Das Aunstgewerbe auf der Nürnberger Ausstellung.
766. Pokal, silbervergoldet; von Leop. Lberth, München.
(2/s d. wirkl. Größe.)
oder glänzend, sind sie gewiß nicht ohne Bedeutung
für die Aufrechterhaltung dieses ganzen keramischen
Zweiges. IVer sich dabei aber der alten, flott gra-
vierten oder mittels Stempel oder Model, ohne Rück-
sicht auf geometrische Regelmäßigkeit lustig ornamen-
tierte Steinzeugkrüge mit ihren: verwegenen Blatt und
dem leuchtenden Violett erinnert, dem erscheinen diese
neuen Sachen wie verarmte Nachkommen eines einst
einflußreichen Landadels und es beschleicht ihn Weh-
mut über die entschwundene „Burschenherrlichkeit"'
Unter dem Porzellan macht sich namentlich
die Nymphenburger Manufaktur durch künstlerisches
Streben bemerkbar (vgl. Abb. S. 29 \ in £)eft sO).
Spielen auch alte Modelle aus dem s8. Zahrh. hier
entschieden eine große Rolle, so läßt sich doch nicht
bestreiten, daß daneben eine Menge junger Sproßen
in die k)öhe geschossen sind, die der Hoffnung Raum
geben, daß diese mit den Jahren wertvolle, frucht-
tragende Bäume werden. Wir hoffen später auf
Einzelheiten zurückzukommen und heben darum hier
nur hervor, daß die Manufaktur in Scharffeuerfarben
eine bemerkenswerte Sicherheit erlangt hat, daß sie
— soweit wir wahrgenommen haben — in päte-sur-
pate-Arbeiten ohne Wettbewerb dasteht (Abb. 80s,
Teller von L. T. Frenz el, München) und daß sie
schließlich auch in plastischen Neubildungen (besonders
schöner Tierfiguren) Bedeutendes leistet. Zn letzterem
Zweig ist auch Rudolf Lenck, si)assau, viel be-
schäftigt; im Einblick darauf, daß es sich hier zu-
meist um Massenware handelt, muß man das Ge-
leistete anerkennen.
Eine Überraschung seltener Art bietet die noch
junge Fabrik von Thomas & Ens, Markt-Red-
witz ; sie muß unter guter Leitung stehen, wenn sie
schon nach kaum zweijährigem Dasein sich auf den
Kampfplatz einer Ausstellung begeben und Siege er-
ringen kann. Es gehört Selbstbewußtsein und sicheres
Rönnen dazu, gleich bei der ersten Gelegenheit mit
neuen Versuchen zu kommen, die vielleicht noch nicht
in allen Teilen geglückt sind, aber doch von neuen
Zdeen zeugen und zum Fortschreiten reizen: Vasen
und ähnliches, deren Flächenschmuck aus der noch
uneingebrannten Glasur ausgekratzt und wieder mit
einer Scharffeuerfarbe ausgefüllt ist (Abb. 802—80fl).
Dann aber hat die Fabrik auch in feinem Geschirr
sehr glückliche Griffe getan (Abb. 8O0 u. 806). Die
Gestaltung des Geschirres ist ja dem jetzigen Ver-
langen gemäß im ganzen einfach, aber die Henkel,
Füße und Deckelknöpfe sind bei aller Einfachheit
wohlausgebildet; die tiefblaue Aobaltdekoration (Rnter-
glasur) mit der zarten aufgesetzten Goldzeichnung
geben dem Tafel- und Frühstücksgeschirr eine Feinheit
und Vornehmheit, die die ganze Gruppe auf eine
weit über das Alltägliche hinausgehende Stufe er-
heben. Ähnliches läßt sich von den Geschirren von
si)h. Rosenthal de To., Selb, sagen (Abb. 807
und 808). Minder glücklich scheint uns, was Jäger
& To., Markt-Redwitz, in Nnterglasurmalerei machen;
das nimmt sich manchinal aus, wie ein schwäch-
767. bsostienbehälter, vergoldetes Silber init Amethysten: von
Leox. Lberth, München, d. wirkl. Größe.)
766. Pokal, silbervergoldet; von Leop. Lberth, München.
(2/s d. wirkl. Größe.)
oder glänzend, sind sie gewiß nicht ohne Bedeutung
für die Aufrechterhaltung dieses ganzen keramischen
Zweiges. IVer sich dabei aber der alten, flott gra-
vierten oder mittels Stempel oder Model, ohne Rück-
sicht auf geometrische Regelmäßigkeit lustig ornamen-
tierte Steinzeugkrüge mit ihren: verwegenen Blatt und
dem leuchtenden Violett erinnert, dem erscheinen diese
neuen Sachen wie verarmte Nachkommen eines einst
einflußreichen Landadels und es beschleicht ihn Weh-
mut über die entschwundene „Burschenherrlichkeit"'
Unter dem Porzellan macht sich namentlich
die Nymphenburger Manufaktur durch künstlerisches
Streben bemerkbar (vgl. Abb. S. 29 \ in £)eft sO).
Spielen auch alte Modelle aus dem s8. Zahrh. hier
entschieden eine große Rolle, so läßt sich doch nicht
bestreiten, daß daneben eine Menge junger Sproßen
in die k)öhe geschossen sind, die der Hoffnung Raum
geben, daß diese mit den Jahren wertvolle, frucht-
tragende Bäume werden. Wir hoffen später auf
Einzelheiten zurückzukommen und heben darum hier
nur hervor, daß die Manufaktur in Scharffeuerfarben
eine bemerkenswerte Sicherheit erlangt hat, daß sie
— soweit wir wahrgenommen haben — in päte-sur-
pate-Arbeiten ohne Wettbewerb dasteht (Abb. 80s,
Teller von L. T. Frenz el, München) und daß sie
schließlich auch in plastischen Neubildungen (besonders
schöner Tierfiguren) Bedeutendes leistet. Zn letzterem
Zweig ist auch Rudolf Lenck, si)assau, viel be-
schäftigt; im Einblick darauf, daß es sich hier zu-
meist um Massenware handelt, muß man das Ge-
leistete anerkennen.
Eine Überraschung seltener Art bietet die noch
junge Fabrik von Thomas & Ens, Markt-Red-
witz ; sie muß unter guter Leitung stehen, wenn sie
schon nach kaum zweijährigem Dasein sich auf den
Kampfplatz einer Ausstellung begeben und Siege er-
ringen kann. Es gehört Selbstbewußtsein und sicheres
Rönnen dazu, gleich bei der ersten Gelegenheit mit
neuen Versuchen zu kommen, die vielleicht noch nicht
in allen Teilen geglückt sind, aber doch von neuen
Zdeen zeugen und zum Fortschreiten reizen: Vasen
und ähnliches, deren Flächenschmuck aus der noch
uneingebrannten Glasur ausgekratzt und wieder mit
einer Scharffeuerfarbe ausgefüllt ist (Abb. 802—80fl).
Dann aber hat die Fabrik auch in feinem Geschirr
sehr glückliche Griffe getan (Abb. 8O0 u. 806). Die
Gestaltung des Geschirres ist ja dem jetzigen Ver-
langen gemäß im ganzen einfach, aber die Henkel,
Füße und Deckelknöpfe sind bei aller Einfachheit
wohlausgebildet; die tiefblaue Aobaltdekoration (Rnter-
glasur) mit der zarten aufgesetzten Goldzeichnung
geben dem Tafel- und Frühstücksgeschirr eine Feinheit
und Vornehmheit, die die ganze Gruppe auf eine
weit über das Alltägliche hinausgehende Stufe er-
heben. Ähnliches läßt sich von den Geschirren von
si)h. Rosenthal de To., Selb, sagen (Abb. 807
und 808). Minder glücklich scheint uns, was Jäger
& To., Markt-Redwitz, in Nnterglasurmalerei machen;
das nimmt sich manchinal aus, wie ein schwäch-
767. bsostienbehälter, vergoldetes Silber init Amethysten: von
Leox. Lberth, München, d. wirkl. Größe.)