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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 60.1909-1910

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Halm, Philipp Maria:: Max Heilmaier
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https://doi.org/10.11588/diglit.9044#0277

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Max Lfeilmaier.

QTla^ Heikmaier.

(Von (pH. (N. Hakm.

er sich heute ein Bild der Mün-
chener Plastik und ihrer Entwick-
lung während der letzten Jahr-
zehnte machen wollte, müßte wohl
fast ebensoviel, wenn nicht noch
mehr, außerhalb der Mauern der
Stabt nach den Zeugen dieses gewaltigen Auf-
schwunges Amschau halten als in München selbst.
Nicht allein, daß zahlreiche Merke Münchener Künstler
als Ergebnisse von Wettbewerben allüberall im
deutschen Lande ihre Aufstellung fanden; unver-
gleichlich wichtiger erscheint das Moment, daß eine
Reihe unserer besten Plastiker nach auswärts be-
rufen wurden und so zu Gründern von neuen
Pflanzstätten der Münchener Bildnerei geworden sind.
Nennt man die Besten, die so den Ruhm unserer
Kunst mit ihrer eigenen Person in das Land hiuaus-
trugen, wie Georg Wrba, Ignaz Taschner,
Theodor v. Gosen, so wird man auch nicht den
derzeitigen Professor der Kgl. Kunstgewerbeschule in
Nürnberg Max Heilmaier vergessen dürfen.

Zum ersten Male trat Max Heilmaier in die
weitere Öffentlichkeit, als er im brüderlichen Vereine
mit Heinrich Düll und Georg pezold in den Jahren
8f96—\899 das Friedensdenkmal schuf, das hoch-
ragend am rechten Ufer der Isar den prächtigen Ab-
schluß der Prinzregentenstraße bildet. Die eingehende
Würdigung, die unsere Zeitschrift diesem Werke (Jahr-
gang ssiOO, S. 289) gewidmet hat, überhebt uns, in
dem uns gesteckten Rahmen nochmals auf dasselbe
zurückzugreifen, zumal es schwer halten dürfte, den
persönlichen Anteil der drei Verbündeten sein säuber-
lich herauszulösen; denn meines Wissens herrschte bei
denselben nicht eine strenge Arbeitsteilung, sondern
alle waren an allem tätig, jeder wußte in bewun-
dernswerter Selbstzucht sich dein einmal fixierten
Eharakter der Deukmalsanlage ein- und unterzu-
ordnen. Nur starken Naturen sind solche Verzichte
möglich. Mir will scheinen, als ob Heilmaier, wie-
wohl er zweifellos für diese Aufgabe gleich seinen
beiden Genossen das Beste aus sich herausgeholt hat,
dennoch im Grunde seines Herzens dem Klassizismus,
wie ihn die Friedenssäule repräsentiert, nicht tiefer
zugetan war. Hätte er wohl sonst so ganz — ein paar
Kleinplastiken ausgenommen — sich von dem Studium
der Antike abgewandt und sich ihrem Einfluß ent-
zogen? Was Heilmaier seit jenem Werke geschaffen
hat, zeigt ihn jedenfalls auf völlig anderen Pfaden
und die Spuren, denen er folgte, lagen offenbar

seinem inneren Wesen näher. Er fand den Weg
zurück zum Boden, dem er entsprossen, und man darf
wohl sagen nicht zu seinem Schaden. Das deutsche
Mittelalter und die Frührenaissance wurden seiner
Kunst ein üppiger Nährboden, aber nicht etwa in

526. Apostel Paulus, in Wasserburg a. 3tnt. Ausführung
in Aalkstein. ('Ii2 d. wirkl. Größe.)

dem Sinne, daß man an Äußerlichkeiten ihren zwingen-
den Zauber erkennen könnte, keineswegs; selten wird
man den Eindruck bei seinen Arbeiten gewinnen, als
habe man dies oder jenes da oder dort schon ge-
sehen. Vielmehr erkenne ich den Segen seiner Vor-
bilder in dem absoluten Erfassen des inneren Kernes

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