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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 56.1905-1906

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Gmelin, Leopold: Das Kunstgewerbe auf der Nürnberger Ausstellung, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.10293#0380

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Pas Kunstgewerbe auf der Nürnberger Ausstellung.

c7?n. 778. Perlenhalsband; von Karl Rothmüller; München. Schlnßftück und Zwischenglieder ans Gold mit
®paleu, Perlen und (Vlivinen besetzt; im Rahmen des Mittelstückes schwarzes Email. (Gesamtdarstellung ea. 2/. der

wirkl. Größe; Detail in wirkl. Größe.)

machen reizen. Aber für manche Zweige des Annft
gewerbes, namentlich in bezug auf Raumkunst und
künstlerische Metallbearbeitung wird die diesjährige
Nürnberger Ausstellung immerhin eine nicht zu über-
sehende Nebenstation bilden. £. Gmelin.

Nachwort. Mir sind bemüht gewesen, von der Aus-
stellung nach ihrer kunstgewerblichen und raumkünstlerischen
Seite hin eine möglichst zutreffende Charakteristik zu geben,
fühlten uns aber allerdings in bezug auf die Abbildungen
wesentlich behindert durch Maßnahmen der Ausstellungsleitung,
welche die freie Mahl des Photographen von vornherein un-
möglich machten, während der das Monopol besitzende Photo-
graph nicht in jeder pinsicht die nötige Erfahrung besaß. Bei
dieser Sachlage mußte man sich bei manchen Räumen oder
Einzelgegenständen mit unvollkommenen Aufnahmen begnügen,
wenn man nicht ganz auf die betreffenden Gbjekte verzichten
wollte; glücklicherweise war wenigstens der überwiegende Teil
der abgebildeten Münchener Einzelarbeiten bereits vor deren
Abfendnug nach Nürnberg photographiert worden. Die ge-
nannten Maßnahmen der Ansstellnugsleitung, welche wahr-
scheinlich zur Folge haben werden, daß die bildlichen Er-
innerungszeichen von der Nürnberger Ausstellung sich weniger
vorteilhaft ansnehmen als man zu erwarten berechtigt ist, sind
wohl darauf zurückzuführen, daß man dem finanziell am vor.
teilhaftesten scheinenden Angebot den Zuschlag erteilt hat.

Ist schon dies bedauerlich, so darf im pinblick auf die
Mitwirkung der Künstler an Ausstellungen überhaupt nicht
stillschweigend über die Art und Meise hinweggegangen werden,
wie die künstlerischen Interessen den geschäftlichen vielfach hint-
angesetzt wurden. Das pervordrängen des geschäftlichen Lha-
rakters der Ausstellung ist der störendste Zug der ganzen Ver-

anstaltung: bei zahlreichen Ausstellungsgruppen des Paupt-Indu-
striegebäudes ist groß und deutlich der kaufmännische Ver-
treter in so aufdringlicher Meise genannt, daß der Name
des Verfertigers daneben verschwindet; — man sucht ihn schon
gar nicht mehr, weil man den Namen des Vertreters für den
des Verfertigers hält.

Meit mehr noch aber wird der Geschäftscharakter der
Ausstellung gekennzeichnet durch das nicht allzu seltene ver-
schweigen des Künstlers I An der Fassade der Ausstellung
des verkehrsininisterinms ist ein großes Relief — „Naturkraft,
gebändigt durch die Wissenschaft" — angebracht, an dem unten
in handgroßen Buchstaben steht: „Ausgef. v. G. Beckert,
Stuckgeschäft Nürnberg" — und „Lithinmaterial von I.
Kn ab, Kommerzienr. Steinfels. Nach dein Namen des
Künstlers sucht man vergeblich, selbst in dem „Offiziellen Führer
durch die Ausstellung". Ebenso vergeblich sucht man im Paupt-
katalog nach den Künstlernamen z. B. bei den von den ver-
schiedenen Gewerbevereinen re. zusammengestellten Zimmern,
wo jeder Mitarbeiter mit besonderer Nummer einzeln aufgeführt
ist, während von dem leitenden Architekten nichts verlautet,
wahrscheinlich weil er — keine platzmiete bezahlt hat; glück-
licherweise haben die Teilnehmer an solchen Sammelgruppen
meist selbst dafür gesorgt, daß man wenigstens bei ihrer Koje
den Namen des Leiters stndet. Mas übrigens die Platzmiete
betrifft, so scheint sie dein Unternehmen nicht hoch genug zu
sein, weil es den Ausstellern, die doch sonst reichlich belastet
find, keine Freikarten verabfolgte. Ähnlich steht es bei den —
allerdings keine platzmiete zahlenden Ausstellern in der Kunst-
halle, die auf Antrag, gegen Einsendung der Photographie
des Antragstellers und einer Schreibgebühr von z,zo M. eine
freie Eintrittskarte für die ganze Dauer der Ausstellung er-
halten, während znm freien Eintritt in die Kunstausstellung
allein die Anmeldung im dortigen Sekretariat genügt.
 
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