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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 60.1909-1910

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Lasser, Moritz Otto von: Das Heliotinverfahren von Meisenbach, Riffarth & Co., München
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https://doi.org/10.11588/diglit.9044#0134

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Das Veliotintverfahren von ITTeifcnbarfj, Riffarth & c£o., München.

230 u. 23t- Meßgewänder (vorder- und Rückseite.)

Entwurf von Larl Bauer-Ulm, ausgeführt von M. Jörres, München. (Schwarz.)

Tonwert, kein Licht, kein Schatten, kein Detail leiden,
aber auch die Gesamtwirkung eines Interieurs bei-
spielsweise soll nicht beeinträchtigt werden, nicht ver-
loren gehen. Das peliotintverfahren nun gleicht
einem gar köstlichem Spiegel. Schon sein schier un-
glaublicher Reichtum an Nuancen fällt dem Maler
aufs angenehmste auf. Die Nuance aber ist es,
die die malerische» Werte eines Bildes zumeist schafft,
von der Biegsamkeit der Tönung hängen Wohllaut
und Harmonie des Gemäldes ab, sie, die wohl-
vorbereitete Nuance steigert (siehe Makart!) die große
Harbfläche — ein nacktes Weib — bis zum dra-
matischen Geschehen und macht Rembraudts Dunkel
so edel, so lebensiirrend und seine Lichtführung so
reich an malerischen „Zufälligkeiten" und köstlich-
keiten. Tin ganzer Ton ist plump, ist nichts, ein
gebrochener ist viel und voll von Geheimnissen,
viele kleine und feine Töne aber. . . ach, die er-
geben zusammen eine ganze, eigene Welt, in der das
Licht Leben und Tragik bedeutet, und die tiefen,
samtenen Schatten Ruhe, Tod . . . Wenn nun aber
ein so gewaltiger Meister, ein solcher Richter über
Licht und Dunkel wie Rembrandt auf den peliotint-

blättern glänzende Siege seiner Aunst feiert, so muß
doch hier auch die Farbe, die Materie sehr viel wert
sein, von großer Kultur, möcht ich sagen. So ist
es auch. Blättern wir diesbezüglich nur ein wenig
in unsren Mappen!

Schöne Architekturausnahmen treten mit der
ganzen Schnittigkeit der Wirklichkeit in die Erschei-
nung. Interieurs spiegeln sich mit all dem intimen
Duft ab, den nur ein Narr in Worten nachlallen
möchte. In einer Fabrik schimmern die Metall-
rollen, kalt und drohend liegt das Licht auf den
Flächen der Maschinen, und die Pfeiler und Gebälke
der Decke und die vielen Geraden und die vielen
Räder: das ist alles verkörperte Mathematik. Da-
gegen gibt sich die Weinkarte des Kurhauses in
Wiesbaden recht behäbig . . . erhebt sich aber gleich-
wohl bis zur Tat einiger Glanzlichter. Tin deko-
ratives Gemälde von Prof. Gpsis ist aber so wunder-
voll im Ton, daß man glaubt, man habe es nur
mit einem Traum zu tun; des Meisters berühmte
Kohlenzeichnungen waren nie weichtöniger, nie
schimmernder, klingender . . . Nun ein Mädchen-
antlitz! Tine Porträtstudie — aber nein, über eine
 
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