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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 60.1909-1910

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Lasser, Moritz Otto von: Das Korpshaus Cisaria (Regensburger Wurstküche): Architekt: Bauamtmann Richard Schachner
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https://doi.org/10.11588/diglit.9044#0231

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Das Rorpshaus „<£tfarta" (Regensburger Wurstküche).

390. Rorpshaus „Lisaria" (Regensburger Wurstküche);
Architekt Richard 5chachner. Aus dem Alte-therren-Zimmer.

(Abb. 269) — die Regensburger Würstchen daselbst,
dieser appetitliche Kranz, erscheinen in ihren natür-
lichen Farben und im selben Rot das launig ver-
schlungene „RWK". Einfachheit auch in der Farbe —
wer könnte es in der Regensburger Wurstküche wohl
anders erwarten? lind in der Form . . . dabei
denke ich aber jetzt an den Kleinkram. Das ganze
Gerät — ich erwähnte es zwar schon einmal flüchtig — 1
hat auch Schachner entworfen bezw. ausgewählt.
So mußten also auch die Gläser, Bestecke, Tisch- !
tücher, die Vorhänge mit passenden kunstgewerblichen
und architektonischen Qualitäten hervortreten, und
in der Tat ist in der „Regensburger" alles gediegene
Einheit, Architektur und Gewerbe.

Die überaus sorgfältig ausgeführte Wand- und
Deckentäfelung in der Gaststube ging aus den
Deutschen W e r k st ä t t e n für Handwerkskunst
(Karl Bertsch) in München hervor, die Tische und
Stühle fertigte die Möbelfabrik von V. Witt, die
Lüster die Firma Glaser öc Mildenberg er; die
Glasmalereien haben wir schon besprochen. Die Aus-
führung der Wandmalereien betätigte nach den Kar-
tons und Angaben von jOaul Neu Maler S. B.

5 ch ini tz. Wir treffen übrigens die Firma Bertsch
nochmals im goldgelben Alte-Herren-Zimmer. Ein
Büffet, bequeme Lehnstühle und einfache Stühle,
mehrere Tische — alle diese Einrichtungsgegenstände,
nach Zeichnungen von T. Bertsch durch die D. W.

f. £}. ausgeführt, bilden ja nebst Kleinerem den
Hausrat dieses Raumes. Und sind sehr hübsch und
sind sehr adrett zu schauen.

Wir verabschieden uns. Schlicht. Denn das
Korpshaus Tifaria braucht kein Unterstreichen, das
Restaurant, dem schönen München sicher nur zu
Nutz und Frommen, keine wehenden, kreischenden
Fahnen. Nur etwas soll noch gesagt sein. München
steht im Zeichen des Verkehrs. Es wird immer
mehr Fremden-, immer mehr große Stadt, in der
man jedoch zuletzt doch immer wieder das Kleine,
das Bodenständige, das Süddeutsche sucht... und mit
vollem Recht! Denn wir haben uns unserer Eigenart
nicht zu schämen. Aber sie hebe das, was das Volk
nur verworren schafft, auch empor zur Höhe echter
Kunst; aber sie gehe auch nicht in den Allüren einer
Weltstadt unter. Ich rede recht deutlich. Zn letzter
Zeit mehren sich die eleganten, ja höchst aufwändig
gehaltenen Läden in München. Große Baufabriken
bauen natürlich auf Wunsch von Geldleuten auch die
be—rühmten eleganten Restaurants. Nichts davor
und nichts dahinter. Aber das schändlichste: derlei
Fabrikarchitektur wird dann noch „so'n bischen
münchnerisch" aufgeputzt . . . fjof euch doch der
Teufel! Und der ehrliche Kunsthandwerker, der kleine
alte Meister steht dabei und schämt sich. Er könnte
so viel, er möchte so gerne zu Münchens Zier 'was
Gutes schaffen . . .

39;. Rorpshaus „Lisaria" (Regensburger Wurstküche);
Architekt Richard Schachner.

Büffet im Altecherren-Zimmer; von Rarl Bertsch.

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