr
appetitlichen Aochgeschirre von Sigm. fl). Meyer,
Bayreuth; das sieht fast aus, wie wenn es selber
ein leckeres Gebäck wäre. And die Aaffeegeschirre
sind in ihrem sattgrünen oder brautten, goldumsäum-
ten Aleid nicht ininder ansprechend. Gute Anläufe
in primitiver Technik nimmt Zoh. Lipp, Mering,
aber er bleibt oft auf halbem Mege stehen.
Einen starken Rückgang zeigt die sog. Majo-
lika, d. h. die bessere Steingutware in reicher Aus-
stattung durch fl)lastik und Farbe; das hängt natürlich
mit unserer Abwendung vom Ornament, von reicher
Farbenpracht, von allem Überladenen eng zusammen.
*) Abbildungen davon folgen später.
76 (—765. Brechen von Theodor 6 ei den, München. (Wirkt. Größe.) Muster gesch.
76\. Gold mit perlen. 762. Gold mit 7 Saphiren und 6 Barockperlen. 763. Gold, Diamant und perlen.
schlifftechnik sich endlich auch in Aünstlerkreisen die ihr
gebührende Schätzung errungen hat. Vor 20 Jahren
galten die Butzenscheiben alles; jedes Büfett, jeder
Bücherschrank wurde damit beglückt, und man ver-
rammelte sich damit die schönste Aussicht, wenn man
sein Zimmer recht „gemütlich" machen wollte. Zetzt
endlich sind wir des sauber geschliffenen Glases froh
geworden; wir fetzen die facettierten, handgroßen
Scheibchen gerne in unsere Glaskästen ein und er-
götzen uns an dem durch die Lichtbrechung an seinen
fl)rismenkanten erzeugten Farbenspiel, wie man sich
früher an dem wirren Geflimmer der Butzenscheiben
gefreut hat.
Soweit das Tafelglas als buntes, überfangenes,
gewelltes etc. Glas zur Verglasung von Fenstern, zu
Glasmalereien ufw. in Gebrauch fleht, ist es be-
sonders durch die „Vereinigten Zwiese ler und
fl) i r n a e r Farbglaswerke, München" vertreten; ihre
fl)roben bieten die Gewähr unbegrenzter Vielseitigkeit
und bringen den Beweis, daß wir nicht mehr, wie
noch vor (0 Zähren, auf Einfuhr amerikanischen
Opaleszentglases angewiesen sind.
Damit sind wir auf dem Gebiete der Glas-
malerei angelangt, in der manche gute Arbeit im
Aunstgewerbehaus ausgestellt ist, von der Mayer-
schen bsofkunstanflalt, F. V. Zettl er, A. de
Bo u che etc. in München und den Gebr. Schmitt
in Bamberg; von besonderem Znteresse sind die von
O. Lohr, München, gemalten Glasbilder nach Ent-
würfen von Augustin fl) ach er, seltsam phantastische
Aompositionen, aber der Glasmaltechnik vorzüglich
angepaßt.
Die Mosaik ist unseres Miffens auf einer-
bayerischen Landesausstellung etwas Neues. Es
verdient deshalb ganz besonders hervorgehoben zu
werden, daß sie, wenn auch nicht mit ausgedehnten
Bildern, so doch mit sehr ansehnlichen Leistungen
durch Th. Raueckers Lsof-Aiosaik-Aunstanstalt,
München-Solln, vorzüglich vertreten ist. Mehrere figür-
liche Bilder und die großen ornamentalen Füllungen
an der Fassade der Aunsthalle (nach Entwurf von
Z. Dietz^), München), zeigen bei großer Vielseitigkeit
eine glänzeitde stilistische Beherrschung der Technik.
Nicht minder vielseitig wie das Glas ist der
Toit. Seine künstlerische Bewältigung bewegt sich
in den weitesten Grenzen; die Produkte der Reramik
gehören deshalb einerseits zu den allerprimitivsten
menschlichen Erzeugnissen, anderseits nähern sie
sich nicht selten den höchsten k)öhen künstlerischer Be-
tätigung. Aber schon die primitiven prähistorischen
Gefäße, die vielleicht nicht einmal auf der Scheibe
gedreht, zum mindesten nicht glasiert sind, zeigen die
Neigung ihrer Verfertiger, durch einfache Linien-
anordnungen die Bedeutung einzelner Glieder hervor-
zuheben, mit einem Mort, sie in der Erscheinung
über das absolut Notwendige zu erheben. So wie
diese unbekannten Nrtöpfer mit ihren einfachen
Mitteln eben das gemacht haben, was sich dantit
machen ließ und wie sie dantit das relativ Beste an
Ausschmückung erreicht haben, so sind auch unsere
heutigen Gebrauchskeramiken stets dann am vorteil-
haftesten, wenn die Ausschmückung mit dem Zweck
des Gefäßes und mit den Dekoratiottsntittelit in Über-
einstimmung steht. Da hat z. B. Johann Glötzl,
Aallmünz, gewöhnliches Aüchengefchirrmaterial ge-
bracht, das bei aller Derbheit der Form doch erfreulich
ist durch die glänzenden, geschickt zusamntengestellten
Farbglasuren. Nicht minder erfreulich sind die sehr
appetitlichen Aochgeschirre von Sigm. fl). Meyer,
Bayreuth; das sieht fast aus, wie wenn es selber
ein leckeres Gebäck wäre. And die Aaffeegeschirre
sind in ihrem sattgrünen oder brautten, goldumsäum-
ten Aleid nicht ininder ansprechend. Gute Anläufe
in primitiver Technik nimmt Zoh. Lipp, Mering,
aber er bleibt oft auf halbem Mege stehen.
Einen starken Rückgang zeigt die sog. Majo-
lika, d. h. die bessere Steingutware in reicher Aus-
stattung durch fl)lastik und Farbe; das hängt natürlich
mit unserer Abwendung vom Ornament, von reicher
Farbenpracht, von allem Überladenen eng zusammen.
*) Abbildungen davon folgen später.