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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 60.1909-1910

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vom Büchermarkt.

kurz, gibt alles was uns seelisch am Entwickelungs-
gairg und an den Erlebnissen Rembrandts fesselt,
sie charakterisiert die Umgebung und die Zeit des
Meisters, sie analysiert und wertet seine Werke in
einer Weise, die künstlerisch und wissenschaftlich voll-
gültig ist. Veth ist ja selbst ein hervorragender
Künstler — aber es wäre verkehrt, zu erwarten
daß uns in seiner Rembrandtbiographie subjektive
Ergüsse eines Malers über einen anderen geboten
werden. Das Buch — klein und handlich, daß man
es auch unterwegs lesen kann — ist so klar und
lebendig geschrieben, daß man gar nicht nach Ab-
bildungen verlangt. — Zeder Künstler wird sich
freuen, auf dieses kleine Buch aufmerksam gemacht
worden zu sein, denn es ist realistisch gefaßt im
besten Sinne des Wortes. — Wenn wir doch mehr
derartige prunklose Biographen und Biographien
hätten. Dr. E. W. Bredt.

rohmann, Paul, VTcuc Malereien für Decken
und wände. Berte VI 36 Tafeln (Preis 32 UI.)
und Serie VII l6 Tafeln (Preis 20 M.). Gilberssche
Verlagsbuchhandlung (Eugen Twietmeyer) Leipzig.

Ze länger, je mehr nähert sich das Publikations-
wesen auf dem Gebiet der dekorativen Kunst jener
Zone, in der es sich nicht nrehr darum handelt,
'Kenntnisse zu verbreiten oder Anregungen zu geben,
sondern daruin, ein Geschäft oder mindestens Reklame
zu machen; ja es scheint sich die Grenze zwischen
Geschäftsreklaine und Vorbildersammlung bisweilen
zu verwischen. Linoleum- oder Teppichfabriken,
Mosaikwerkstätten, graphische Kunstanstalten usw.
geben farbig illustrierte Kataloge heraus, aus denen
manches Blatt als Lehrmittel benutzt werden kann,
— und es gibt Vorbilderwerke, die weniger dazu
dienen, neuen Zdeen weitere Verbreitung zu sichern
oder den Beschauer zu eigenem Erfinden aufzu-
muntern, als dazu, ihren Herausgeber bekannt zu
machen und nebenbei Geschäftsverbindungen anzu
bahnen. Damit soll kein Vorwurf ausgesprochen,
sondern nur Tatsächliches festgestellt werden; auf die
Qualität desGebotenen brauchen dieseUnterströmungen
keinen ungünstigen Einfluß zu haben, wenn auch
die Gefahr dazu naheliegt. Vielleicht am üppigsten
blüht dieses Tun auf dem Gebiet der Dekorations-
malerei; keine Publikation moderner Wand- und
Deckenmalerei ohne die Ankündigung, daß für die
dargestellten Ornamente (und Figuren) sämtliche
Schablonen in bester Verfassung zu bestimmten
Preisen zu haben sind! Grohmanns „Neue Male
reien" stehen schon längere Zeit in erster Reihe, und
wenn man auch da und dort etwas anders zu
sehen wünscht, so bleibt doch ein namhafter Über-

schuß an Gutem, Aufnehmenswertem übrig. Ob
aber die Herrschaft der Schablone, besonders wenn
sie der „Maler" fertig kaufen kann, der wirklichen
Malerei förderlich ist, wird schwerlich jemand be-
weisen können; das gewaltsame Einschläfern der
eigenen Phantasie und das Verkümmern der frei-
händig arbeitenden Maltechnik im Bereich der Stuben-
malsrei muß zu deren Verderb führen. Dagegen
helfen auch keine „Ausstellungen bemalter Wohn-
räume". G.

»ittcr, (*1., Die Ramme aller Zeiten, von der
Steinzeit bis zur Gegenwart. Eine Samm-
lung von Abbildungen mit erläuterndem Text. Ver-
lag f?. A. L. Degener, Leipzig.

Der Verfasser sagt im Vorwort zu seiner vor-
nehm ausgestatteten Publikation — 3s0 Abbildungen
von Gebrauchs- und Zierkämmen — daß diese Mappe
die bescheidensten Ansprüche mache, als ein zufällig
aus Liebhaberei hervorgegaugenes Resultat seines
Sammeleifers. Dies ist insoweit zutreffend, als die
Sammlung nicht wirklich alle Zeiten umfaßt, Rokoko
und Empire fehlen. Um so reicher sind dagegen
die Kämme aus vorhistorischen Zeiten, der Antike,
des Mittelalters und der Renaissance sowie die der
Ostasiaten und der Naturvölker vertreten, in einer
Darstellung, die den höchsten Ansprüchen genügen
dürfte. Verschiedene erste Museen haben dem Ver-
fasser noch Material zur Verfügung gestellt. Wer
nicht selbst Fachmann ist, findet hier seltsame Über-
raschungen — einen richtigen Etuikamm aus der
Wikinger Zeit, den ältesten bekannten Klappkamm
aus vorchristlichen Zeiten, altassyrische und ägyptische
Kämme, die bereits zweiseitig, mit groben und
feinen Zinken, gearbeitet sind, die Gußform eines
Metallkammes aus der Bronzezeit und andere Ku-
riosa. Ein etruskischer Kamm stimmt in der Deko-
ration — zwei aus einer Schale trinkende Vögel —
mit einem byzantinischen Stück überein usw. — Der
zweite Teil der Mappe bringt Wunderwerke ost-
asiatischer Kunst aus Schildpatt, Elfenbein, Holz-
schnitzerei und Aechtwerk und höchst merkwürdige
Kämme der afrikanischen Negerstämme. Auf dem
letzten Blatte schließt sich der Ring: ein Kamm aus
europäischen Pfahlbauten erscheint neben dem Kamm
eines jetzt lebenden Negerstammes in Westafrika und
zeigt „wie das gleiche Bedürfnis die primitiven
Menschen, zeitlich durch Jahrtausende, räumlich durch
Tausende von Meilen getrennt, zu seiner Befriedi-
gung auf den gleichen Weg getrieben hat." Der
Verfasser datiert sein Werk aus England, dem Lande
der luxuriösen Publikationen; man möchte wünschen,
daß dieses sehr reiche, interessante Material auch

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