Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 60.1909-1910

DOI Artikel:
Lory, Karl: Monismus der Kunst?
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.9044#0058

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Monismus der Ami st ?

72—75. Bauplastiken;
vonIak.ks off mann, München.

73. „Der Tanz";
am Gesellschaftshaus des Vereins
„Frohsinn" in Aschaffenburg.
Modellskizze, (wirk!. kföhe;,8 m.)
74 u. 75. Säulenträger für die
Kirche in Blaichach (Allgäu.)

ein Drama schreiben, der größte 2Tiufifer es kom-
ponieren, der größte Dealer die Szenerien dazu schaf-
fen usw. In diesen poetischen Utopien haben wir
es auch mit dem bewußten Zusammenwirken
aller Aünste zu tun, aber in voller Harmonie,
unter völliger Wahrung der freien
Individualität, der Selbständigkeit
des einzelnen Aunstzweiges. Jedoch

»Reicht beieinander wohnen die Gedanken,

Doch hart im Raume stoßen sich die Sachen,

Wo eines Platz nimmt, muß das andre

rücken",

das Dichtcrwort trifft auch hier zu,
und zwar buchstäblich. Wir hörten
oben, Bartning verntisse ait der
modernen Malerei die „Idee". Er
meint das aber nicht in dem Sinne,
iu dem man etwa Aaulbachs Histo-
rienbilder Ideenmalerei nennen kann.

Am Schluß seines Aufsatzes läßt er
ahnen, worin er die leitende Idee
für das gesantte Kunstschaffen der
Gegenwart, besser gesagt vielleicht
der Zukunft, erblickt: in der Be-
rücksichtigung des R a u m c s.

„Es gibt wieder eine Wissenschaft
von den Elementen des Raumes,
es gibt ein Gefühl des Raumes, eine
Aunst des Raumes." Daß die aus-

a n. Mit dein Gefühl, mit der Aunst des Raumes,
mit der Wissenschaft von den Elementen des Raumes
„verbinden sich Wissenschaft, Gefühl und Aunst der
Funktion, die das Leben der deit Raum schaf-
fenden Elemente bedeutet." ZITit anderen
Worten: Das einzige psychologische
Leitmotiv bei allem Aunstschaffen
soll in der Berücksichtigung der räum-
lichen Funktion des betreffenden
Aunstwerkes bestehen.

Daß aber dieser „psychologische"
Monismus der Aunst tatsächlich auf
Unterdrückung aller selbständigen
Malerei und Plastik, überhaupt alles
selbständig-freien Schaffens nach an-
deren als räumlichen Gesichtspunkten
ausgeht, das erhellt aus dem Ar-
tikel von Heinrich Tessenow „Das
alte Handwerk, sein Untergang und
neues Leben" in der gleichen Zeit-
schrift („Das Werk", Iahrg. fstOst,
\. Heft, 5. 2 ff.). Hier ist die Rede
von einer Zeit, in der es tatsächlich
nur mehr eine Aunst, eine Sach-
kunst im einseitigsten Sinne des
Wortes, gibt; in der also das Schlag-
wort vom „Monismus der Aunst"
praktische Bedeutung erlangt hat;
in der auch, wie eingangs schon

fchließliche Berücksichtigung des Raumes, die Er-
hebung der Frage nach der Raumwirkung zur lei-
tenden Idee des gesamten Aunstschaffens tat-
sächlich für diesen „Monismus der Aunst" das A
und D bedeute, geht aus den Worten Bartnings
über die „Funktion" hervor. Er erkennt eine
andere Funktion künstlerischen Schaffens
als die räumliche überhaupt nicht mehr

angedeutet, die Aunst ge wer beschulen eine nie vor-
her zu ahnende Bedeutung erreicht, alle anderen
Aunstschulen verdrängt haben.

„wo eines Platz nimmt, muß das andre weichen."

Die Aunstakademien und Malschulen den Aunst-
gewerbeschulen, Malerei und Plastik einer lediglich
auf räumliche Funktionen bedachten Sachkunst. Mit

43
 
Annotationen